Der vierte Anlauf ist der beste – Restaurant- Tip Nikolas Rechenberg
Diese Straße ist eine pulsierende Gourmetmeile. Wer hätte gedacht, daß sich in der Schlüterstraße in Charlottenburg einmal die In-Restaurants gegenseitig die Gäste vom Bürgersteig weglocken.
Heute keine Lust auf Alarm im „Adnan“? Lieber etwas Chi-Chi im „Mondo Pazzo“ gegenüber oder nebenan ins neue „Schlüter 52“?
Das Restaurant ist die dritte Wiederbelebung des ehemaligen „Schlüters“. Erst kam die „Yva-Suite“, dann „The Room“, jetzt also das „Schlüter 52“. Der Rhythmus der Hauptstadt ist nun einmal schnell und unerbittlich.
Manfred und Petra Otte aus dem „Opernpalais“ Unter den Linden haben das Lokal übernommen, die Holzverkleidungen rausgeschmissen, ein paar obskuren Gestalten die Tür gewiesen und sich einen Profi als Geschäftsführer geholt: Jörg Wiesner, vorher Chef der „Marlene“- Bar im „Interconti“.
Mehr braucht eigentlich nicht gesagt zu werden. Mit einer neuen Leuchtdecke ist das Restaurant heller geworden, elegante Bestuhlung hat die Plastikware ersetzt, die dominante Restaurantwand leuchtet wieder golden, mit einer riesigen roten Welle darauf.
Ein angenehm aufmerksamer Service empfängt uns, der Gast fühlt sich wieder wohl. Die Karte verstärkt diesen Eindruck. Chef Andreas Brandl ist seit zwei Jahren vor Ort und kocht eine legere Mischung aus Jamie Oliver, Fusion-Food und österreichischer Schmankerl-Küche – was für ein Mix!
Thailändische Riesengarnelen im Bananenblatt mit Mango-Passionsfruchtsauce (13 Euro) sind ein schöner Start in den lauen Sommerabend. Der Büffelmozzarella in Creme fraiche mit Zitronenzesten (9,50 Euro) ist ein frischer Jamie-Oliver-Klassiker, wer braucht hier noch Tomaten? Es fehlen allerdings die kleingeraspelten roten Chilischoten, die dem Gericht den letzten Pfiff geben.
Das Tatar vom Rinderfilet (12 Euro) kommt wie in alten Zeiten mit Zwiebeln, rohem Ei, Chilipulver, Senf und Kapern zum Selbstanmachen. Und ist herrlich frisch.
Das „Surf n‘ Turf“-Steak mit Lobster (25 Euro) ist gut, für mehr Begeisterung fehlt allerdings eine aromatische Brücke zwischen beiden Komponenten, vielleicht eine Ingwer- oder noch besser eine rote Sauce mit Chili und Preiselbeeren. Vorteilhaft wäre es, die Hummerschere schon in der Küche auszulösen und mit dem Hummerschwanz auf dem Steak zu präsentieren. Wer braucht schon einen halben Hummer auf dem Teller?
Der pochierte Seeteufel auf Kartoffel-Wasabi-Schaum und Wildreis (22 Euro) ist ausgezeichnet. Es fehlte leider die typische Wasabi-Würze. Sehr schade, auch in diesem Fall hätte das Gewürz noch einmal den richtigen Kick gebracht!
Aber der Kaiserschmarren ist der Knaller! Mit Vanilleeis und Zwetschenröster (für zwei Personen 12 Euro). Er ist mit großem Abstand der beste der Stadt. Leicht, locker, fluffig und nicht zu pappig-süß scheint er über dem Teller zu schweben, kalorienlos, mein erster Gourmet-Schmarren!
Dazu ein schlankes Glas mit eiswürfelgekühltem, süßen Moet-Champagner, und der Abend kann richtig losgehen. Wer auf dieser wild gewürfelten Karte nichts findet, ist ein Salzletten-Fetischist und gehört zu Haus auf das Sofa.
-Schlüter 52
Schlüterstraße 52, Tel: 88 71 52 70, www.schlueter52.de
Öffnungszeiten: Di-So ab 18 Uhr
Karten: alle Plätze: 70
Fazit: Diese Variante des Restaurants ist die beste. Hoffentlich hält sie länger als die Vorgänger. Nikolas Rechenberg
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