Veränderungen in Sachsen-Anhalt gegenüber dem Vorjahr
Auf 15 Punkte, die einen hohen Grad an Kochkunst, Kreativität und Qualität bedeuten, steigerte sich Gabriele Erdmann vom „Parkrestaurant Vogelherd“ in Zerbst. Begründung: „Das traditionsreiche Restaurant ist der kulinarische Kompass der Region. Hier wird gezeigt, dass sich die Konzentration auf regionale Produkte unter Berücksichtigung der Saison exzellent verbinden lässt. Ein Wildrücken unter einer Haselnusskruste mit Preiselbeeren und einer Waldkirschensauce wird im Vogelherd genauso zum Erlebnis wie das hausgemachte Roseneis, dessen aufwendig Herstellung nur mit Leidenschaft zu meistern ist, mit Mandelgratin und Früchten.“
13 Punkte bekam erstmals die „Schlossvilla“ in Derenburg („bodenständige frische Küche für junge Leute, ohne Schnörkel, dicke Sahnesaucen und Schwellenangst“). Die gleiche Note erreichten auf Anhieb die neuaufgenommenen Restaurants „Unter den Linden“ in Halberstadt („sehr erfreulich die Riesling/Senf-Schaumsuppe mit Garnelen“) und „Schloss Schönfeld“ in Steinfeld („gefällig präsentiertes umfangreiche
Meeresangebot von Rotbarbe bis Schwertfisch“).
Der seit Jahren mit 16 Punkten bewertete René Bobzin in der Ilsenburger „Forellenstube“ büßte einen Punkt ein, weil die Tester mehrere Gerichte monierten: „Macht der Erfolg hier übermütig? Wenn die Küchenleistungen weiter so schwanken und die Preise Harz mit Himalaja verwechseln, werden die Rothen Forellen bald ihr blaues Wunder erleben. Die winzige Jacobsmuschel auf wenigen eingemachten Früchten mit extrem reduziertem Saucenstreifen, der wohl nur zur Ausdekorierung des Tellers diente, gefiel uns sehr – bis uns der Preis von 20 € erbleichen ließ. Für die winzige Menge eines leichten schaumigen Schwarzwurzelsüppchens, in dem ein halbrohes Stück Kalbsbries und ein zähes Stück geschmortes Reh lagen, durften wir 25 € berappen. Der kross gebratene Wolfsbarsch lag sehr trocken und hart auf einem recht aromatischen Graupen-Risotto, in dem der angekündigte Kalbskopf nur zu erahnen war. Der Fisch, kleines Endstück des Filets, war vermutlich mit den größeren, am Nachbartisch servierten Teilen gleich lange gebraten worden.“
Die Tester beschrieben und bewerteten insgesamt 22 Restaurants in Sachsen-Anhalt. 12 Küchenchefs zeichneten sie mit einer oder mehreren Kochmützen aus, wofür die Künstler am Herd mindestens 13 von 20 möglichen Punkten erreichen mussten, was einem Michelin-Stern nahe kommt.
Im Vergleich zur Vorjahrsausgabe nahm der wegen seiner strengen Urteile und deren zuweilen sarkastischer Begründung von den Köchen gefürchtete, von den Feinschmeckern mit Spannung erwartete Gault Millau in Sachsen-Anhalt 8 Restaurants neu auf; 2 wurden höher, 4niedriger bewertet. 2 Küchenchefs verloren die begehrte Kochmütze.
Die 12 besten Restaurants des Gault Millau in Sachsen-Anhalt
1. Zu den Rothen Forellen in Ilsenburg,
Parkrestaurant Vogelherd* in Zerbst (beide 15 Punkte),
2. Die Saison in Magdeburg,
Weinstube in Quedlinburg,
Schloss Storkau in Storkau,
Philipp August in Wanzleben (alle 14 Punkte),
7. Schlossvilla Derenburg*,
Pächterhaus in Dessau,
Unstruttal in Freyburg,
Unter den Linden in Halberstadt**,
Bocks in Naumburg,
Schloss Schönfeld in Steinfeld** (alle 13 Punkte)
* Aufsteiger **Newcomer