In Niš beginne der Orient, so schreiben viele Balkanreisende. Und tatsächlich ragen schon bei der Einfahrt in die Stadt die Minarette hervor, während sich die Kirchen eher zu verstecken scheinen. Die Stadt mit Ihren 170.000 Einwohnern, eine der größten Serbiens nach Belgrad und Novi Sad, liegt 193 Meter hoch und ist der wirtschaftliche wie kulturelle Mittelpunkt Südserbiens.
Die Universität, 1965 gegründet, ist mit ihren mehr als 25 Fakultäten eine der größten des Landes. Und nicht zuletzt der Studenten wegen ist Niš besonders am Abend eine lebhafte Stadt mit viel Musik und einem intensiven Nachtleben. Die Stadt an der Mündung der Nišava in die südliche Morava weist mit der großen Türkenfestung und dem grausigen Schädelturm nicht nur Spuren der Muselmanen auf, sondern birgt auch byzantinische und römische Spuren.
Zudem eignet sie sich ideal als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Region Südserbien. Weiteres auch im Internet unter www.nistourism.org.yu in englischer Sprache.
Trotz vieler Kriege und Veränderungen hat Niš als Stadt über zwei Jahrtausende überlebt – und dies hauptsächlich dank ihrer geografischen Lage in einer fruchtbaren Ebene. Denn die Stadt liegt im Bassin der Nišava in der Nähe ihrer Mündung in die südliche Morava. Entlang dieser beiden Flüsse erstreckten sich seit Menschengedenken die beiden Hauptverbindungswege der Balkanhalbinsel – nach Istanbul und nach Thessaloniki. Unweit von Niš treffen sie aufeinander und führen zusammen nach Belgrad.
Diese Wege brachten Wohlstand in Friedenszeiten und Zerstörung während der Kriege, waren so Fluch und Segen zugleich.
Das erkannten als erste die Römer, die hier schon zu Beginn der christlichen Zeitrechung ein Castrum errichteten. Im Jahr 280 erblickte hier der spätere Kaiser Konstantin der Große das Licht der Welt und sorgte für eine erste Phase des Ausbaus und Wohlstands des damaligen Naissus.
Es folgten die Hunnen und die Slawen. Im 9. Jahrhundert war die Stadt, als Nisus erwähnt, in bulgarischem, im 11. Jahrhundert in ungarischem Besitz.
Byzanz eroberte die Stadt einst ebenso wie die Kreuzritter hindurch zogen, es folgten Auseinandersetzungen zwischen Serben und Türken. Und alle haben ihre Spuren hinterlassen, die einen mal mehr, die anderen mal weniger:
So etwa die gewaltige Festung von Niš mit ihren fünf Bastionen und fünf Toren, das letzte und größte „Überbleibsel“ der Muselmanen. Oder der grausige Schädelturm, etwas drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, der nach einer verheerenden Schlacht 1809 von den Türken errichtet wurde – zur Abschreckung serbischer Aufständler. Im Vorort Jagodina Mala wurden bei Grabungen Reste einer byzantinischen Gruft mit Tonnengewölbe freigelegt. Und Niš Mediana ist ein ehemaliger römischer Villenvorort, von dem man 1963 unter anderem die Thermen freilegte.
Wer nach so viel Historie den Sprung in die Gegenwart und das Leben braucht, der ist richtig in der Obrenovićeva Straße, der geschäftigen Fußgängerzone der Stadt.
Alljährlich findet hier das Jazzfestival des Balkans statt – dieses Jahr lädt das Nisville International Jazz Festival im November ein.
Schon im Oktober erklingt das NIMUS, das Niš Music Festival. Ein großer Sohn der Stadt ist Filmregisseur Pregad (genannt Peter) Antonijević, der unter anderem 1999 mit dem Thriller „Savior“ bekannt wurde. Kein Wunder also: Im August gibt es ein kleines Filmfestival.
In der näheren Umgebung der Stadt zieht das Bergmassiv Suva Planina nicht nur Wanderfreunde und Bergsteiger an. „Kurbaden“ kann man, wie einst die Römer und später die Türken, in den drei heißen Quellen von Niška Banja – um nur zwei Ausflugstipps zu geben.
Niš unterhält eine Städtepartnerschaft mit Beerscheba in Israel.
Gelegen ist die Stadt etwa 250 Kilometer südöstlich von Belgrad – und ist über den ehemaligen Autoput, die berühmt-berüchtigte Autobahn gen Griechenland und Türkei, vergleichsweise schnell erreicht. Zudem verfügt die Stadt mit dem Airport „Konstantin der Große“ über einen internationalen Flughafen, der aktuell aber nur von Zürich aus im regelmäßigen Liniendienst von Jat Airways beziehungsweise Montenegro Airlines angeflogen wird.
Weitere Informationen – und Fotoimpressionen – bietet in englischer Sprache die Website www.nistourism.org.yu