In vier Kindergärten in der Region Helsinki wird seit eineinhalb Monaten eine innovative Anwendung getestet, die den Eltern ermöglicht, über das Internet den Tagesablauf ihrer Kinder in den Kitas zu verfolgen.
Es handelt sich um ein „Bilder- und Videotagebuch“, das durch den Technologiecluster Forum Virium Helsinki entwickelt wurde. Das elektronische Kitatagebuch funktioniert folgendermaßen: Den Kindergartenmitarbeitern wurden kostenlos Multimediahandys zur Verfügung gestellt, mit denen sie die Kleinen im Kindergartenalltag fotografieren. Die Bilder und kurzen Videos werden direkt an das Kuvaboxi-Internetportal (Bilderbox) weitergeleitet – jeweils in das kitaeigene Album. Die Eltern haben für das Portal persönliche Kennwörter und können sich überall, wo es Internet gibt, die Bilder über eine sichere Verbindung anschauen.
Dieser Service wurde mit Begeisterung aufgenommen. Nach Auskunft der Kindergärten ist die Anwendung leicht zu bedienen, vor allem weil die Bilder nicht extra in den Computer und ins Netz heruntergeladen werden müssen, sondern automatisch nach der Aufnahme vom Handy aus ins elektronische Tagebuch gespeichert werden.
„Die Kindergärten, die den Service am schnellsten in Gebrauch nahmen, haben in den ersten Wochen rund 300 Fotos und Videos aufgenommen. Diese Menge finden wir enorm“, erzählt Pauliina Smeds, Koordinatorin des Projektes und Entwicklungsleiterin vom Forum Virium Helsinki. Laut Smeds benutzen die Eltern den Service eifrig. „Die meisten loggen sich wenigstens einmal pro Woche ein.“
Was die Eltern in den Bildern und Videos sehen wollen, sind ganz alltägliche Dinge: Wie geht es meinem Kind im Kindergarten, ist es dort glücklich, welche Spiele waren heute die besten, worüber hat mein Kind heute gelacht?
Das erste Feedback, das im ersten Monat nach der Einführung des Services am 19. Mai gesammelt wurde, ist von Seiten der Eltern sehr positiv: „Durch Bilder- und Videotagebücher kann ich Momente sehen, die ich sonst nicht sehen würde, die aber einen großen Teil des Lebens meines Kindes ausmachen“, sagt ein Elternteil.
„Kindergärten müssen kein Extraprogramm für das Fotografieren organisieren. In einer Kita wurde beispielsweise eine Diskussion zwischen den Kindern aufgenommen, in der sie überlegen, ob Dinosaurier Eier legen und ob sie im Nachbarwald leben. Das war sehr lustig“, schildert Pauliina Smeds.
„Die Stadt hat das Ziel, für seine Einwohner innovative Dienstleistungen anzubieten“, sagt Pasi Brandt, Entwicklungsberater der Kinderbetreuung der Stadt Helsinki.
„Der Ausgangspunkt für das Projekt war die Frage, wie die neueste Technologie den Familien am besten dienen könnte. Dieser Service unterstützt hervorragend die Kommunikation zwischen Zuhause und Kita“, sagt er.
In Finnland ist die Kinderbetreuung gut organisiert, da über 70 Prozent der Frauen außerhalb von Zuhause arbeiten und davon sogar 90 Prozent eine Vollzeitbeschäftigung ausüben. „Die Vermittlung der Bilder und Videos aus Kitas ist ein wertvoller Service sowie eine wunderbare Innovation, die auf eine hohe Nachfrage trifft“, lauten die Kommentare der Eltern.
Als Pilotkindergärten wurden solche gewählt, die mit den neuesten Techniken vertraut sind und bereits früher Kinder mit Digitalkameras fotografiert und die Bilder dann auf CDs an die Eltern verteilt haben.
„Bei uns benutzen die jungen Mitarbeiter die Multimediahandys besonders gerne. Dieser Service spart Zeit, da nach dem Kameraklick nichts weiter gemacht werden muss. Die Bilder sind sofort im Netz und bei den Eltern“, erzählt Juha Koskelainen, Direktor des Kindergartens Auringonpilkku (Sonnenfleck). Sein Plan ist, dass die größeren Kinder später selbst kleine Videos von Partys sowie eigene Nachrichten oder Informationsspots wie „So pflege ich meine Zähne richtig“ drehen können.
Das Pilotprojekt läuft bis November 2006. Neben dem Forum Virium Helsinki und der Stadt sind die Technologieunternehmen Fromdistance, Futurice und Hewlett Packard sowie Elisa, TeliaSonera Finland und das finnische Verkehrs- und Kommunikationsministerium an dem Projekt beteiligt. Die Multimediahandys wurden von Nokia gesponsert.