Die Stimmung in der deutschen Weinwirtschaft ist im Vorfeld der ProWein 2007, der internationalen Leitmesse für Weine und Spirituosen (18. bis 20. März) sehr optimistisch. Grund zur Freude haben die deutschen Weinproduzenten nicht zuletzt aufgrund der guten Inlandsnachfrage nach ihren Weinen. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt, konnten sie 2006 im Vergleich zum Vorjahr ihren Absatz im Lebensmittelhandel um 7,8 Prozent steigern. Über alle Einkaufsstätten gesehen stammen mittlerweile wieder 46,5 Prozent aller bezogenen Weine aus dem eigenen Land. Wertmäßig erreichen die deutschen Weine sogar einen Marktanteil von 51 Prozent (bezogen auf den Gesamtweinmarkt von 16,6 Mio. Hektolitern und einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 20,1 Litern.
Der 2006er Jahrgang lässt darauf hoffen, dass sich dieser positive Trend fortsetzt, denn die Ernte brachte gute bis sehr gute Qualitäten in die Keller. Leider gab es in einzelnen Betrieben wegen der teils erforderlichen stark selektiven Lese beträchtliche Ernteeinbußen, so dass sie der steigenden Nachfrage nicht immer im vollen Umfang gerecht werden können. Zur bevorstehenden ProWein profiliert sich der Jahrgang 2006 mit frischen, lebendigen und rassigen Weinen voller Aroma, Frucht und Fülle als ein durchweg guter Jahrgang, der harmonische Weine in allen Qualitätsstufen verspricht.
Unter den insgesamt rund 2.900 Ausstellern der ProWein präsentieren in diesem Jahr mehr als 730 Weingüter aus den 13 deutschen Anbaugebieten auf rund 16.000 Quadratmeter Netto-Ausstellungsfläche die Vielfalt der deutschen Weinszene. Damit ist die ProWein in Düsseldorf einmal mehr die weltweit umfassendste Leistungsschau der deutschen Weinwirtschaft. International renommierte Winzer und aufstrebende Weingüter sind genauso vertreten wie Kellereien, Genossenschaften und Markenartikler. Die meisten Weingüter haben sich in Gemeinschaftsständen zusammengeschlossen: Neben den Rheingauer Winzern in Halle 4 (Stand G 25), den Ahr Winzern (Halle 2, Stand B 60), den Rheinhessen (Halle 4, Stand G 66) und der Pfalzwein e.V. (Halle 5, Stand H 142) werden auch Weingüter unter dem Dach der Mosel-Saar-Ruwer-Wein (Halle 4, Stand D 68) und der Frankenwein-Frankenland (Halle 4, Stand G 33) ihre aktuellen Gewächse vorstellen. Der Weinbauverband Sachsen ist in Halle 5 (Stand H 79) mit einem Stand vertreten, eine Vielzahl der Württemberger Weingüter sind an den Gemeinschaftsständen in Halle 4 (Stand B 54 sowie Stand G42) präsent. Und auch Baden, das südlichste Weinland, zeigt zur ProWein mit zwei Gemeinschaftsständen in Halle 4 Flagge: Die Weinwerbezentrale Baden am Stand G 65 sowie das Weinland Baden am Stand G 87.
Das Deutsche Weininstitut, ideeller Träger der ProWein, greift in diesem Jahr den internationalen Trend zum Rosé auf und wird in Halle 4 am Stand G86 moderne Roséweine, -seccos und -sekte unter dem Motto „Frisch in den Sommer“ präsentieren. Darüber hinaus werden auf der Aktionsfläche des DWI-Standes Präsentationen von modernen, übergreifenden Produktkonzepten stattfinden. Wie jedes Jahr ist der DWI-Stand Kommunikationszentrum und Treffpunkt für Medienvertreter aus aller Welt.
