Rätsel um giftige Austern in Frankreich

Verkaufsverbot für Delikatesse – Sicheres Testverfahren fehlt derzeit

Knapp einen Monat ist es her,
dass die berühmten Austern von Archachon mit einem Verkaufsverbot belegt
wurden. Grund dafür war ein Test, dessen Ergebnis negativ ausfiel.
Angeblich seien die Austern toxisch belastet. Ein Mensch ist angeblich
sogar an den Folgen der Vergiftung gestorben, berichtet Nature-Online
http://www.nature.com . Deutlich wird bei der Geschichte allerdings
eines: Es fehlt immer noch an wirksamen Tests zum Auffinden solcher
gefährlichen Biotoxine.

„Vergiftungen von kontaminierten Meeresfrüchten können zu
schwerwiegenden Erkrankungen führen. In der EU wurde daher das
Forschungsprojekt Biotoxmarin ins Leben gerufen“, so der
Molekularbiologe Heinz-Christoph Schröder von der Universität Mainz
http://www.chemie.uni-mainz.de im Interview. Schröder ist
damit beschäftigt im Rahmen des Forschungsprojekts neue Methoden zur
raschen Feststellung von solchen Toxinen zu ermöglichen. Bisher gibt es
das so genannte Maus-Testverfahren. Dabei werden Mäusen Muschelsäfte
injiziert. Stirbt die Maus, ist die Muschel ungeniessbar. „Diese
Methoden eignen sich natürlich nicht dafür, festzustellen, welche Toxine
in der Muschel enthalten waren“, erklärt der Wissenschaftler. Es sei
allerdings von großer Bedeutung, dies zu wissen. Zudem sei der Maus-Test
viel zu langsam.

Biotoxmarin http://www.biotoxmarin.de zielt nun darauf ab, Testmethoden
zu entwickeln, die entsprechenden Toxine rasch und kostengünstig
entdecken. „Vorstellbar wäre ein Schnelltest schon an Bord von Schiffen
oder etwa am Markt“, so Schröder. Interessant sei darüber hinaus auch
noch, Antikörper gegen diese Gifte zu finden. „Wenn eine Muschel oder
ein anderes Nahrungsmittel solche Toxine enthält, bleiben diese auch
nach der Garung immer noch gefährlich. Das bedeutet, dass diese nicht
für den menschlichen Verzehr geeignet sind“, führt Schröder aus.
Biotoxmarin läuft bereits seit eineinhalb Jahren. „Chemische Assays sind
wesentlich besser als der Maus-Test“, meint auch Laurent Rosso, Direktor
der französischen Lebensmittelsicherheitsbehörde in Maisons-Alfort. Die
chemischen Tests könnten zudem genauer auf den Menschen abgestimmt
werden.

Andere Experten sehen den Maus-Test immer noch als gute Methode an, wenn
es um so genannte Mysterien-Toxine geht. Allerdings wären diese Toxine
relativ selten. Wenn sie auftauchen müssen ihre Spuren erst mühsam
zurückverfolgt werden. „Meist handelt es sich dabei um toxisches
Plankton, das für gewisse Regionen atypisch ist und mit
Ballastwassertanks von Schiffen in fremde Gewässer kommt“, so Zouher
Amzil, Experte für Phycotoxine vom französischen
Meeresforschungsinstitut Ifremer http://www.ifremer.fr . Wahrscheinlich
sind auch die Austern von Archachon von solchen „geheimnisvollen“
Toxinen belastet. Die Forscher wollen nun jene Toxine finden, die die
Mäuse getötet haben. Wolfgang Weitlaner

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