Federweißer – So schmeckt der Herbst

Die Saison des Federweißen steht vor der Tür! Im rheinhessichen Dexheim lief heute der erste Most des Jahres bereits von der Kelter und in der Pfalz beginnt die Traubenlese am 24. August. Es sind insbesondere die Trauben der sehr frühreifen Sorten wie Ortega, Huxel- und Siegerrebe, die vieler Orts schon reif genug sind, um als erster Federweißer den nahenden Herbst anzukündigen.

Das Deutsche Weininstitut (DWI) weist darauf hin, dass die Hauptlese mit den Rebsorten, die für die eigentliche Weinbereitung bestimmt sind, je nach Wetterentwicklung etwa Mitte September beginnen wird. Deutschlands meistangebaute Rebsorte Riesling reift oftmals sogar über den ganzen Oktober bis in den November hinein.

Federweißer wird je nach Anbaugebiet auch “Bitzler“, “Sauser“, “Rauscher“ oder “Brauser“ , „Süßer“, „Bremser“ oder auch „Sauser“ genannt. Er ist ein Traubenmost auf dem Weg zum Wein. Beim Angären treten in den Fässern Hefen mit dem frischen Most in Aktion. Sie wandeln den Zucker der Trauben in Alkohol und Kohlensäure um, wobei sich der Most weißlich färbt. Seine milchig-trübe Farbe erinnert an tausend wirbelnde Federchen, daher auch der Name “Federweißer“.

Schmeckt Federweißer zunächst sehr süß wie prickelnder Traubensaft, wird er mit fortschreitender Gärung zunehmend trockener. Gerne wird er daher getrunken, wenn die Gärung etwa zur Hälfte abgelaufen ist, der Federweiße sich also auf halber Strecke zwischen Traubensaft und Wein befindet. Er hat in diesem Stadium etwa 4 – 5 % Vol. Alkohol. Immer häufiger findet man auch „Roten Rauscher“, der aus roten Trauben, wie beispielsweise von der Sorte Portugieser, bereitet wird.

Federweißer muss frisch getrunken werden – am besten natürlich direkt vom Winzer oder in den Weinstuben der deutschen Anbaugebiete. Aber auch im Lebensmittel- und Weinfachhandel von Flensburg bis Berchtesgaden kann man deutschen Federweißen heute dank moderner Kühlmöglichkeiten entdecken. Dorthin wird er zumeist gekühlt noch als unvergorener Traubenmost auf den Weg gebracht. Denn solange er kühl, das heißt bei weniger als 10° C transportiert wird, kann die Gärung nicht beginnen. Sobald er jedoch in wärmere Umgebung kommt, beginnen die Hefen zu arbeiten. Deshalb ist es wichtig, dass die Flaschen mit Federweißem nicht fest verschlossen werden, denn bei der Gärung entsteht Kohlensäure, die Weinflaschen zum Bersten bringt, wenn der Druck nicht entweichen kann.

Zu welchem Zeitpunkt man den Federweißen trinkt, ist reine Geschmackssache. Wer ihn am liebsten süß mag, trinkt ihn am Beginn des Gärungsprozesses, je weiter die Gärung fortschreitet, um so mehr Zucker wird in Alkohol umgewandelt und desto trockener wird er. Das Tempo der Entwicklung hat jeder selbst in der Hand: Soll der Geschmack bleiben wie er ist, gehört der Federweiße in den Kühlschrank, soll er sich weiter entfalten, hilft ihm normale Zimmertemperatur recht schnell auf die Sprünge. Das DWI empfiehlt: Am sichersten, man kostet täglich, um den besten Augenblick nicht zu verpassen.

Auf dem Höhepunkt der Gärung enthält der entstehende Wein lebende, biochemisch aktive Hefezellen, die von den Blättern und Trauben in den Most gelangen. Vor allem die Vitamine B 1, für den Kohlenhydrat-Stoffwechsel, B 2 für Augen und Haut, sowie B 6 sind nachweisbar. Sie stammen zum Teil aus den Trauben selbst, zum Teil entstehen sie auch durch den Hefe-Stoffwechsel. So ist der Federweiße reicher an Vitaminen als Traubensaft.

Mediziner loben auch die blutreinigende und verdauungsfördernde Wirkung des Federweißen. Die Kombination aus Hefen, Milchsäurebakterien und Trubstoffen aktivieren den Magen-Darm-Trakt und haben dadurch eine entschlackende Wirkung. Seine prickelnde Wirkung am Gaumen macht den Federweißen beliebt als erfrischendes und belebendes Getränk. Zudem enthält er bereits die Geschmackseigenschaften des neuen Weinjahrgangs. Doch Vorsicht: So gut er auch schmeckt, der Federweiße hat es in sich. Je nach Körperkonstitution und Gewicht sind ein bis zwei Viertel eine gute Orientierung, um nicht von seiner anregenden Wirkung überrascht zu werden.

Rechtzeitig zum Beginn der Federweißen-Saison hat das DWI ein neues Infoblatt für Weinfreunde mit dem Titel „Herbstlich – Mit Federweißer genießen“ aufgelegt. Neben Produktinformationen zum prickelnden, Spätsommer-Getränk wartet das Faltblatt auch mit Rezepten zu vier leckeren Gerichten auf, die vorzüglich mit Federweißem harmonieren, von Kartoffelwaffeln mit Lauch über den klassischen Zwiebelkuchen bis zum Herbst-Bruschetta.

Das Infoblatt ist als Einzelexemplar kostenlos erhältlich beim Deutschen Weininstitut, Gutenbergplatz 3-5, 55116 Mainz und kann auch im Internet-Shop unter www.deutscheweine.de bestellt werden.

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