München Oktoberfest 2006

Bei fast idealem Volksfestwetter mit kurzen Tiefs und himmelblauen Hochs war die Lust zu Feiern auf dem 173. Oktoberfest bei den Münchnern und den Gästen aus aller Welt ungebrochen. Die von der Fußballweltmeisterschaft angefachte Feierlaune ebbte bis zum Schluss der Wiesn nicht ab: Rund 6,5 Millionen Gäste freuten sich nach Schätzung des Tourismusamts als Veranstalter am heuer 18–tägigen Volksfestvergnügen.

War der Wiesn-Anfang recht münchnerisch und geprägt durch die Pracht der Tracht, kamen im Verlauf der diesjährigen Wiesn, vor allem an den Wochenenden, ein internationales Publikum: An erster Stelle Italiener, gefolgt von den Nachbarländern Österreich und der Schweiz. Verstärkt fanden heuer die Spanier und Osteuropäer ihren Weg auf die Wiesn. Gesichtet wurden ebenfalls Amerikaner, Australier, Asiaten, Briten, Australier, Dänen, Griechen, Kanadier, Neuseeländer, Schweden und Schotten.

Die in der ersten Woche festgestellte Konsumzurückhaltung war zwar noch spürbar, doch mit dem „Zahltag“ zu Monatsbeginn wurde der Cent nicht mehr ganz so oft umgedreht. Dies führte zur Aufbesserung der Schlussbilanz im Verkauf und bei den Schaustellern. Allerdings war der Trend zu gezieltem Ausgabeverhalten und Qualitätsbewusstsein beim Konsum nach wie vor vorherrschend.

Die Sonntage gehörten den Familien. Dies wirkte sich auf die Atmosphäre auf dem Festplatz aus, unbeschwert und heiter genossen Kinder und Erwachsene gemeinsam das Fest. Das Familien-Platzl wurde bei groß und klein gut angenommen; das Kinderwagenparkhaus und die Wickelstation stark frequentiert. Einen Trend zum „Gruppenerlebnis Wiesn“ gab es nicht nur Generationen übergreifend, sondern auch unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten.

Festleitung, Wirte, Marktkaufleute und Schausteller waren mit dem Verlauf der Wiesn 2006 zufrieden.

Die Krüge hoch!

Mit rund 6,1 Millionen Maß Bier tranken die Wiesn-Besucher bis zu fünf Prozent mehr als im Vorjahr bei 17 Tagen. Bei der warmen Witterung waren auch nicht alkoholische Getränke gefragt.
Besonders das italienische Publikum griff des Morgens gerne zu einem kühlen Schluck vitaminreichen Fruchtsafts.
Rund 220.000 Maßkrüge konnten die aufmerksamen Ordner in den Zelten und an den Haupthausgängen den Souvenirjägern abnehmen.

Wiesn für Genießer

Die klassischen Wiesn-Schmankerl luden zum Schlemmen ein. Das Wiesn-Hendl hatte Hochkonjunktur und verzeichnete ein Plus von fünf Prozent. Im Dreiklang mit Brezn und einer frischen Maß ist es der Hit eines jeden Wiesn-Besuchs. Die Fülle des Angebots von Schweinsbraten, Haxn,
Obatzten, Radi, Steckerlfisch, Dampfnudeln, Ausgzogene und weiteren Schmankerln machte den Gästen Appetit und führte zu einem Plus von drei Prozent in der Wiesn-Gastronomie.
102 Ochsen wurden in den 18 Tagen (2005: 95 in 17 Tagen) mit Genuss verspeist.
Wachsendes Bewusstsein für kontrollierte Qualität spiegelte sich in der erhöhten Nachfrage bei den Bio-Produkten wider: Würstl, Hendl, Enten, Schaschlik, Steaks, Pommes frites, Mandeln und Lebkuchen in den zertifizierten Betrieben waren heuer besonders beliebt.

Im Süßwarenbereich sorgten Sonnenschein und spätsommerliche Temperaturen zu einem Run auf Speiseeis in jeglicher Variation. Geriet die gemeine gebrannte Mandeln aus Witterungsgründen etwas in den Hintergrund, blieben die Exotennüsse weiterhin auf Vormarsch. Schokoäpfel und der Obstspieß waren die schnelle Nachspeise auf die Hand. Je voller der Geldbeutel am Anfang des Monats desto größer wurden die Lebkuchenherzen, die für die Angebetete gekauft wurden. Voll im Trend: das persönliche Herz mit individueller Beschriftung.

Öko-Wiesn – ein Erfolgskonzept

Preisgekrönt trägt das Oktoberfest dem Öko-Gedanken seit weit über zehn Jahren Rechnung. Maßnahmen zum Wasser-Recycling, Abfallreduzierung, Energiesparen, Bezug von Öko-Strom M-Natur und Bio-Food-Angebote lassen das größte Volksfest der Welt zum Vorbild für Großveranstaltungen beim Umweltschutz sein.

Erinnerung an einen Wiesn-Bummel

Der Schlager im Souvenirbereich war die Herzl-Tasche, heißbegehrt und rasch ausverkauft. Das heitere Plakatmotiv der Wiesn 2006 motivierte viele Besucher zum Kauf der Bierkrüge, T-Shirts, Postkarten und Pins. Gerne wurde auch nur ein Wiesn-Plakat für daheim mitgenommen. Die plüschigen Protagonisten aus dem Film „Ice Age“ erfreuten sich guter Nachfrage. Auch T-Shirts im Designerlook oder im 70er-Jahre-retro-Stil wurden gerne gekauft.

