Bernhard Sitter ist der erste Diplom-Biersommelier Deutschlands

Bernhard Sitter hat es geschafft. Tagelang hat er Gläser geschwenkt, im Gegenlicht Farbe und Schaum beurteilt, Hopfenaromen gerochen und natürlich ausgiebig probiert. Jetzt hat der bayerische Wirt sein Diplom in der Tasche: Bernhard Sitter ist geprüfter Biersommelier. Was beim Wein längst üblich ist – jetzt gibt es auch den Experten, der dem Gast empfiehlt, welches Bier am besten zu einem Gericht passt. Denn dank fachkundiger Beratung bilden der Geschmack des Essens und das Aroma des Bieres eine köstliche Allianz. „In Deutschland gibt es über 5.000 Biersorten – wahre Geschmackssensationen sind das! Aber dafür haben wir hier noch gar kein Bewusstsein“, wettert der 40-jährige Wirt von „Gut Riedelsbach“ im Bayerischen Wald. Im vergangenen Sommer erzählte ihm ein befreundeter Kollege vom neuen „Diplomkurs Biersommelier“. „Sitter, hab ich mir sofort gedacht, das haben’s doch für dich erfunden!“ Und weil Herr Sitter ein Mann der Tat ist, hat er sich gleich angemeldet. Die Ausbildung zum „Biersommelier“ ist eine Kooperation der österreichischen Bier-IG mit der Brauakademie Doemens in München, die seit mehr als 100 Jahren Braumeister aus aller Welt ausbildet. Im vergangenen Herbst kam der Diplom-Lehrgang „Biersommelier“ dazu. Der hat nun schon zum zweiten Mal stattgefunden, Nachfrage: steigend. Die Teilnehmer kommen aus Hotellerie und Gastronomie, sind Brauer oder Brauerei-Vertriebsleute. Gemeinsam ist ihnen eins: „Allesamt sind sie im hohen Maß bierbegeistert. Die haben eine solche Freude am Bier und am Wissen rund ums Bier“, erzählt Dr. Wolfgang Stempfl, Geschäftsführer der Doemens-Akademie, mit erkennbarem Stolz. „Mit welcher Leidenschaft da geschnuppert, analysiert und nicht zuletzt verköstigt wird – das macht auch mir als Kursleiter großen Spaß.“ Auf dem Stundenplan des zweiwöchigen Intensivkurses stehen für die etwa 15 Teilnehmer Themen wie: Erstellen einer Bierkarte, Einbrauen eines Sudes, Sensorik-Praktikum, Bierverkostung. Und natürlich Prüfungen. „Ich musste ganz schön pauken“, so Rainer Diekmann, Vertriebsleiter einer großen Brauerei in NRW und glücklicher Bierdiplom-Besitzer. „Ich kann mein neues Wissen gut gebrauchen. Im Gespräch mit meinen Gastronomie-Kunden geht es jetzt auch verstärkt um die Qualität des Bieres, um mögliche Fehler in der Lagerung oder beim Ausschenken. Da kann man eine Menge machen, damit der Gast ein wirklich frisches, leckeres Bier bekommt.“ Der bayrische Wirt Sitter ist genauso begeistert und setzt seine Ideen auch schon um. „Ich biete seit kurzem Bier-Kulinarien an, die laufen jetzt schon bombig. Das sind große, mehrgängige Menüs, bei denen man acht bis zehn verschiedene Biere verkostet. Meine Frau Petra ist Küchenchefin, die kocht dann auch mit Bier. Wichtig ist, dass der Eigengeschmack der Zutaten unterstrichen wird. Auf keinen Fall darf man mit dem Bier das Essen totschlagen.“ Sehr verführerisch klingt jedenfalls die Menüfolge des Frühlings-Kulinariums: „Los geht’s mit einem leichten Frühlingssalat, dazu gibts als Aperitif ein ‚Campari-Pils‘. Ein Pils mit einem Stamperl Campari (= 0,1 cl) – eine Explosion am Gaumen! Dazwischen ein Süppchen mit einem leichtem Rauchbier. Jetzt kommt ein feiner Zander mit einem leichten, hellen Lagerbier. Zum Kalbsschnitzel mit Spargelrisotto als Hauptgericht trinken wir ein bernsteinfarbenes, stärker eingebrautes Festbier. Als Nachspeise gibts Topfennockerl mit Erdbeeren und dazu ein kräftiges Bockbier. Das ist der Hammer.“ Der frisch gebackene Biersommelier sprüht nur so vor Begeisterung und guten Ideen. Das nächste Projekt heißt Bierverkostung. „Da will ich vor allem junge Erwachsene ansprechen. Sie will ich an das Kulturgut Bier heranführen, an die Tradition und die unglaubliche Geschmacksvielfalt unserer Biere. Die wissen gar nicht, was sie verpassen, wenn sie ausländische Biere trinken! Es geht bei uns ums genussvolle, bewusste Erleben, ums Schmecken, Riechen, Sehen.“ Bernhard Sitter sieht Parallelen zum Essen: „Wir gehen zum Italiener, zum Inder, Chinesen, Mexikaner. Dabei ist auch die deutsche Küche so reich, jede Region hat ihre Spezialitäten – eine Sensation ist das. Da können wir richtig stolz drauf sein! Dafür möcht‘ ich gern was tun. Ich will auf unsere heimischen Produkte hinweisen und die Menschen davon begeistern.“

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