Die bolivianische Airline Amaszonas fliegt täglich von La Paz 4.000 m runter in die touristische Dschungel-Metropole Rurrenabaque im kleinen Miniflugzeug (20 Plätze) für ca. 90 € Round-trip.
Am Flughafen in La Paz hatten wir noch nach Fensterplätzen gefragt, worauf wir die Antwort bekamen „Alle Sitze sind Fensterplätze“. Das Gefühl im Bauch beim Start ist nicht ganz Ohne. Zudem erfolgt die Landung bereits kurz nach dem Start – nicht mal eine Stunde dauert der Flug in die Provinz Beni.
Aus dem Flugzeug heraus hat man faszinierende Aussichten auf die Andenkordillere und später auf den Regenwald, das Amazonasbecken. Das Gefühl in so einer kleinen Maschine zu sitzen ist gelegentlich auch ungemütlich, wenn man weiß, dass auf der ganzen Strecke keine Notlandung machbar ist, das alles bergige Landschaft ist und später tiefer Regenwald. Viele der bolivianischen Flughäfen sind nicht asphaltiert. Bekanntlich gibt mehr als 1.000 nicht asphaltierte Flughäfen – so auch der Flughafen Rurrenabaques. Beim Anflug auf Rurrenabaque schaut man sich nach der Landebahn um und plötzlich landet man auf purem Sand und Gras direkt vor einem kleinen bunten einfach gebauten Häuschen, dem Flughafengebäude. Das Gepäck wird direkt hinterher geliefert. Klein aber fein!
Das tollste Gefühl war der extreme Klimawechsel nach weniger als einer Stunde Flug und die tropische Atmosphäre. Rurrenabaque ist die touristische Metropole des bolivianischen Amazonasbecken jedoch selbst diese Stadt hat nur 15.000 Einwohner und zwei oder drei Straßen, die das eigentliche Zentrum der Stadt bilden und ist nicht allzu überlaufen von Touristen.
Von hier aus unternehmen viele Besucher dreitägige Regenwaldtouren oder zweitägige Pamapastouren. Die Regenwaldtouren führen durch den Madidi-Nationalpark, einer der artenreichsten Naturschutzgebiete der Welt, und die Pampas-Touren laden ein, um u. a. rosa Delphine zu sehen und mit ihnen zu schwimmen. Wir hatten gar nicht vor in „Rurre“ (so nennen es die Einheimischen) zu bleiben.
Mein Ziel war es am Wochenende weiter entfernt ins Amazonasbecken zu fahren, ins Biosphärenreservat Beni, welches etwa weitere 5-8 Stunden von Rurrenabaque entfernt liegt, in der Nähe der Stadt San Borja.
In Rurre mussten wir jedoch den Tag verbringen, da es nur Nacht-Minibusse nach San Borja gab. War jedoch gar kein Problem. Haben zunächst das Spiel England-Trinidad in der Bambusbar „Moskitos“ (beliebt bei den Backpackers) angeschaut und haben uns dann mit Moto-Taxis herumkutschieren lassen zu verschiedenen Aussichtspunkten und zum Fluss Beni. Die Landschaft in und um Rurrenabaque ist wunderschön und es lohnt sich dort ein paar Tage zu verbringen.
Am Abend fuhr dann schließlich der Minibus nach San Borja. Diese Minibusse sind klein und haben 12 Sitze hinten, d. h. kaum Platz und sind total ungemütlich. In einem solchen Minibus sollten wir 6 Stunden verbringen. Wäre auch nicht so ein großes Problem gewesen, wäre die Straße in Ordnung gewesen. Allerdings war sie das nicht. So ging es in Schlenkern von rechts nach links, durch tausende Schlaglöcher langsam voran – man konnte nicht mal eine Minute schlafen! Die absolute Horrornachtfahrt! Allerdings hat dieses Erlebnis meine Erwartungen an Nachtbusfahrten extrem zurückgeschraubt.
In San Borja früh morgens angekommen, mussten wir noch eine Lösung finden unseren Weg weiter zum Biosphärenreservat zu finden. Der Ausgangspunkt zum Biosphärenreservat Beni „El Porvenir“ liegt etwa 1-2 Stunden von San Borja entfernt auf der Hauptverkehrsstraße zwischen Rurrenabaque und Trinidad, zwei bedeutende Städte im Amazonasbecken.
So haben wir uns einen Minnibus inklusive Fahrer gemietet, eine Art Taxi für 2 Stunden für 150 Bs. (15 €). Für bolivianische Verhältnisse nicht besonders günstig, aber immerhin kommen wir an, dachten wir uns. Das Ankommen war jedoch nicht so einfach – die Straße wurde zunehmend grausamer.
