Am 5. September 2006 feiert das „Bio-Siegel“ seinen fünften Geburtstag – jenes grüne Sechseck, mit dem heute 32.500 Bioprodukte als Erzeugnisse aus ökologischem Landbau gekennzeichnet werden. Anlass für den BÖLW Bilanz zu ziehen:
„Für sich betrachtet ist das Bio-Siegel eine uneingeschränkte Erfolgsgeschichte. In kürzester Zeit hat es eine enorme Marktdurchdringung erfahren und ist so den Verbrauchern zu einer wertvollen Orientierungshilfe geworden“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende des BÖLW, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein das Jubiläum. „Gleichzeitig ist die Bio-Branche an einem Wendepunkt angelangt“. Zwar wachse der Markt mit Ökoprodukten kontinuierlich und mit hohen Raten, an den deutschen Bauern drohe die Entwicklung jedoch vorbei zu gehen.
„Dafür zeichnet die deutsche Agrarpolitik zu einem großen Teil verantwortlich“, betonte Löwenstein. „Sie ist immer noch nicht bereit, klare Signale an die Bauern zu senden und deutlich zu machen, dass eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur gewünscht ist und der Weg dafür verlässlich bereitet wird“. Stattdessen werde daran festgehalten, die Etatkürzungen im Agrarhaushalt der Europäischen Union ausschließlich im Bereich der Agrarumweltprogramme und der ländlichen Entwicklung umzusetzen.
Der BÖLW fordert deshalb Minister Seehofer und seine Länderkollegen auf, Zeichen für eine zukunftsfähige und verbraucherorientierte Agrarpolitik zu setzen und Mittel aus der ersten Säule (direkte Einkommensübertragung) in die zweite Säule (v.a. Agrarumweltprogramme) umzuwidmen. Da die Leistungen des Ökolandbaus aus der zweiten Säule honoriert werden, würde dies dazu beitragen, die nötigen Impulse zu setzen, damit wieder mehr Bauern den Schritt in die Umstellung gehen und damit die Erfolgsgeschichte des Bio-Siegels auch zur Erfolgsgeschichte für die deutsche Landwirtschaft würde.
Eine Absage erteilt der BÖLW den Forderungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV), das Bio-Siegel verbindlich mit nationalen Herkunftsangaben zu versehen. „Damit redet man am Problem vorbei: Wir haben nicht zuviel, sondern zu wenig deutsche Rohware“, erklärte Dr. Alexander Gerber, Geschäftsführer des BÖLW. Zudem ist ein solches Siegel praktisch nicht umsetzbar, da es nur für eine kleine Zahl an Nahrungsmitteln mit wenigen Zutaten in Frage käme und gleichzeitig mit einem hohen Kontroll- und Verwaltungsaufwand verbunden wäre. „ Auf diese Weise würde der Erfolg des Bio-Siegel konterkariert, und es würde zu einem Handelshemmnis“, so Gerber. Auf freiwilliger Basis sei eine solche Kennzeichnung dort, wo es sich machen lasse, heute schon möglich. Davon werde auch schon Gebrauch gemacht. Hingegen sei es eine vordringliche Aufgabe der deutschen Anbauverbände, mit ihren eigenen Zeichen für die besondere Qualität und die vorwiegend nationale Herkunft ihrer Produkte zu werben. Der BÖLW – Geschäftsführer verwies in diesem Zusammenhang auf die derzeit stattfindenden Verhandlungen mit der EU-Kommission zur Neugestaltung der EU-Öko-Verordnung: „Eines unserer Haupt-Anliegen ist es durchzusetzen, dass die Auslobung mit privatrechtlichen Zeichen auch in Zukunft möglich bleibt.“
Im BÖLW sind die Verbände der landwirtschaftlichen Erzeuger, der Lebensmittelverarbeiter und der Händler von Bioprodukten zusammengeschlossen.