Schmuck aus eigenem Knochen

Britische Forscher stellen jedoch Wissenschaft in den Vordergrund

Es könnte wohl das persönlichste
Geschenk sein, das man seinem Partner bereiten kann: Ein Schmuckstück
gefertigt aus dem eigenen Knochen. Was sich so makaber anhört, ist wohl
eines der umstrittensten Projekte britischer Forscher. Dabei werden
Knochen im Labor gezüchtet und dann zu einem Schmuckstück verarbeitet.
Die gute Nachricht dabei ist, dass die Entnahme nur bedingt schmerzt,
denn bereits ein Weisheitszahn reicht den Wissenschaftlern des
Unternehmens Biojewellery http://www.biojewellery.com aus, Knochen in
der Petrischale zu züchten. Schmuckdesigner erledigen dann den Rest.

Dass diese Schmuckstücke keine Erfindung sind, sondern tatsächlich
bereits Wirklichkeit, beweisen die Forscher um Ian Thompson vom King’s
College http://www.kcl.ac.uk und des Guys and St. Thomas Hospital in
London http://www.guysandstthomas.nhs.uk . Dort werden nämlich die
ersten Prototypen der interdisziplinären Arbeit zwischen
Wissenschaftlern und Künstlern einer breiten Öffentlichkeit zugänglich
gemacht, bericht BBC-Online. Harriet Harriss und Matt Harrison sind
eines der fünf Pärchen, die Ringe aus ihren eigenen Knochen herzeigen.
Im Prinzip sei es ähnlich wie Elfenbein, allerdings ethisch vertretbar,
meint Harrison. Zudem sei das Material des Rings nicht aus dem Körper
seiner Frau geschnitten worden, sondern in einer Schale gezüchtet,
argumentiert der Mann.

„Das Projekt dient allerdings nicht dazu, ein kommerzielles Geschäft
daraus zu machen“, so Thompson im pressetext-Interview. „Es geht viel
mehr darum, zu erforschen, wie man Knochengewebe züchten kann, um es in
der modernen Medizin sinnvoll einzusetzen“, erklärt der Mediziner. In
zweiter Linie gehe es darum, die Öffentlichkeit auch darüber
aufzuklären, dass es ethische Probleme mit dem Eigentum eines
gespendeten Gewebes geben könne. „Das ist zwar im Augenblick kein Thema,
die Rechtslage kann sich aber sehr schnell ändern.“ Für die Herstellung
der Ringe wurde den Interessenten ein Weisheitszahn gezogen und der
kleine Teil des Knochengewebes verwendet. „Dieser Knochen wurde im Labor
aufgelöst, damit die Knochenzellen extrahiert werden konnten. Diese
wurden anschließend mit Nährstoffen gefüttert und auf ein Trägermaterial
– eine bioaktive Keramik, die die Struktur eines echten Knochens
nachbildet – aufgebracht.“ Wie Thompson berichtet, war ursprünglich
angedacht, einen echten Knochen eines Freiwilligen zu nehmen. „Das ist
ethisch aber sehr bedenklich, daher haben wir davon sehr schnell Abstand
genommen.“

Mehr als 90.000 Euro sind in das seit 2003 laufende Projekt vom
Engineering & Physical Research Council geflossen. Unterstützt wurde die
Forschungsarbeit auch von der Stiftung Guy’s and St. Thomas‘ Charity.
„Der erste der beiden Knochenringe kostet rund 75.000 Euro, der zweite
4.500“, so Thompson. In Großbritannien werde jedenfalls nicht daran
gearbeitet, solche Knochenringe als kommerzielle Produkte anzubieten.
Der Forscher schließt aber nicht aus, dass es früher oder später in
einem anderen Land dazu kommen könnte. Wolfgang Weitlaner

www.biojewellery.com

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