eBay-Auktion gegen isländischen Walfang

Umweltorganisation will Finnwale freikaufen – Scharfe Kritik an Islands
Politik

Mit einer ungewöhnlichen Aktion zieht
die Umweltorganisation „World Society for the Protection of Animals“
WSPA http://wspa.org.uk gegen den isländischen Walkampf zu Felde: Eine
eBay-Auktion soll umgerechnet 180.000 Dollar bringen. Das ist der Preis,
den isländische Walfänger für einen Finnwal erhalten. Mit dem Geld
wollen die Aktivisten einem Wal das Leben retten, in dem sie den
Fischern das Geld geben. Islands Walfang hatte in der vergangenen Woche
für scharfe internationale Proteste gesorgt.

Gestern, Mittwoch, hatte eine Gruppe von 25 Staaten einen formellen
Beschwerdebrief an die isländische Regierung geschickt, um gegen den
Walfang zu protestieren. 20 Jahre lang wurden keine Wale in Island
gefangen. „Wir wollen an die Öffentlichkeit treten und für das Leben des
Wales bieten. Zugleich ist es auch eine Botschaft an Island, dass die
Öffentlichkeit gegen den Walfang ist“, so Leah Garces,
Campaign-Direktorin von WSPA. „Wir hoffen, dass diese Botschaft deutlich
genug ist.“ Für den Fall, dass isländische Fischer oder die Regierung
das Geld ablehnen, werde es für weitere Aktionen gegen den Walfang
eingesetzt, erklärt Garces. „Die Aktion ist keineswegs ein Gimmick“,
betont die Umweltorganisation. Die Idee dahinter sei einfach, die
Isländer davon zu überzeugen, dass Walfang inakzeptabel sei. Island
hatte angekündigt, in dieser Saison insgesamt 30 Minke- und neun
Finnwale zu töten.

„Der Walfang ist für Island das ganz große Geschäft, denn mit den
Finnwalen lässt sich in Japan das große Geld machen“, meint Sandra
Altherr von PRO WILDLIFE http://www.prowildlife.de . „Das Fleisch von Minkewalen ist, wie jenes anderer
Zwergwale, stark belastet, und es gibt kaum einen Absatzmarkt dafür. In
den vergangenen Jahren ist der Markt weltweit völlig zusammengebrochen“,
so die Expertin. Japan habe das Walfleisch sogar zu Tierfutter
verarbeiten müssen. „Nun droht die Eskalation der Jagd auf die großen
Arten. Island hat sich mit diversen Tricks einen rechtsfreien Raum
geschaffen, um die geltenden Fang- und Handelsverbote für Großwale zu
umgehen.“

Finnwale gelten nach den Aufzeichnungen der IUCN international als
gefährdete Spezies. „Was Japan hier gemeinsam mit Island macht, verstößt
allerdings nicht einmal gegen internationales Recht, da beide Staaten
Gesetzeslücken perfekt ausnützen“, empört sich Altherr. „Es bleibt
eigentlich nur noch ein einziger Weg und der heißt Boykott.“ Island ist
abhängig von den Erlösen aus seiner Fischerei, zudem hat sich die Insel
im Nordatlantik in den vergangenen Jahren als Reiseziel etabliert. „Das
gesamte Walfang-Szenario ist im Prinzip nur auf eine einzelne, sehr
einflussreiche Familie zurückzuführen, denn der Großteil der Isländer
selbst steht nicht hinter dieser Politik“, meint Altherr.

Gerade die Walbeobachtungstouren, das so genannte Whale-Watching,
erfreute sich in Island wachsender Beliebtheit. Antje Helms,
Meeresbiologin von Greenpeace-Österreich http://www.greenpeace.at , hat berichtet, dass jährlich mehr als 70.000
Besucher zum Whale-Watching nach Island gekommen sind. Anfang des Jahres
wurde vor den Augen von Touristen einer solchen Fahrt, ein Wal getötet.
Die Ankündigung, dass Island wieder mit dem Walfang beginnen wird, habe
bereits zur Stornierung solcher reisen geführt. Nach Berechnungen von
Greenpeace lukriert der Tourismus mehr als 70 Mio. Euro Umsatz. Der
Walfang hingegen brachte in seinen Hochzeiten der 80er Jahre mit drei
Mio. Euro jährlich nur einen Bruchteil davon ein.

Bei eBay kann man ab umgerechnet 15 Euro bei der Auktion mitsteigern:
http://cgi.ebay.co.uk/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&ih=010&item=200043060758&rd=1&sspagename=STRK%3AMESE%3AIT&rd=1
Wolfgang Weitlaner

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