Auf und ab wie in der Achterbahn

Unter der Woche wurden besonders die Neuheiten Hoffreuhaus, Wild’n Wet und Futureworld ausprobiert. Die Klassiker gehörten zum Wiesn-Bummel vorzugsweise für 50+-Besucher einfach dazu. An den Wochenenden stürzten sich die Besucher ins Volksfestvergnügen und die Fahr- und Schaugeschäfte waren gut frequentiert.

Wiesn-Hit 2006 im Jahr der Weltmeisterschaft

Die Fußballweltmeisterschaft bescherte auch dem Oktoberfest den Wiesn-Hit: Sportfreunde Stiller mit „54..74..90..2010“. Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein stimmten die Wiesn-Fans aber auch in die klassischen Lieder des Wiesn-Repertoires wie „Hey Baby“, „Über den Wolken“, „Skandal im Sperrbezirk“, „Angel“, „Let Me Entertain you“, „Country Road“ und „Sierra Madre“ ein. Die traditionellen Volksweisen wie die bayerischen Märsche, Polkas und Walzer trugen zur gemütlichen Stimmung an den Nachmittagen bei.

Postalische Grüße in alle Welt

Beliebt war die „Foto-Postkarte“, die als Erinnerung an die Wiesn mit rund 15.000 Stück in alle Welt versandt wurde. Die Wiesn-Post verschickte heuer 60.000 Postsendungen. Davon gingen 60 Prozent ins Ausland, vor allem nach Italien. Rund 2.500 Postkarten mit dem Oktoberfest-Sonderstempel wurden verkauft. Briefe mit Sondermotiven zum Papstbesuch und Sonderstempel fanden viele Käufer.

Aus dem Servicezentrum

Polizei
Die Polizei spricht von einer „normalen Wiesn“ mit den bekannten Problemtagen, war mit dem Oktoberfest 2006 zufrieden und lobte ausdrücklich die Sicherheitspartnerschaft zwischen Besuchern, Behörden. BRK und den Sicherheitskräften.

BRK
Die Wiesn 2006 verlief für das Bayerische Rote Kreuz (BRK) zufriedenstellend. Rund 75 laufende Meter Pflaster wurden an fußwunde Wiesn-Besucher ausgegeben; der Trend zur Tracht machte sich schmerzlich bemerkbar, denn neue Haferlschuhe wollten eingelaufen sein.

Kinderfundstelle

Die Damen der Kinderfundstelle kümmerten sich heuer um 49 verloren gegangene Kinder (2005: 45 Kinder). In der Wickelstation wurden 439 Wiesn-Zwergerl gestillt und gewickelt (2005: 433).

Security Point
Der Security Point als Anlaufstelle für Mädchen und Frauen in unterschiedlichen Notlagen hat sich als Serviceeinrichtung auf der Wiesn etabliert. Diese für Volksfeste weltweit einmalige Einrichtung wurde 2003 von den Organisationen IMMA, AMYNA und Frauennotruf München initiiert und mit Unterstützung der Festleitung eingerichtet.

Fundstücke
Bis Wiesn-Schluss zählte das Wiesn-Fundbüro knapp 3.600 Fundstücke, darunter 1.200 Kleidungsstücke, 450 Ausweise und Kreditkarten, 370 Geldbörsen, 300 Schlüssel, 280 Taschen, Rucksäcke und Beutel, 240 Brillen, 220 Mobiltelefone, 90 Regenschirme, 80 Schmuckstücke und Uhren sowie 45 Fotoapparate und Zubehör.
Zu den bereits im Halbzeitbericht erwähnten Berner Sennenhund kamen eine Drehgenehmigung eines thailändischen TV-Teams, eine Halskrause, ein Dirndl, ein Damen-Charivari, ein Hörgerät, zwei Paar Damenpumps (rot und schwarz), ein MP3-Player, eine Zahnspange (wurde abgeholt) und das obligatorische Wiesn-Gebiss. Die Aushändigungsquote lag bei 20 Prozent.
Die Branddirektion spricht – dank des vorbeugenden Brandschutzes – von einer ruhigen, „normalen“ Wiesn ohne Auffälligkeiten.
Das Gesundheitsamt meldete keinen besonderen Vorkommnisse.

Strom, Gas, Wasser
Mit 2,9 Millionen Kilowattstunden war der Stromverbrauch trotz längerer Wiesn im Vergleich zum Vorjahr annähernd stabil (2005: 2,8 Millionen Kilowattstunden).
Der Gasverbrauch lag mit 200.000 Kubikmetern knapp unterhalb des Vorjahres (2005: 205.000 Kubikmeter).
Mit 90.000 Kubikmeter blieb der Wasserverbrauch im Vergleich zum Vorjahr konstant.

Wiesn-Pressestelle
Die Pressestelle zählte rund 2.363 Journalistenkontakte (2005: 2.990) aus dem In- und Ausland wie China, Dubai, Finnland, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Korea, Litauen, der Niederlande, Österreich, Polen, Russland, Schweden, der Schweiz, Spanien, Thailand, Ukraine, Ungarn und den USA.
Zunehmend wird die rasche Journalistenanfrage via e-mail weltweit immer populärer. So wurden heuer ca. 1.080 E-mail-Anfragen von der Wiesn-Pressestelle bearbeitet.
Es wurden 231 Drehgenehmigungen an verschiedene Film- und TV-Teams sowie Onlinedienste erteilt (2005: 204). 65 Pressemitteilungen (2005: 63) mit einer Auflage von rund 9.000 Stück wurden im Vorfeld und während der Wiesn ausgegeben.

Sende
Benutzer-Bewertung
5 (1 Stimme)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

×