Tim Mälzer Portrait

HEIKE GÄTJEN TRIFFT jede Woche Menschen aus Hamburg. Heute: Tim Mälzer, Fernsehkoch, Buchautor und Küchenchef im „Weissen Haus“.

Das verschlägt ihm die Sprache. Für Sekundenbruchteile. Sexy soll er sein? Das ist ihm noch nie untergekommen. „Definitiv! Das schwör ich.“ Tim Mälzer, der seit drei Jahren die Nation zum Kochen bringt. Mit flotten Sprüchen und unkomplizierten Rezepten. Und auch emotional. Seine Fans lieben und verehren ihn als Genie. Finden ihn gar sexy, wie meine Freundin S. Seine Gegner nennen ihnen einen absoluten Proll. Unbeleckt von jeglicher Kochkultur. Tim Mälzer. Ein Dauerpolarisierer. Ein junger Mann in ewiger Terminnot. Dann hat er doch Zeit. Abends spät in seiner Lieblingskneipe Kemps am Mittelweg.

Der Gesprächsauftakt ist turbulent. Ein eiliges Handygespräch noch. Ein kurzes Hallo zu Manager und Freund Oliver Wirtz ein paar Tische weiter. Lebensgefährtin Nina wird liebevoll begrüßt. Wirtin Tina stellt eine Dose auf den Tisch. Ein Mitbringsel aus England von Wirtstochter Bonnie. Großes Gelächter. Frühstück in der Dose. „Richtig ekelerregend.“ Erna kläfft. Seine mallorquinische „Straßenkötermischung“.

Dann wird’s ganz entspannt an unserem Tisch in der Ecke. Ein lärmender Dauerredner auf leisen Sohlen. Der seine Sätze vorsichtig abwägt. Er frage sich schon manchmal nachts, wie skurril doch alles sei, und was da eigentlich abgeht. Mit ihm, dem Tim aus Pinneberg, der „am Ende des Tages nichts weiter als Bratkartoffeln macht“. Kochen für Normalos. Und der damit zum Quotenhit wurde. Mit der täglichen Sendung „Schmeckt nicht, gibt’s nicht“; seinen Auftritten im Team von Kerners Kochstudio. Und einer Bühnenshow vor einem Jahr: „Auf die Faust“ – Kochen als Zirkusnummer. Das Entrecote in der Plastiktüte. Breitgeschlagen mit der Bratpfanne. Vor ausverkauften Sälen. 1200 in Hamburg, 2000 in Berlin. Er kriegt noch eine Gänsehaut, wenn er daran denkt. „Das war keine Show mehr, das war richtiges Miteinander. Zum Heulen schön.“

Tim Mälzer ist voller Kontraste. Nett und kumpelhaft. Selbstironisch und großmäulig, selbstbewusst und verletzlich. Ein 35-Jähriger, der mit Distanz auf Tim Mälzer, den Selbstdarsteller, blickt und in seinen Rollen aufgeht. Wie in der des „Stinkstiefels“, die er liebt und hasst zugleich. Und in der des ewigen Provokateurs. Darin gefällt er sich am besten. Auch wenn ihm manche Sprüche allzu flott von der Zunge rollen. „Ohne mir groß ’n Kopf drum zu machen.“ Oder wenn er in „Kerners Kochstudio“ die Kartoffelpüree-Tüte schwingt. Wenn er sich über Discounter aufregt, die er zum Kotzen findet mitsamt dieser „Wohlstandsklientel, die sich den Champagner von Aldi schönlabert“.

Lesen Sie den kompletten Artikel von Heike Gätjen:
http://www.abendblatt.de/daten/2006/12/03/647514.html

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