Schilddrüse

Wissenschaft aktuell: Wissenswertes über die Schilddrüse

Die Schilddrüse ist wohl die „bekannteste“ Hormondrüse des menschlichen Körpers. Funktionsstörungen der „Glandula thyreoidea“ treten in der Bevölkerung relativ häufig auf. Auch berichten verschiedene Studien über einen Zusammenhang von Schilddrüsenerkrankungen und der Entstehung von beispielsweise Morbus Basedow oder Alzheimer, berichtet heute Anja Baustian von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. aus Aachen.

Die endokrine Drüse produziert die iodhaltigen Hormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Die Ausschüttung dieser Stoffwechselturbos wird durch das Hypophysenhormon TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) gesteuert. In Abhängigkeit des TSH-Spiegels findet eine Abgabe von T3 und T4 ins Blut statt.

Diese lebenswichtigen Hormone wirken in nahezu allen Körperzellen und regen dort den Energiestoffwechsel an. Die wichtigsten Funktionen sind:
– Erweiterung der Gefäße
– Erhöhung des Pulses und Grundumsatzes
– Steigerung des Blutdrucks
– Anstieg der Körpertemperatur
– Steigerung der Eiweißsynthese
– Steigerung der Cholesterinsynthese
Ferner sind T3 und T4 für Wachstum und Differenzierung der Körperzellen notwendig. Bei einer Unterversorgung mit Iod über die Nahrung kann es zu verschiedenen Funktionsstörungen des Organs kommen. Erkrankungen der Thyreoidea äußern sich häufig in morphologischen Veränderungen, sprich es kann zu Vergrößerungen des Schilddrüsengewebes (Struma) bis hin zu Knoten- und Kropfbildung kommen. Des Weiteren treten Entzündungen und bösartige Entartungen auf.

Bei der so genannten Hashimoto-Thyreoiditis, benannt nach seinem Entdecker Hakaru Hashimoto im Jahre 1912, handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die durch eine chronische Entzündung der Schilddrüse gekennzeichnet ist. Infolge der Aktivierung von Antikörpern des Immunsystems, die sich gegen das körpereigene Schilddrüsengewebe richten, kann es zur vollständigen Zerstörung der Schilddrüse kommen. Aufgrund der unzureichenden Produktion von T3 und T4 im Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis besteht die Gefahr einer Unterfunktion, die mit einer Verlangsamung aller Lebensprozesse, einem erniedrigten Grundumsatz, einer Einschränkung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit sowie einem Wachstumsstillstand einhergeht. Eine Iodsupplementierung bei gesunden Menschen steht dabei in Verdacht die Erkrankung auszulösen. Eine Zufuhr bis zu 200 Mikrogramm Iod pro Tag ist jedoch in aller Regel unbedenklich und sollte täglich mit der Nahrung aufgenommen werden.

Eine Ausnahme bilden hierbei Schwangere und Stillende. Hier steht die Entwicklung der kindlichen Schilddrüse im Vordergrund. Diese sollte ausreichend mit Jod versorgt sein, um frühkindlichem Kropf sowie Kretinismus entgegenzuwirken. Für Schwangere liegt der tägliche Iodbedarf bei 230 Mikrogramm, für Stillende bei 260 Mikrogramm pro Tag.

Aktuelle Studien zeigen, dass eine Schilddrüsenfehlfunktion das Risiko für die Entstehung weiterer Erkrankungen erhöht. So belegte ein iranisches Forscherteam einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Schilddrüsenerkrankungen und Achalasia, einer Erschlaffungsunfähigkeit des Schließmuskels (1). Weitere Untersuchungen beschäftigten sich mit der Verkettung von Demenz und Schilddrüsenhormonen. Bislang lieferten die Ergebnisse jedoch keine eindeutigen Hinweise darauf, dass T3 und T4 eine Demenz auslösen beziehungsweise negativ beeinflussen (2).

Die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen ist somit nicht nur zur Vermeidung der Symptome, sondern vielmehr zur Aufrechterhaltung ihrer Funktion von großer Bedeutung.

Literatur:
(1) Emami MH, Raisi M, Amini J, Daghaghzadeh H. Achalasia and thyroid diseaseWorld J Gastroenterol. 2007 Jan 28;13(4):594-599

(2) de Jong FJ, den Heijer T, Visser TJ, de Rijke YB, Drexhage HA, Hofman A, Breteler MM. Thyroid hormones, dementia, and atrophy of the medial temporal lobe. J Clin Endocrinol Metab. 2006 Jul;91(7):2569-2573. Epub 2006 Apr 24

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