Obst- und Gemüseverzehr senkt das Krebserkrankungsrisiko

Wer täglich Obst und Gemüse isst, hat ein geringeres Erkrankungsrisiko für
Mund-, Rachen-, Kehlkopf- oder Speiseröhrenkrebs. Dabei profitieren eher
Männer als Frauen von einem solchen Ernährungsverhalten, da die
Risikoabsenkung besonders bei Personen mit geringem Konsum ( <300 Gramm/Tag) zum Tragen kommt.

Dies ist ein Ergebnis der europaweiten EPIC*-Studie, das
Professor Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke und Co-Autoren in der Septemberausgabe der Fachzeitschrift
„Cancer Causes and Control“ publizierte.

In Deutschland sind zwei Studienzentren an EPIC beteiligt, das Deutsche
Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke und das Deutsche
Krebsforschungszentrum in Heidelberg.

Die EPIC-Wissenschaftler analysierten Daten von 130.633 Männern und 215.271
Frauen, die im Rahmen der EPIC-Studie von 1992 bis 1998 Auskunft über ihre
Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände gegeben hatten. Bei der Auswertung
berücksichtigten die Forscher alle wichtigen bekannten Faktoren, die das
Erkrankungsrisiko für diese Krebsformen beeinflussen, wie beispielsweise den
Tabak- oder Alkoholkonsum.

Innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums von etwa 5,8 Jahren erkrankten 255
Studienteilnehmer und 97 Studienteilnehmerinnen erstmals an Mund-, Rachen-,
Kehlkopf- oder Speiseröhrenkrebs.

Nach den Daten der EPIC-Studie sinkt das Risiko für diese Krebsarten pro 80
Gramm täglich verzehrtem Obst und Gemüse durchschnittlich um 9 Prozent. Bei
Männern verringerte sich das Krebsrisiko um 12 Prozent, während es sich bei
Frauen um 4 Prozent verminderte. Dabei besteht eine Risikobeziehung
anscheinend nur bis zu einem „Schwellenwert“ von etwa 300 Gramm pro Tag.
Das
heißt, wer bereits mehr als 300 Gramm verzehrt, kann durch eine
Verzehrsmengenerhöhung sein Erkrankungsrisiko vermutlich nicht noch weiter
senken.

„Die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Auftreten der Erkrankung sind
bemerkenswert. Obwohl die Zahl der weiblichen Studienteilnehmer deutlich
größer war, gab es bei den männlichen Teilnehmern fast zweimal soviel
Krebsneuerkrankungen. Ebenso war eine erhöhte Obst- und Gemüseaufnahme bei
Männern mit einer stärkeren Risikosenkung verbunden“, fasst Heiner Boeing,
Leiter der Potsdamer EPIC-Studie die Resultate zusammen.

„Ersteres lässt
sich vermutlich auf den generell höheren Alkohol- und Zigarettenkonsum der
männlichen Studienteilnehmer zurückführen. Letzteres ließe sich durch zwei
unserer Beobachtungen erklären. Erstens ist die Obst- und Gemüseaufnahme
gerade bei Männern in Nord-, West- und Mitteleuropa gering und liegt unter
der Aufnahme von Frauen und zweitens profitieren von einer Verzehrserhöhung
hauptsächlich Personen, die sonst nur wenig Obst und Gemüse essen. – Man
sollte daher besonders Menschen mit einem sehr niedrigen Obst- und
Gemüsekonsum dazu ermutigen, ihre tägliche Verzehrsmenge zu erhöhen.“

Hintergrundinformation:
EPIC* (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie:
eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen
Ernährung und Krebs und anderen chronischen Erkrankungen aufdeckt. 23
administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000
Studienteilnehmern sind an der Studie beteiligt. Die EPIC-Studie wird von
Dr. Elio Riboli (International Agency on Research of Cancer, Lyon,
Frankreich) koordiniert. Die Potsdamer EPIC-Studie, an der 27.548 Frauen und
Männer im Alter zwischen 35 und 65 Jahren teilnehmen, leitet Professor Dr.
Heiner Boeing.

Zahlen:
Jährlich erkranken weltweit etwa 390.000 Menschen neu and Mund- und
Rachenkrebs. Hinzu kommen 160.000 neue Fälle an Kehlkopfkrebs und 412.000
Neuerkrankungen an Speiseröhrenkrebs. Dies entspricht insgesamt 11 Prozent
aller Krebsneuerkrankungen. Alkohol- und Zigarettenkonsum sind die
wesentlichen Risikofaktoren für Plattenepithelkrebs-Erkrankungen (Squamous
Cell Cancer) des oberen Verdauungstraktes.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist
Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84
außeruniversitäre Forschungsinstitute und forschungsnahe
Serviceeinrichtungen. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und
verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie sind von
überregionaler Bedeutung und werden von Bund und Ländern gemeinsam
gefördert.

Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

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