Die im VDP organisierten Weingüter aus allen deutschen Anbaugebieten sind mit mehr als 100 Betrieben vertreten. Am Gemeinschaftsstand in Halle 4, Stand C 21 bis G 32 findet der Besucher einen geschmacklichen Querschnitt durch alle deutschen Weinregionen und einen Großteil der Rebsorten, die in Deutschland angebaut werden. Klassische Riesling-Betriebe wie das Weingut Weil/Rheingau, Johannes Leitz/Rheingau, Toni Jost-Hahnenhof/Mittelrhein, Haag/Mosel, Dr. Loosen/Mosel, Sankt Urbans-Hof/Mosel, Gunderloch/Rheinhessen, Keller/Rheinhessen, Dönnhoff/Nahe und Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan/Pfalz sind am VDP-Stand ebenso vertreten wie die renommierten Güter Dr. Heger/Baden, Ökonomierat Rebholz/Pfalz, Wehrheim/Pfalz, Salwey/Baden, die mit ihren Burgunder-Sorten den deutschen Wein in den internationalen Fokus gerückt haben, oder die deutschen Rotwein-Stars Paul Fürst aus Franken, Knipser/Pfalz und Huber/Baden.
Deutlich zu spüren ist eine Verjüngung der deutschen Weinszene. Dafür stehen nicht nur Zusammenschlüsse von Jungwinzern wie „Message in a bottle“ (Rheinhessen), „Nahe Talente“, „SüdpfalzConneXion“, „Leiwener Jungwinzer“ (Mosel) und „Junges Schwaben“. Der schon vor Jahren begonnene Generationswechsel hat in viele Traditionsbetriebe neuen Schwung gebracht. Erst vor wenigen Wochen hat die nächste Generation des „VDP. Die Prädikatsweingüter“ das erste bundesweite Netzwerk junger Winzer gegründet. Dabei geht es den 40 Youngsters zunächst um den internen Austausch von Erfahrungen und Wissen.
„Bio“ liegt im Trend
Während die Diskussion um die Zulassung neuer önologischer Verfahren und das lange in Fachkreisen umstrittene Thema „Spontanvergärung oder Reinzuchthefe“ aktuell etwas in den Hintergrund geraten sind, beschäftigen sich immer mehr deutsche Winzer mit dem biologischen Weinbau. Renommierte Güter zeigen ihre Bio-Weine am Stand des Ecovin-Bundesverbandes (Halle 4, Stand G 86). Aber auch weiter gehende biodynamische Anbaumethoden gewinnen – wenn auch fast unbemerkt von der Öffentlichkeit – langsam an Bedeutung in der Weinszene.
Das Thema „Terroir“ bietet nach wie vor ein Diskussionsfeld, wie Hansjörg Rebholz vom Weingut Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen/Pfalz bestätigt. Vor allem im Qualitätsbereich der Spitzengewächse ist „Terroir“ mit all seinen einflussgebenden Faktoren nicht nur ein weinbauliches Element sondern immer öfter auch eine beim Verbraucher nachgefragte Größe. „Herkunft Weinberg, Herkunft Rebsorte und Herkunft Winzer bilden das Dreigestirn, das bei optimaler Ergänzung verlässliche Spitzenqualität garantiert.“
Mit ihrem Konzept „DC Pfalz“ (Districtus Controllatus-kontrollierter Distrikt) möchte das zweitgrößte Anbaugebiet Deutschlands dazu dem Verbraucher auch im gehobenen Qualitätsweinbereich ein typisches und wiederholbares Geschmackserlebnis garantieren. Unter dem neuen Gütezeichen, das seit 2005 vergeben wird, sind ausschließlich trockene Weine der Rebsorten Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder und Dornfelder zugelassen.
