Restaurant- Tip
Dieser Blick kostet 1,9 Millionen Euro. Und ist jeden Cent davon wert. Soviel investierte ein Wella-Erbe im vergangenen Jahr für die Villa Kellermann, traumhaft gelegen am besten Aussichtspunkt über dem Heiligen See in Potsdam.
Im ersten Stock der sanierungsbedürftigen Villa ist seit 15 Jahren ein italienisches Restaurant untergebracht. Jetzt im Sommer kommt für die Platzwahl nur die Terrasse in Frage. Der Blick auf den Heiligen See – entweder aus dem Garten oder von der Terrasse im ersten Stock – bleibt unübertroffen. Ich kenne nichts Vergleichbares: sattes Grün, dicke alte Bäume, direkt am Seeufer, die Sonne geht unter, das Herz hüpft vor Freude. Es entsteht eine wundersam privat-öffentliche Atmosphäre. Ende des Jahres ist allerdings Schluß, dann wird die Villa gänzlich privat. Dann muß das Restaurant weichen und macht an der Mittelstraße im Holländischen Viertel wieder auf. Voraussichtlich unter dem Namen „Massimo“.
Der fliegende Wechsel soll im Oktober stattfinden. Also bleiben noch gut zehn Wochen, in denen die „Villa Kellermann“ besonders intensiv genutzt werden sollte.
Die Kellner sind alle freundlich, kreativ und aufmerksam wie immer, die Karte leider sehr klein, die Speisenauswahl ist nicht besonders groß. Alles andere wäre aber verantwortungslos, da das Restaurant nur eine sehr kleine Küche besitzt und ärgerliche Wartezeiten geradezu programmiert wären.
Ein leicht säuerlicher Salat aus Pfifferlingen mit gebratenen Jacobsmuscheln (12 Euro) ist der perfekte Start bei den Temperaturen.
Der italienische Vorspeisenteller (11 Euro) ist korrekt, aber die Häppchen sind sehr sparsam bemessen und reichen gerade für zwei Personen, da verdient der Wirt.
Die piemontesischen Bandnudeln mit Sommertrüffeln (14 Euro) kommen gut und elegant daher, perfekt al dente. Ebenso die schwarzen Bandnudeln mit Zucchini und Thunfisch (11 Euro), herrlich saftig und aromatisch, einfach wunderbar. Einzig die kleinen Thunfischstücke sind leider komplett durchgebraten, hier wäre weniger wie immer mehr. Die „Villa Kellermann“ bietet gute Pasta, auch die Fettucine mit Filetspitzen und Pfifferlingen (12 Euro) sind ausgezeichnet. Der Seeteufel mit Blattspinat und Rosmarinkartoffeln (17 Euro) ist gut, der Blattspinat etwas sandig, hier fehlt etwas die Sorgfalt.
Die italienischen Käse mit Trauben- und Feigensenf (5,50 Euro) sind angenehm. Erstklassig, ebenfalls mit schöner Säure, kommt die Zitronencreme mit marinierten Johannisbeeren (6 Euro), ein erfrischend leichter Sommernachtstraum. Schade, daß das Träumen demnächst ein Ende hat.
-Villa Kellermann
Mangerstraße 34-36/ Potsdam, Tel: 0331/291 5 72, www.villa-kellermann.de
Öffnungszeiten: Mo ab 18 Uhr, Di-So 12 bis 24 Uhr
Karten: alle Plätze: 100
Fazit: Der Rest der letzten Saison ist angebrochen. Hingehen, genießen und die alte Villa in guter Erinnerung behalten.
Nikolas Rechenberg Wein Blogg:
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