Starbucks soll aus Verbotener Stadt Beijing verschwinden

Mehr als 500.000 Netzuser gegen Beleidigung der chinesischen Kultur

Eine Online-Kampagne gegen eine Filiale
der US-Kaffeehauskette Starbucks http://www.starbucks.com in der
Verbotenen Stadt in Beijing hat mehr als 500.000 Internet-User auf die
Barrikaden klettern lassen. Die Präsenz eines solchen Unternehmens im
Herzen der Chinesischen Hauptstadt sei eine Beleidigung der chinesischen
Kultur, wettern die Netzuser. Die im Jahr 2000 errichtete Filiale ist
bereits seit ihrer Eröffnung Ziel zahlreicher heftiger Diskussionen,
berichtet China Daily http://www.chinadaily.com .

Nun hat der Britische TV-Anchorman Rui Chenggang die Kontroverse im
britischen Sender CCTV richtig angeheizt. In seinem Blog schrieb der
Reporter. „Das hat nicht mit der Globalisierung zu tun, sondern mit dem
Herumtrampeln auf der chinesischen Kultur.“ Mehr als 300 CEOS
multinationaler Unternehmen wurden von Rui nach ihrer Meinung befragt –
darunter auch Microsoft-Chef Bill Gates. Alle äußerten sich mit
Erstaunen über die Kommerzialisierung der historischen Sehenswürdigkeit,
die jährlich von 8,7 Mio. Gästen, darunter 1,6 Mio. Ausländern, besucht
wird.

Rui teilte auch mit, dass er Starbucks CEO Jim Donald bei einem Meeting
an der Yale-University getroffen habe und ihm mitteilte, dass die
Filiale rasch von der historischen Location verschwinden solle. Donald
reagierte daraufhin mit Erstaunen, denn die Entscheidung in der
Verbotenen Stadt eine Filiale zu eröffnen, sei an ihn herangetragen
worden. Rui will an Donald ein weiteres Schreiben richten, in dem er
darauf hinweisen wird, dass der Rückzug aus der Verbotenen Stadt dem
Unternehmen größeren Respekt seitens des chinesischen Volkes bringen
würde. Tatsächlich erzielte der Blog mehr als 530.000 Hits. Viele der
User bezeichneten das Lokal in dem UNESCO-Weltkulturerbe als Schande.
Die Administrativ-Organe der Verbotenen Stadt wurden „Sklaven des
Geldes“ tituliert.

Ähnlich wie Starbucks ist es der US-Fastfood-Kette Kentucky Fried
Chicken ergangen: Im Beihai Park, dem königlichen chinesischen Garten in
unmittelbarer Nachbarschaft zur Verbotenen Stadt, sorgte ein Outlet der
Hühnerbrater für heftige Attacken. Schließlich musste die Filiale, die
1993 eröffnet wurde, 2002 ihre Zelte abbrechen.

Neben den Attacken gegen die Standorte von US-Fastfood-Ketten gibt es
auch volksgesundheitliche Bedenken von chinesischen Ernährungsexperten
und Medizinern gegen die „Verwestlichung“ der Ernährung. „Westliche
Zivilisationskrankheiten wie etwa hoher Blutdruck, Fettleibigkeit oder
Diabetes, aber auch Darmkrebserkrankungen waren in Ost- und Südostasien
nur sehr selten zu finden. Seit der Veränderung der
Ernährungsgewohnheiten sind diese Krankheiten auf dem Vormarsch“, so
Andreas Bayer, Rektor der Privatuniversität für Traditionelle
Chinesische Medizin TCM in Wien http://www.tcm-university.edu . Gesunde Ernährung werde in der chinesischen Medizin
als eine auf die biologischen und psychischen Bedürfnisse des Menschen
abgestimmte Nahrungsmittelauswahl und Zubereitung gesehen, so Bayer.

Eine Untersuchung der thailändischen Kasetsart Universität
http://www.ku.ac.th und der Kyoto Kinki Universität hat beispielsweise
bewiesen, dass die traditionelle Tom Yum Kung, die scharf-säuerliche
Garnelensuppe, ein Grund dafür ist, dass es in Südostasien so selten zu
Krebserkrankungen im Magen-Darmtrakt kommt. Angeblich kann dieses
Gericht, eine raffinierte Mischung verschiedener Gewürze wie
Zitronenblätter, Zitronengras, Koriander, Galangal-Wurzel, Knoblauch und
Chilis, sogar zur Bekämpfung von Krebserkrankungen eingesetzt werden. Wolfgang Weitlaner

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