Ein Ausflug vom heutigen Belgrad ins römische Viminacium

Viminacium – drei Kilometer von Kostolac und etwa 100 Kilometer südöstlich von Belgrad entfernt – war einmal eine glänzende Stadt: prächtige Tempel, breite Straßen, luxuriöse Villen, große Thermen, ein Amphitheater. Ganz abgesehen vom gleichnamigen Militärlager.

Erhalten geblieben war von der einstigen Hauptstadt der Provinz Moesia Superior bis Anfang des 20. Jahrhunderts nicht viel, lag sie doch verborgen unter Äckern und Feldern wie einst Pompeii unter Schutt und Asche.

Das hat sich jetzt geändert – und kann auch vor Ort bestaunt werden. Wenn nicht in Serbien selbst, so unter www.viminacium.org.yu . Viel soll hier geschehen, wenn nun an einer im Frühjahr 2006 errichteten Pontonbrücke auf der Donau europäische Kreuzfahrtschiffe Halt machen – für den Landausflug der besonderen Art auf den Spuren des mysteriösen Todes von Kaiser Hostilianus.

Fast alle ehemaligen Legionslager und römischen Städte liegen heutzutage unter modernen Baustrukturen: so etwa Londinium unter dem heutigen London, Novaesium unter Neuss, Castra Regina unter Regensburg, Mogontiacum unter Mainz, Aquincum unter Budapest oder Singidunum unter Belgrad.

Anders dagegen Viminacium, dessen großer Reichtum schon in oberen Ackerschichten zu finden ist und allein in den letzten 25 Ausgrabungsjahren die Möglichkeit gab, mehr als 13.000 Gräber zu erforschen und über 32.000 Funde im Museum zu konservieren.

Ein Wermutstropfen jedoch trübt die bereits 1949 vom damaligen Jugoslawien als Kulturdenkmal und archäologische Fundstelle unter Staatsschutz genommene Ausgrabungsstätte: Die über 450 Hektar große Fläche des antiken Viminacium – mit seinem in Hochzeiten bis zu 30.000 Einwohnern – ist durch den Kohle-Tagebau „Drmno“ gefährdet, wenn auch erst in den Abbauplänen nach 2040. So musste bereits ein Aquäduktteil umgesetzt werden. Auch eine römische Basilika aus dem vierten. Jahrhundert wird noch eine ähnliche Rettungsaktion ereilen müssen, um sie für die Nachwelt erhalten zu können.

Vier Großobjekte sind aber bereits sichergestellt und überdacht: eine paleochristliche Memorie, das Nordtor des Militärlagers samt einem kleinen Teilstück der Römerstraße, die große Thermenanlage sowie ein Mausoleum mit angrenzenden Gräbern, in dem höchstwahrscheinlich Kaiser Hostilianus bestattet wurde. Die dort entdeckten, mit Fresken geschmückten Grabkammern gehören zu den Perlen Viminaciums, die bereits besichtigt werden können.
Noch ist das mit sieben Atrien geplante Besucherzentrum im Stil einer römischen villa rustica Zukunftsmusik, aber das Marketing für die Ausgrabungsstätte hat bereits begonnen

: Schon jetzt sind Kopien der Gold- und Silberschmuckfunde käuflich erwerbbar, auch wurden dreisprachige Flyer (in Deutsch, Englisch, Serbisch), ein Kinderspiel (auf den Spuren des verstorbenen Kaisers Hostilianus – starb er an der Pest oder wurde er vergiftet?) und auch eine CD erstellt. Ein faszinierender DVD-Film (auf Englisch und Serbisch) gewährt einen Blick hinter die Kulissen und den zum Teil beeindruckenden technischen Spurensuchen des Ausgrabungsteams.

Zudem liegt Viminacium nur 4,5 Kilometer vom heutigen Donaustrom entfernt am Altarm Dunavac, wo eine neu gebaute Pontonbrücke als Anleger für Donaukreuzfahrer dienen soll. Das Frühjahrshochwasser 2006 hat die Pläne zwar etwas beeinträchtigt, doch sollen bis zum Herbst doch noch etwa 80 Schiffe diesen Landgang als neueste Attraktion anbieten können.

Aufgrund bereits abgeschlossener Besucherverträge mit europäischen Schiffsführern schätzt Dr. Miomir Korác, der engagierte Ausgrabungsleiter von Viminacium und ideenreiche Kopf seiner Vermarktung – die letztendlich die weiteren Forschungsarbeiten mit finanzieren werden – , sollen etwa 10.000 Touristen die römische Fundstätte besuchen. Bis 2010 rechnet man mit einem Anstieg auf 70.000 Besucher im Jahr. Für diese hat man drei Besucherprogramme ausgeheckt, die ihnen die keineswegs unbedeutende Stadt, die ein Zentrum am Rande des römischen Weltreiches war, näher bringen soll:

eine einstündige Grundvariante, wo das Nordtor des Militärlagers samt einem kleinen Teilstück der Römerstraße, die große Thermenanlage sowie das Mausoleum von Kaiser Hostilianus mit angrenzenden Gräbern und den Grabkammern, eine mittlere, dreistündige Variante inklusive eines Besuchs des Museums in Požarevac beziehungsweise der Außenstelle bei Viminacium sowie die dreistündige Vollvariante mit Fachvorträgen und einem Konzert entweder bei den Thermen oder am Mausoleum.

Wer zukünftig mit dem Schiff anreist, wird dann auch nur einen wenige Minuten dauernden Bustransfer nach Viminacium vor sich haben – statt der derzeit noch fast zweistündigen Anfahrt ab Belgrad. Diese ist (noch) ein klein wenig abenteuerlich – wer würde schon vor dem Braunkohlekraftwerk die Büro-Baracken des Ausgrabungsteams vermuten? – und bedarf noch besserer Ausschilderung, doch der Weg lohnt sich allemal.
Wie auch ein Klick auf www.viminacium.org.yu , die ausführliche und auch auf Deutsch verfügbare Website.

Allgemeine Serbien-Informationen www.serbia-tourism.org

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