In der Vorweihnachtszeit sitzt das Geld locker und oft leider auch die dazugehörigen Taschen. Und so passiert es, dass während die einen shoppen, hauptsächlich in Banden organisierte Diebe das Gedränge auf den Einkaufsmeilen nutzen, um zu mopsen. Der Bereich Eigentum & Feuer im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) hat sich auf der Wiener Mariahilferstraße angeschaut, wie es um das Problembewusstsein in punkto Taschendiebstahl bestellt ist.
„Das Sicherheitsgefühl nimmt in der hektisch-besinnlichen Zeit jedenfalls keinen allzu großen Schaden“, berichtet Mag. Birgit Zetinigg, Leiterin des Bereichs Eigentum & Feuer im KfV. „88 Prozent der 100 befragten Personen meinten, dass sie sich gleich sicher wie sonst fühlen und daher auch nicht intensiver auf ihre Wertsachen aufpassen als an anderen Tagen des Jahres.“ Nur jedem Zehnten ist derzeit etwas mulmiger zumute. 42 Prozent der interviewten Frauen verwahrten ihr Portemonnaie in der Handtasche. Laut BMI sind fast drei Viertel der Taschendiebstahls-Opfer Frauen, da es für die Täter ein Leichtes ist, in eine – möglicherweise auch noch geöffnete Handtasche – zu gelangen. Männer gaben bei der KfV-Umfrage hingegen an, ihre Geldbörsen vorwiegend körpernah in der Hosentasche (25%) oder in der Jackentasche (15%) zu verwahren. Mehr als die Hälfte der Befragten (53%) warf sich mit maximal 50 Euro in das Einkaufsgetümmel, ein Viertel hatte zwischen 50 und 100 Euro dabei und weitere 22 Prozent waren mit mehr als 100 Euro unterwegs. 83 Prozent gehen üblicherweise nie ohne ihre Bankomatkarte auf Shopping-Tour, eine Kreditkarte hatte hingegen nur jeder dritte Befragte einstecken.
Auf die Frage, was sie persönlich dagegen tun, um Taschendiebstahl zu verhindern, antworteten 38 Prozent, dass sie ihre Tasche gut festhalten. Jeder Fünfte sieht öfters nach, ob die Geldbörse noch da ist und jeder Zehnte nimmt in der Vorweihnachtszeit einfach weniger Bares mit. Die Beobachtung des Zahlungsverhaltens durch die KfV-Mitarbeiter hat die Angaben in der Befragung bestätigt: 36 Prozent der beobachteten Personen steckten ihre Brieftasche nach dem Zahlen gleich wieder in die Handtasche und verschlossen diese. Jeder Zwölfte ließ die Handtasche allerdings geöffnet. Besonders beim Bezahlen mit Bankomat- oder Kreditkarte wird die Geldbörse häufig aus den Augen gelassen. 42 Prozent jener Personen, die elektronisch bezahlten, ließen die Brieftasche beim Bezahlen am Tresen liegen.
Der Einfallsreichtum der Langfinger kennt keine Grenzen, wenn es darum geht, fremde Geldbörsen schnell und unbemerkt verschwinden zu lassen. Ein Klassiker ist das Anrempeln im Gedränge. Während das Opfer durch den Gestolperten abgelenkt ist, macht sich ein Komplize an der Tasche zu schaffen. Auch eine Masche: Der Täter beschmutzt „versehentlich“ die Kleidung des Opfers, ist beim Reinigen „behilflich“ und staubt dabei gleichzeitig das Portemonnaie ab. In öffentlichen Verkehrsmitteln ist vor allem das Drängeln eine gängige Methode. Der Dieb drängelt sich so lange an den Taschen- oder Rucksackbesitzer, bis dieser sich abwendet und beim Wegdrehen Tasche oder Rucksack quasi zum Zugriff „anbietet“. Seine Augen sollte man auch offen halten, wenn man in Geschäften nach bestimmten Artikeln gefragt wird: Während das Opfer Auskunft gibt, nimmt der Langfinder die Geldbörse aus der Einkaufstasche. Hauptsächlich ältere Frauen werden ein Opfer schlecht gemeinter „Hilfsbereitschaft“. Die Täter bieten sich als Taschenträger an und behalten als Erinnerung die Brieftasche.