„Trocken“ ist auch international auf dem Vormarsch
Gleichzeitig arbeitet die deutsche Weinwirtschaft mit zunehmendem Erfolg an der Etablierung ihrer Weine im In- und Ausland. Im vergangenen Jahr wurde im heimischen Markt immer öfter zum deutschen Wein gegriffen, Tendenz eindeutig trocken. Auch im internationalen Geschäft der deutschen Winzer ist „trocken“ auf dem Vormarsch. „Das Konzept der Großen Gewächse als trockene deutsche Spitzenweine greift langsam aber sicher“, sagt Peter Jost vom Weingut „Toni Jost-Hahnenhof“ in Bacharach. Und das eben nicht nur beim Verbraucher. „Auch die Gastronomie begrüßt das Konzept eines komplexen und kraftvollen Weines, der das alte Image „dünn und sauer“ längst vergessen macht.“ Mittlerweile interessieren sich selbst der französische, italienische und spanische Markt für trockene Weine aus Deutschland. Deutliche Zuwachszahlen verzeichnen die deutschen Winzer dazu insbesondere in USA wie auch in den skandinavischen Ländern, den Benelux-Staaten und der Schweiz. Ebenfalls sind die osteuropäischen Länder zunehmend an Weinen aus deutschen Kellern interessiert. Relativ stabil bleibt die Nachfrage nach feinherben und restsüßen Weinen: Die beschwingten, geschmackvollen und dennoch leicht bekömmlichen Weinen sind eine optimale Ergänzung zum „trockenen Portfolio“ und bieten bei wenig Alkohol viel Aroma.
An der Spitze der deutschen Rebsorten steht nach wie vor der Riesling, der diese verschiedenen geschmacklichen Spielarten bestens umsetzten kann. „Die Nachfrage hält weltweit an“, sagt Jochen Becker-Köhn vom Weingut Robert Weil/Rheingau, „auch in den USA, dem wichtigsten Export-Markt für deutsche Rieslinge, wird vermehrt nach „trocken“ verlangt“. Das verschafft dem Riesling neben seinen edelsüßen Spezialitäten zusätzliches Image und hat eine nicht zu unterschätzende Außenwirkung für
die gesamte deutsche Weinwirtschaft.
Neben Riesling glänzen auch andere Rebsorten
Aber es ist längst nicht mehr alles Riesling, was in Deutschlands Weinszene glänzt. Neben der etablierten Rebsorte bieten die deutschen Winzer immer öfter Spitzengewächse aus den Rebsorten Grau- und Weißburgunder, Silvaner, Chardonnay und Sauvignon blanc, die auch über den heimischen Markt hinaus Anerkennung finden und auf internationalen Wettbewerben hervorragend abschneiden. „Trotzdem wir mit 90 Prozent Anteil eigentlich ein klassisches Riesling-Weingut sind, spüren wir die Nachfrage nach Sauvignon blanc, auch Gewürztraminer und Muskateller sind rasend schnell ausverkauft“, sagt Gunther Hauck vom traditionsreichen Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan in Deidesheim.
Deutscher Rotwein macht Karriere
Auch die deutschen Rotweine gewinnen immer deutlicher an Profil. Seit Jahren leisten Weingüter wie Knipser/Pfalz, Fürst/Franken, Kesseler/Rheingau, Huber/Baden, Keller/Baden, Meyer-Näkel/Ahr, Stodden/Ahr Pionierarbeit. Mittlerweile gibt es nur noch wenige deutsche Weingüter, die keinen Rotwein im Angebot haben. Es ist vor allem der Spätburgunder, der das wachsende Renommee des „Deutschen Rotweins“ ausmacht. „Die USA entdecken deutsche Spätburgunder, aber auch die skandinavischen Länder fragen immer öfter nach roten Spitzenqualitäten“, freut sich Volker Knipser vom Weingut Knipser in Laumersheim/Pfalz. „Kraft bei Eleganz und Finesse sind gefragt, hochwertige Spätburgunder aus deutschen Weinbergen können diese Anforderungen erfüllen.“ Joachim Heger vom Weingut Dr. Heger in Ihringen/Baden sieht auch für die Sorten Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon in Zukunft gute Chancen. „Die Karriere des deutschen Rotweins steht erst am Anfang. Neben unserer interessanten Vielfalt im Weißweinbereich wird auch das rote Angebot weiter an Format gewinnen.“