Anne-Sophie Pic erhält den 3. Stern

Vorboten des Michelin Frankreich 2007

Seit 1933 wieder eine Frau mit höchster Auszeichnung

Am 28. Februar ist Guide-Michelin-Tag in Frankreich. Für manche Topköche eine letzte Gnadenfrist, bevor sie einen Stern verlieren und von den Kritikern der Gourmet-Bibel „Michelin“ ins Fegefeuer befördert werden. Für andere ist es die Wartezeit, bis sie durch den dritten Michelin-Stern „zur Legende werden“ („Le Figaro“).

Der Koch-Olymp wird weiblicher

Zum Glück gibt es bereits durchgesickerte Informationen (die Küchenwelt ist geschwätzig). Danach wird der Koch-Olymp weiblicher: Zum ersten Mal seit 1933 hat sich mit Anne-Sophie Pic wieder eine Frau die drei Sterne erkocht, die Höchstwertung des Guide Michelin.

Ihre Vorgängerin war 1933 die in Frankreich legendäre „Mère Brazier“, eine ebenso resolute wie wohlgenährte Dame. Damals gab es in Lyon eine ganze Reihe solcher „Mères“, Mütter, in Toprestaurants. Seither ging es frauentechnisch bergab. Unter den 50 besten Köchen der Welt taucht gerade einmal eine Frau auf (und die kocht noch mit ihrem Vater): Das französischen Avantgarde-Kochfestival „Omnivore“ brachte es fertig, keine einzige Frau in ihren 150 Namen starken Führer aufzunehmen. Offenbar hat sich Frauen-Fußball schneller durchgesetzt als Frauen-Kochen.

Wie sagte noch Altmeister Bocuse? “Ich liebe Frauen, sogar drei gleichzeitig – aber nicht in der Küche.“ Unausgesprochen hängen auch die meisten Bocuse-Kollegen einer modernen Ausführung der Prädestinations-Lehre an, die da lautet: Frauen kochen so selbstverständlich wie sie Kinder bekommen. Für zu Hause reicht das noch. Der Mann hingegen kocht nicht einfach, er ist k-r-e-a-t-i-v.

Die designierte 3-Sterne-Köchin Anne-Sophie Pic und ihre einzige 2-Sterne-Kollegin Helène Darroze finden dieses Raisonnement längst lächerlich. „Es gibt sicherlich den einen oder anderen Unterschied zwischen Mann und Frau“, sagt Helène Darroze, „aber letztlich gibt es nur zwei Küchen, eine gute und eine schlechte.“

Sterneköchin Anne-Sophie Pic

Die 37-jährige Anne-Sophie Pic ist eine Spätberufene. 1992 wurde die 23-Jährige nach dem Tod ihres Vaters Jaques (auch ein berühmter Koch) zurück ins südfranzösische Valence beordert. Der Familienrat entschied, dass sie das Restaurant des Vaters übernehmen musste. Allein: Sie studierte damals Betriebswirtschaft und kannte sich mit Buchhaltung besser aus als mit der Sterneküche.

Trotzdem fügte sie sich in die zunächst sehr undankbare Aufgabe. „Die Tochter vom Chef hat keine Ahnung, aber davon viel“, unkten die Mitarbeiter des Sternerestaurants „Pic“. Dann verlor sie 1995 den dritten Stern ihres Vaters, und der innerbetriebliche Kleinkrieg ging noch vor Gericht weiter: Ein Angestellter verklagte sie wegen „Diskriminierung“, scheiterte aber.

Es dauerte zehn schwierige Jahre, bis sie ihren Stil gefunden hatte, und heute behauptet ihr größter Fan, ihr Mann, ihre Gerichte mit verbundenen Augen zu erkennen: „Sie hat etwas luftig-leichtes und weiß wunderbar verschiedene Geschmäcker und Texturen zu kombinieren.“ Der als stockkonservativ bekannte „Michelin“ teilt seine Meinung und brachte es übers Herz, eine Frau in den Koch-Himmel zu befördern. In Deutschland hingegen gibt es keine Köchin mit Höchstbewertung. Ironischerweise haben sich die Frauen ausgerechnet in einem Land durchgesetzt, das bisher kaum als Hochburg der Gleichberechtigung bekannt war: In Italien gibt es drei 3-Sterne-Köchinnen, in Spanien eine – Resteuropa liegt noch brach.

Doch auch Altmeister Joel Robuchon beginnt umzudenken: „Früher hieß es, dass Frauen das Kochen mit der Muttermilch aufsaugen. Mittlerweile können sie diese Veranlagung auch zu ihrem Metier machen.“

Quelle: FocusOnline via www.die-besten-koeche.com

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