Keiner der Straßen ist übrigens asphaltiert, obwohl es die Hauptverbindungsstraße zwischen den Hauptstädten des Amazonasbeckens war. Diese Straße war zudem extrem matschig, sandig und voller Schlaglöcher, was dazu führte, dass der Minibus fast von der Straße gekommen ist und Schlenker gedreht hat. Nach 2 Stunden hatten wir dann unser Ziel erreicht, die Hacienda Porvenir, der Ausgangspunkt zum Biosphärenreservat Beni.
Die Hacienda ist eine riesige Farm inmitten vom Nichts – ideal für ein paar Tage Ruhe. Von hier aus kann man alle Touren durch das Reservat buchen. Eine Übernachtung kostet 12 USD inkl. Vollpension und zahlreichen Hängematten zum Relaxen. Innerhalb des Parks Biosphärenreservat Beni gibt es unterschiedliche Waldgebiete, Sümpfe und Überschwemmungsgebiete. Zudem leben hier Stämme der Chiman- Indianer.
Im Oktober 1986 wurde dieses Naturschutzgebiet von der UNESCO zum Biosphärenreservat ernannt. Als Biosphärenreservat gelten einmalige Ökosysteme, die mit dem natürlichen Lebensraum ihrer Bewohner verbunden sind, in diesem Fall mit Rücksicht und Integration der Chimane- Indianer.
Total erschöpft nach der letzten Nacht, die wir ohne zu schlafen verbracht hatten, haben wir doch noch direkt unsere Touren zusammengestellt und sind am gleichen Tag noch auf eine Tour durch die Savannen und in den sekundären Regenwald aufgebrochen. Dort haben wir dann eine Nacht in einer „Campsite“ mit Feuerplatz verbracht. Besonders gefallen haben mir die selbsterbauten Zeltchen mit Palmenblättern und einfachen Moskitonetzen.
Am Abend sind wir runter zum Fluss, der ganz in der Nähe lag, und sind Piranhas fischen gegangen. Unser Führer hatte mal gerade 1 Minute seine selbstgebaute Angel ins Wasser gehalten und schon einen gefangen. Die gefangenen Fische wurden anschließend im Fluss gewaschen und am nächsten Morgen als Frühstück serviert.
Da wir alle viel Durst hatten, hat uns unser Führer auch gezeigt, was der Regenwald alles so an natürlichen Getränken hergibt. So drückte er mir ein paar Blätter in die Hand, die den Becher formten, und lief los mit seinem Messer und fällte eine Liane. Den Saft aus dem Baumstamm füllte er in den Blätter-Becher und gab es uns zum Trinken. Zudem schneidete er uns öfter eine Grapefruit auf, um den Durst zu löschen.
Cola, Bier oder sonstige Köstlichkeiten gab es hier nicht. Auch konnten wir nicht die WM-Spiele verfolgen, weil weder ein Fernseher noch ein Radio vorhanden war. Will man auf Cola, Bier, Kekse, Schokolade etc nicht verzichten muss dies selbst mitgebracht werden.
Am nächsten Tag haben wir noch eine Tour zur Lagune Normandia im Kanu unternommen. Mit Glück kann man hier viele schwarze Kaimane sehen (die bis zu 5 m lang werden) und ohne Glück kann man auf alle Fälle einen unglaublichen Sonnenuntergang, einen wahnsinnigen Sternenhimmel und einmalige Wasserspiegelungen erleben.
Am darauf folgenden Tag ging es dann mit dem Pferd noch auf die „Los Torres Tour“, zu drei Beobachtungstürmen, super schöner Ausflug trotz der Hitze. Die Pferde waren etwas lebendiger als auf meinen letzten Ausflügen, daher hat es doppelt soviel Spaß gemacht. Am Nachmittag mussten wir dann auch schon das Leben außerhalb der Zivilisation verlassen.
Da standen wir nun an der einsamen verlassenen Straße und warteten fast hoffnungslos darauf, dass irgendein Transportmittel vorbeikam. Es kamen zwei Busse und einige Jeeps nach zwei Stunden Wartezeit, die jedoch wahrscheinlich nicht mal daran dachten anzuhalten. Letztendlich hat uns ein „Camion“,ein LKW auf der Ladefläche hinten mitgenommen. Nach knapp zwei Stunden Fahrt passierte das, was immer passiert: Reifen geplatzt! Jedoch hat das Auswechseln nicht allzu lange gedauert und wir sind noch rechtzeitig nach San Borja zurückgekommen, von wo aus wir wiederumin letzter Minute einen Bus nach Rurrenabaque bekommen haben. In Rurrenabaque angekommen haben wir uns dann noch für einige Stunden ein Hostal genommen bevor um kurz vor acht unser Flieger in Richtung La Paz ging!
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( Quelle: www.bolivialine.de )