Dezember-Feierlichkeiten in Ecuador

Der Dezember ist in Ecuador – und seit den 60er Jahren ganz besonders in Quito – ein Monat der Feste, Traditionen und Feierlichkeiten: Nicht nur Weihnachten und Neujahr werden hier auf ganz spezifische Weise begang en, sondern auch an die Gründung der Hauptstadt wird mit einem großen Spektakel erinnert.

Um den 6. Dezember jeden Jahres bricht Quito aus dem Alltagsleben aus und verwandelt sich in eine Schaubühne der Festivals, Konzerte, Tanzabende, Kunstausstellungen, Sportveranstaltungen und Cuarenta-Turniere (traditionelles ecuadorianisches Kartenspiel). Auch die Wahl der Schönheitskönigin Quitos und mehrere Stierkämpfe – ganz in spanischer Tradition des Gründervaters Francisco Pizarro – läuten den Dezember ein.

Wer in diesem lebendigen Treiben den Überblick behalten will, verschafft sich am Besten einen Platz auf dem Dach einer der folkloristischen „chivas quiteñas“: Normalerweise als Busse in der Küstenregion genutzt, gehören die Chivas zur festen Tradition der Fiestas de Quito.

Zur Weihnachtszeit werden allerorten die unterschiedlichsten Krippen hergestellt, oftmals mit Ausmaßen einer Ministadt – von kitschig bis stillvoll, aus Plastik oder Marmor. Jedermann versucht, aus dem vorhandenen Material das beste zu machen – auch, weil oftmals die schönste Krippe prämiert wird. Kontrastierend dazu finden sich oft Plastikweihnachtsbäume direkt neben den Krippen, geschmückt im pompösen US-Stil.

Ab dem 16. Dezember kommen Freunde und Verwandte zur „Posada“ (Unterkunft) zusammen: Mit Kerzen, Räucherstäbchen oder Marienbilder ziehen sie durch die Nachbarschaft. An einem ausgewählten Haus klopfen sie an und bitten, oftmals begleitet von Akkordeon und Gitarre, um Unterkunft. Traditionell wird dies zunächst abgelehnt; nach der sechsten Strophe jedoch öffnen sich die Türen des Hauses und es wird ein kleines Fest gefeiert. Dies wiederholt sich an neun Abenden in unterschiedlichen Häusern. Am 24. Dezember, dem
Posada

letzten Abend, werden um 23:30 Uhr 9 Ave Marias gebetet und ein Freudenlied („Villancico“) zur Jesu Geburt angestimmt.

An diesem Tag gibt es in Ecuador, vor allem in der Region um Cuenca den „Pase del Niño“. Hierbei handelt sich um eine Prozession, welche durch die wichtigsten Straßen der Stadt führt. Angeführt wird der Zug vom Stern von Bethlehem, gefolgt von den heiligen drei Königen, oft ein weißer, schwarzer und indigener König, und Josef und Maria mit dem Jesuskind, die am Ende ihr Kind in der Kirche in die Krippe legen.
Im Anschluss wird um Mitternacht die „Misa del Gallo“ (Hahnenmesse) abgehalten, so benannt, da die Hähne um diese Zeit krähen.
Das typische Weihnachtsmahl ist gefüllter Truthahn. Nach dem Essen gibt es einen Umtrunk, den der Hausherr ausgibt. Daraufhin erscheint oft der Nikolaus und verteilt Geschenke, bevor bis in den Morgen hinein getanzt wird.

Die „Santos Inocentes“ (die heiligen Unschuldigen) gehen auf die biblischen Kindermorde des Herodes zurück. Im Wandel der Jahrhunderte wurde das spirituelle Fest zu einem fröhlichen Unterfangen: So geht es vom 28. Dezember bis zum 6. Januar zu, wie in Deutschland am ersten April. Tänze, Scherze, schwarzer Humor und Ironie sind allgegenwärtig, die Menschen verkleiden und maskieren sich und die Nachrichten verbreiten Unwahrheiten. Das Reservoir an Scherzen reicht vom Versalzen des Kaffees bis zum Verkünden des Todes von Freunden.

Am Ende des Jahres wird auf den öffentlichen Plätzen Unterhaltung geboten und alle Menschen befinden sich auf den Straßen. Allerorten findet man traditionelle Strohpuppen, die „Viejos“ (die Alten): Diese Strohpuppen sind meist Nachahmungen unterschiedlicher Persönlichkeiten, die im endenden Jahr Schlagzeilen gemacht haben – Politiker, öffentliche Beamte, Geistliche und selten auch persönliche Bekannte. Oftmals sind daneben Plakate angebracht, welche die (Un-)Taten des Alten anklagen, und der Bastler reicht seinem Publikum Hochprozentiges. Zur Tradition gehören auch die „viudas“ (Witwen) – als Frauen verkleidete Männer –, die an den Straßen Autos anhalten, um Geld für das Begräbnis ihrer Alten zu fordern. Ab elf Uhr abends wird dann das Testament des Alten verlesen: Ein witziger, satirischer Text in Versform über das alte und für das neue Jahr. Jede Strophe endet mit dem Wehgeschrei der Witwen. Nach der Lesung des Testaments wird der Alte dann verbrannt – und manch einer gibt ihm noch einen Schlag oder Tritt mit auf den Weg.

Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Bräuche:
Glück im neuen Jahr wird demjenigen wiederfahren, der mit jedem Glockenschlag um Mitternacht eine Weintraube verspeist; auch ein Bad mit Rosenblüten soll Wunder wirken.
Wichtig ist die Unterwäsche – gelbe für finanziellen Erfolg und rote für Glück in der Liebe. Geschenkte Kleidung hat allerdings einen stärkeren Effekt. Und trägt man seine Unterbekleidung auf links, so erhält man das Gegenteil von dem was man im endenden Jahr hatte.
Und zu guter Letzt ein Tipp: Wollen Sie im neuen Jahr verreisen, so stellen Sie verstaubte Koffer vor Ihre Tür – oder besser noch, tragen Sie diese, mit Geld gefüllt, einmal um den Block.

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