Otto Koch – Kreuzritter des guten Geschmacks

Kreuzritter des guten Geschmacks

Dann endlich kommt der Abend des Otto Koch, des Münchner Meisterkochs, der im Robinson Club Zürs sein Restaurant „KochArt“ zu olympischen Weihen geführt hat – mit einem Michelin-Stern und fünfzehn Gault-Millau-Punkten ist es das am höchsten bewertete Restaurant in einem Ferienclub überhaupt. Auf den ersten Blick mag es abstrus erscheinen, in der oberägyptischen Ödnis Haute Cuisine aufzutischen, doch das paßt fabelhaft in die innere Logik des Cluburlaubs, der sich seinen eigenen Kosmos und zwangsläufig auch seine eigene Küche kreiert. Außerdem paßt Otto goldrichtig in die Wüste des erweiterten Gelobten Landes. Denn er ist ein Kreuzritter, zwar nicht des rechten Glaubens, doch des wahren Geschmacks. Er wettert mit dem Furor des allzeit kampfbereiten Gourmets gegen die „kapitalistischen Verbrechen“ der Nahrungsmittelindustrie, der es allein um Gewinnmaximierung gehe und die alle Pflanzen mit Stickstoffdünger bombardiere. Dadurch wachsen sie zwar schneller, ziehen aber keine Mineralien mehr aus dem Boden, sondern nehmen nur noch Wasser auf. „Deswegen leiden wir alle unter Mineralienmangel“, sagt Koch, „und diese blöden Industriepaprika kann man nicht einmal mehr wie früher zum Trocknen aufhängen, weil sie wegen des vielen Wassers verfaulen.“ Auf dem Markt von Safaga hätte der Mann seine Freude gehabt.

Otto Kochs Grundidee der „KochArt“ ist der Essensgenuß als eine Erfahrung aller Sinne, die immer auch verblüffen, nie aber zum reinen Zaubertrick verkommen soll. Zu seinen Klassikern zählt eine Tomatensuppe, die er mit Gelatine so stark bindet, bis er daraus eine Kugel formen kann, die wie eine Tomate aussieht. Dann legt er sie am Tisch in eine Pfanne mit Butter und gewürfelten Schalotten, flambiert sie mit Gin, deckt die Kugel zu, erwärmt sie auf einem Rechaud, nimmt nach einer Minute den Deckel ab – und Simsalabim, die Tomatensuppe ist fertig. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert ein Kokoseisparfait in Gestalt eines Frauentorsos, der mit Schokolade überzogen und mit Rum flambiert wird und sich so vor den Augen der volljährigen Gäste auszieht.

Lesen Sie den gesamten Bericht von Jakob Strobel y Serra in der FAZ:
www.faz.net/s/Rub51A2BF0098D64DB1B0EE7722CC912140/Doc~E4422BD71151B401EB438D96C7493B871~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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