Arbeitssüchtige können nach Beobachtungen von Ärzten auch im Urlaub schlecht abschalten und gefährden damit ihre Gesundheit. Deutliche Hinweise auf eine Arbeitssucht seien etwa die Lektüre von Geschäftsunterlagen im Urlaub, die Mitnahme des Laptops in die Berge oder der Anspruch, selbst am Strand noch ständig per Handy erreichbar zu sein. Darauf wies Dr. H. Hellmut Koch, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) hin. Ein Team der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl für Psychologie untersuche derzeit unerforschte Aspekte dieser Arbeitssucht. „Wer einen erholsamen Urlaub erleben und wieder Kraft für den anstrengenden Berufsalltag sammeln will, sollte im Urlaub möglichst ganz von der Arbeit abschalten“, betonte Koch. Abschalten vom beruflichen Alltag bedeute, sich auch einmal mit ganz anderen Dingen zu befassen, wie etwa mit einem spannenden Krimi.
Untersuchungen hätten ergeben, dass bei Arbeitssüchtigen nahezu das ganze Denken um die Arbeit kreise. „Es ist diesen Menschen unmöglich, Umfang und Dauer ihres Arbeitsverhaltens zu steuern oder gar ganz auf die Arbeit zu verzichten“, beschreibt Koch. Typische Verhaltensmuster dieser „Workaholics“ seien das Ausfallen der Mittagspause oder das Aufwachen nachts, um sich Gedanken und Notizen um den Job zu machen. Solche Überlastungen warnte der Ärztepräsident ohne Ruhepausen führten jedoch häufig zu Herz-Kreislauf-Problemen, Magengeschwüren und anderen Krankheitsbildern.
Ein einheitliches Verständnis von arbeitssüchtigem Verhalten oder „Workaholism“ gebe es jedoch nicht. Ein Arbeitssüchtiger sei jemand, der ein derart exzessives und unkontrollierbares Bedürfnis nach Arbeit habe, dass sowohl sein psychisches und physisches Wohlbefinden als auch seine sozialen Beziehungen davon beeinträchtigt würden. Trotz dieser negativen Auswirkungen von Arbeitssucht behaupteten Menschen immer wieder gerne, dass sie geradezu süchtig nach ihrer Arbeit seien. „Arbeitssucht scheint damit die einzige Sucht in unserer Gesellschaft zu sein, auf die man stolz ist, sie zuzugeben“, sagte der Ärzte-Chef abschließend.