Aktuelle Zahlen bestätigen, dass die Zahl älterer Menschen in unserer
Gesellschaft bis zum Jahr 2050 überproportional ansteigen wird. Die heutige
und kommende Generation älterer Menschen hat insbesondere aufgrund
altersbedingter Einschränkungen einen speziellen Anspruch auf
Lebensqualität. Ernährung gilt dabei als wesentlicher Bestandteil.
Im
EU-Netzwerkprogramm Nutri-Senex an dem sich auch das ttz-Sensoriklabor
beteiligt, ging es unter anderem um den Ernährungsalltag älterer Menschen.
Innerhalb der letzten drei Jahre haben europäische Wissenschaftler und
Lebensmittelproduzenten ihr Wissen zu diesem Bereich im Projekt
zusammengetragen. Teilergebnisse wurden in Informationsblättern
festgehalten, die sich vor allem an die Leitung von Altersheimen sowie an
deren Köche und Pflegefachkräfte richtet.
Im Januar 2004 fiel in Wien der Startschuss für
die Zusammenarbeit in dem von der EU im 6. Forschungsrahmenprogramm mit 1
Mio. Euro geförderten Projekt. Insgesamt trafen sich 32 Partner aus 11
Ländern, um wichtige Themen im Bereich „Lebensqualität älterer Menschen“ zu
diskutieren.
Der Fokus lag dabei auf der Ernährung älterer Menschen. Die
Vertreter aus Forschung, Lebensmittelindustrie und Altenpflegeorganisationen
identifizierten in dieser intensiven dreijährigen Zusammenarbeit den Stand
der Forschung und legten Bereiche fest, in denen Forschungsbedarf besteht,
um die Lebensqualität älterer Menschen zu erhöhen.
Der Appetit ändert sich im Alter auf vielfältige Weise. Dass ältere Menschen
lieber zu kleinen Portionen greifen ist allgemein bekannt. Doch der
Seniorenteller allein reicht nicht aus, um den Ernährungsbedürfnissen
älterer Menschen gerecht zu werden. Die wenigsten wissen, dass es im
Geschmacks- und Geruchserleben von Senioren zu Veränderungen kommt.
Die
sensorischen Wahrnehmungsveränderungen und die damit verbundenen
Geschmackspräferenzen stellen für die Zubereitung der Speisen eine große
Herausforderung dar. Hinzu kommt, dass für Heimbewohner die Mahlzeiten nicht
nur bloße Nahrungsaufnahme darstellen. Im sonst oft tristen Tagesablauf sind
die täglichen Mahlzeiten für die Senioren ein besonderes Highlight.
Für das Wohlbefinden der älteren Menschen ist aber nicht nur die richtige
Zubereitung der Speisen wichtig, sondern auch die Atmosphäre beim Essen
spielt eine wichtige Rolle. Die Bewohner essen nicht nur zusammen, sondern
tauschen sich über ihr ereignisreiches Leben aus und finden dabei ein Gefühl
von Geborgenheit und Familie.
Doch diese Form der Lebensqualität ist leider
nicht für alle Älteren selbstverständlich, denn alters- und
krankheitsbedingt sind viele Bewohner zum Beispiel von den gemeinsamen
Mahlzeiten ausgeschlossen. Einige sind zudem auf die Unterstützung des
Heimpersonals angewiesen, um die Nahrung überhaupt zu sich nehmen zu können.
Aus organisatorischen und auch finanziellen Gründen kommt es dann zu einer
unzureichenden Versorgung mit Lebensmitteln. Dieses Beispiel zeigt, wie
vielschichtig die Problematik sein kann. Oft sind in Pflegeeinrichtungen
Entscheidungen des Managements, ernährungsmedizinische Notwendigkeiten,
persönliche Bedürfnisse und Personalkompetenzen nicht miteinander vereinbar.
Hier sind Forschung, Industrie, Interessenvertretern von
Altenpflegeeinrichtungen und nicht zuletzt die Politik gefordert dieser
Problematik zu begegnen.
Ein erster Meilenstein konnte im Projekt Nutri-Senex mit Unterstützung des
ttz-Sensoriklabors erreicht werden. „Die Aufklärung in Ernährungsfragen,
insbesondere für ältere Menschen, muss weiter verfolgt werden. Gerade an
einem Lebensmittelstandort wie Bremerhaven findet sich eine geballte
Kompetenz zu dieser Thematik,“ so Werner Mlodzianowski, Geschäftsführer des
ttz Bremerhaven. Ende November findet das Abschlussmeeting zum Projekt
Nutri-Senex statt. Die Projektpartner sind zufrieden mit dem
Projektergebnis, stellen aber auch übereinstimmend fest, dass noch viel zur
Steigerung der Lebensqualität im Alter getan werden muss.
Die Infoblätter sind ab Ende November für jeden Interessierten auf der
Projekthomepage www.nutri-senex.com einzusehen.