ITB-Experten: Deutsche geben vor Mehrwertsteuererhöhung mehr aus
Nicht Krisen und Konflikte lenken den
Reisemarkt, sondern die zum 1. Januar 2007 geplante Erhöhung der
Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Zu diesem Schluss kommt eine
heute, Montag, veröffentlichte Studie der Gesellschaft für
Konsumforschung (GfK) im Auftrag der ITB-Berlin http://www.itb-berlin.de
. Demnach werden die Reiseausgaben der Deutschen in den letzten vier
Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent zunehmen. Zu
den bevorzugten Zielen gehören die Kanarischen Inseln, Südostasien und
die Karibik.
„Die Erhöhung der Mehrwertsteuer wird nicht zur Buchung von teureren
Reisen führen, sondern das für den Urlaub zur Verfügung stehende reale
Reisebudget eines jeden schmälern. Es ist ganz deutlich zu beobachten,
dass die Deutschen im Restjahr 2006 noch den günstigeren
Mehrwertsteuersatz nutzen werden, um eine Reise zu buchen“, so der
ITB-Direktor Martin Buck. Mögliche Unwetter wie Wirbelstürme im
karibischen Raum sowie in Florida könnten der Tourismuswirtschaft jedoch
noch einmal einen Strich durch die Rechnung machen. Auch politische
Veränderungen in Kuba könnten sich negativ auf die Tourismusentwicklung
auswirken.
In Südostasien ist Thailand der große Gewinner. Der Experte erwartet
geringe Zuwächse für die Ferienziele Sri Lanka und Indonesien. In Sri
Lanka wirke die Bürgerkriegssituation lähmend, in Indonesien herrsche
Angst vor Erdbeben. Die Buchungszahlen für das Hauptzielgebiet Bali
liegen noch stark unter den Buchungszahlen aus dem Dezember 2004 vor dem
Tsunami. Theoretisch würden sich nach Einschätzung der Experten als
Ausweichziele Australien und Südafrika anbieten. Es sei allerdings zu
bezweifeln, dass dort ausreichende Flug- und Hotelkapazitäten zur
Verfügung stehen, um den Nachfrageüberhang aufzufangen.
Profitieren von der wachsenden Ausgabenbereitschaft wird auch das
Winterreisegeschäft in den wichtigsten europäischen Ski-Destinationen.
Der positive Ausblick auf die kommenden Monate wird von der
Reiseindustrie nur teilweise geteilt. „Mögliche wirtschaftlich geprägte
Negativ-Nachrichten sowie denkbare Umweltkatastrophen und der zunehmende
Trend zu kurzfristigen Reisen sind die großen Unbekannten, mit denen es
die Reiseindustrie grundsätzlich immer zu tun hat“, so Buck. Im
Reisejahr 2007 werden die Deutschen nach dem ITB-Reiseindikator
gegenüber dem laufenden Jahr rund zwei Prozent mehr Geld für ihren
Urlaub ausgeben.
Ganz bestätigen konnte man die Angaben beim größten Veranstalter TUI
http://www.tui.com nicht. Dass Thailand zu den Gewinnern der
Sommer-Saison 2006 gehörte, stimme allerdings. „Die Zuwachsraten lagen
bei 198 Prozent. Die Zuwächse in Thailand gingen aber zu Lasten der
Karibik“, so Alexa Hüner, TUI-Konzernsprecherin. Die Kanarischen Inseln, ebenso wie die Balearen
und der Türkei gehören generell zu den Klassikern, die auch in diesem
Herbst ganz vorne dabei sind. „Wie es aussieht, wird in der Wintersaison
auch Thailand wieder vorne dabei sein.“ Über die Buchungen der
Karibikdestinationen wie etwa Kuba, der Dominikanischen Republik aber
auch der Kleinen Antillen könne man derzeit noch keine Aussagen treffen.
Der Blick in die Glaskugel sei im Tourismus-Geschäft sehr trügerisch, da
sich Situationen sehr rasch ändern können. „Eines steht jedoch fest: Die
Preise sind stabil, liegen bei Kuba sogar drei Prozent unter denen im
Vorjahr.“ Gespannt blicke man bei TUI auf die neuen Destinationen in
Lateinamerika und auf den Kleinen Antillen. Wolfgang Weitlaner