Schlemmerreise Toskana

Wo beginnt man eine Schlemmerreise durch die Toskana? Am besten in Pistoia am Fuße des Apennin. Denn die Pistoienser sind Feinschmecker. Gleich hinter der Kathedrale finden sich appetitanregende Straßennamen: ‚Gemüse-Platz‘, ‚Zwiebel‘- und ‚Käse-Gasse‘. Kein Ort eignet sich besser zu einem Streifzug durch die Köstlichkeiten der Toskana als ‚La Bottegaia‘, der ‚Krämerladen‘ in der Via del Lastrone. Weine vom Feinsten, eine schier unendliche Auswahl an Käse und Wurstsorten wie die ‚Finocchiona‘, eine mit Fenchel gewürzte Wurst. Zudem ‚Dolce‘ (kandierte Früchte, Mandelplätzchen), wohin man sieht.

An vielen Orten der Toskana fließt der Touristenstrom achtlos vorbei. Das Schloss von Collodi bei Pescia ist so ein Platz. Der Marchese Romano di Alessandro Garzoni hatte Geld und Fantasie genug, um hier den prächtigsten Barockgarten der Toskana anzulegen: Treppen, Brunnen, Fontänen und mit Buchsbaum gesäumte Blumenornamente. Antike Götter bevölkern die Grotten – Kunst und Natur sind hier zum barocken Ideal verbunden.

Nach dem Besuch eines außergewöhnlichen Chocolatiers in Agliana geht’s in die Apuanischen Alpen. Eine halbe Stunde vom Trubel an den Stränden der Versilia entfernt, liegt das Bergdorf Seravezza. Hier kocht Mario Fiori so, wie man es in der Toskana liebt: einfach und edel – gerne vor den Augen der Gäste. Zum Beispiel Rinderfilets mit in der Schale gegarten Kartoffeln.

Abgeschieden sind die Seitentäler der Garfagnana. Nur eine Holzbrücke führt zu Massimo Bettis idyllischem Domizil ‚Pian di fiume‘ bei Bagni di Lucca. In diesem ‚Öko-Paradies‘ werden alle Lebensmittel selbst erzeugt, und gekocht wird deftig wie zu Großmutters Zeiten, u. a. mit Hackfleisch gefüllter Schweinebauch.

Am flachen Küstenstreifen westlich der Apuanischen Alpen reiht sich ein Seebad ans andere. Abends, wenn das quirlige Badeleben ausklingt, beginnt die Hauptattraktion der Versilia-Küste: der Sonnenuntergang. Genießer suchen sich dann ein ruhiges Fleckchen. Danach kommen die Gourmets auf ihre Kosten. Etwa im ‚Ristorante da Riccà‘ in Marina di Massa. Küchenchef Ferruccio Buono stellt eines seiner beliebten Menüs vor: Als Vorspeise ‚Bavette‘, dünne Nudeln mit Muschelsoße. Danach Drachenkopf-Filet mit Bohnensoße. Und zum Schluss Emmer-Risotto (Emmer ist eine Getreideart) mit gegrillten Gamberoni und Lardo-Speck.

Im Jugendstil-‚Caffè degli Svizzeri‘ in Pontremoli kreiert Giovanni Steckli, dessen Vorfahren aus Graubünden eingewandert waren, die ‚Spongata‘. Die mit kandierten Früchten, Rosinen, Walnüssen, Pinienkernen und viel Kakao hergestellte Leckerei gilt als berühmteste Torte der Lunigiana.

Zu den ‚Delizie‘, den ‚Schmankerln‘, der Lunigiana zählt auch das Fleisch der Zeri-Schafe. Die Lammkeule ‚Agnello al testo‘ wird in einem schweren Topf aus Ton über offenem Feuer gegart.

Abseits der Touristenströme hat die Toskana viele unbekannte Seiten, die es zu entdecken gilt mit den Augen, mit dem Herzen – und mit dem Gaumen.

Bayern, Mittwoch, 04.10., 19:00 – 19:30 Uhr

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