Wunderliches und Sonderbares im Nordwesten der USA – Washington

Im hohen Norden der USA wird es bisweilen ganz schön einsam, und dann kommen
die Menschen mitunter auf merkwürdige Ideen. Auf einer Reise durch den
Bundesstaat Washington sollten sich Besucher keinesfalls die vielen
Kuriositäten am Wegesrand entgehen lassen – Merkwürdiges und Schrulliges,
das man sicherlich nicht überall auf der Welt findet: versteinerte,
mumifizierte und ausgestopfte Wesen mit überzähligen Gliedmaßen oder einfach
nur absurde Basteleien, die zum Schmunzeln und Staunen anregen.

Wer kommt schon auf die Idee, die bunten Flusen aus dem Flusensieb des
Wäschetrockners aufzuheben? Elizabeth Barlow (Tel. +1-360-374-6738) aus dem
Städtchen Forks im äußersten Nordwesten des Bundesstaates sammelt sie nicht
nur, sondern gestaltet daraus farbenfrohe Kunstwerke, die sich durchaus
sehen lassen können.

Ansonsten ist dieser Ort eher für seine Schnitzereien
berühmt, die – in alter Holzfällertradition – mit der Kettensäge hergestellt
werden. Am anderen Ende des Staates kann man dagegen eine Holzkunst
besichtigen, die nach mehr Fingerspitzengefühl verlangt: der Nachbau einer
chinesischen Dschunke aus 27.000 Streichhölzern steht in „Carr’s
One-of-a-Kind Museum“ in Spokane steht gleich neben einer Lincoln-Limousine,
die einmal Elvis Presley gehörte.

Ye Olde Curiosity Shop

Ein weiteres Streichholzschiff findet man in Seattle in „Ye Olde Curiosity
Shop“. Seit über hundert Jahren lockt dieser „alte Kuriositätenladen“ in
Seattle (1001 Alaskan Way, unmittelbar am Puget Sound; Tel. +1-206-682-5844)
Besucher an – darunter Prominente wie Charlie Chaplin, John Wayne und
Sylvester Stallone. Sylvester heißt auch eine Mumie, die hier in einer
Vitrine steht. Weiterhin gibt es einen angeblich jahrhundertealten
„afrikanischen Voodoo-Affen“ zu bewundern sowie eine Meerjungfrau, zusammen
mit Meerbaby und Meerhund (nicht zu verwechseln mit einem Seehund) namens
„Petri-Fido“ – ein Wortspiel aus „petrified“ („versteinert“) und dem Namen
Fido.

Das Geschäft gehört heute dem Enkel und Urenkel von Joseph E. „Daddy“
Standley aus Ohio, der den Laden im Jahre 1899 gegründet hatte. Er begann
einst mit dem Verkauf von Souvenirs, die Indianer aus der Region speziell
für ihn anfertigten: Minitotempfähle, Decken, Körbe und vieles mehr. Neben
Schrumpfköpfen aus Ecuador und einem doppelköpfigen Kalb findet man hier
deshalb auch heute noch authentische Indianerkunst.

Marsh’s Free Museum

Nicht ganz so authentisch, dafür aber – wie der Name schon sagt – kostenlos
zu besichtigen sind die Kuriositäten in „Marsh’s Free Museum“ in Long Beach
im äußersten Südwesten von Washington – www.MarshsFreeMuseum.com .
Wellington
Marsh, Sr., der Großvater der heutigen Besitzer, gründete hier in den 1920er
Jahren zunächst eine Kneipe. Während der Wirtschaftskrise zahlten die Kunden
ihre Rechnung gelegentlich mit allerlei Tand, und daraus entstand dann das
Museum. Auch hier gibt es die obligatorischen Schrumpfköpfe und ein
doppelköpfiges Kalb zu sehen, aber auch ein einäugiges Lamm und ein weiteres
mit acht Beinen.

Dabei handelt es sich wohl noch um echte Launen der Natur –
nicht ganz ernst zu nehmen sind allerdings der „Werwolf aus Wyoming“, eine
Art Horror-Wolpertinger, der von einem kreativen Scherzkeks geschickt aus
dem Hinterteil eines Rehs gebastelt wurde, und der „Alligator-Mann“, die
Hauptattraktion des Museums. Der Oberkörper stammt von einem Primaten, der
Rest von
einem Alligator – doch zusammengefunden haben die beiden Teile mit
Sicherheit erst nach dem Ableben der beiden „Spender“.

Willie Keils Grab

Ganz echt ist hingegen der „gepökelte Pionier“, der ein paar Kilometer
weiter nördlich in einem eher unscheinbaren Grab liegt, das aber immerhin
auf den meisten Straßenkarten eingezeichnet ist. Es liegt am Highway 6 bei
Menlo, unweit der Mündung des Willapa River in den Pazifik. Kurios ist vor
allem die Geschichte von Willie Keil, der hier begraben liegt: er dürfte der
einzige Pionier sein, der den halben Kontinent als Leiche durchquerte. Er
war nämlich als Neunzehnjähriger im Mai 1855 der Malaria erlegen, noch bevor
er die langersehnte Reise antreten konnte. Sein Vater, der mit seiner
Religionsgemeinschaft aus Bethel in Missouri gen Westen zog, wollte ihn auf
keinen Fall zurücklassen und legte ihn deshalb in einem mit Blei
ausgekleideten Sarg in hochprozentigen Whiskey ein, der die unangenehmen
Begleiterscheinungen eines solchen Leichentransports minderte, bis man
Willie am Ziel der Reise endlich zur ewigen Ruhe betten konnte – ein halbes
Jahr nach seinem Tod. Immerhin
soll er als Toter so manches Leben gerettet haben: Indianer, die dem
Siedlertreck begegneten, machten beim Anblick der „Schnapsleiche“ schnell
kehrt und ließen die Gruppe unbehelligt! So hat sich schon manche
vermeintliche „Schnapsidee“ nachträglich als sehr nützlich erwiesen …

www.ExperienceWashington.com

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