Wenn im August die Nächte wieder länger werden und sich der schwedische Sommer seinem Ende zuneigt, wird es Zeit für eine der beliebtesten schwedischen Traditionen: das Krebsfest (kräftskiva).
Wer zum ersten Mal an einem Krebsfest teilnimmt oder zufällig Zeuge eines solchen wird, wird vielleicht zunächst einmal befremdet lächeln: Der Tisch wird traditionell mit Papiertischdecke und Papptellern gedeckt, darüber leuchten Papierlampions und die Festteilnehmer tragen bunte Papphüte und Lätzchen aus Papier.
In der Mitte der Tafel thront eine Pyramide aus Flusskrebsen, die darauf warten, mit Brot, Butter und Västerbotten-Käse verspeist zu werden. Die dazugehörigen Getränke sind Bier und der obligatorische Schnaps. Gegessen werden die kalten Krebse mit den Fingern und auch das bisweilen laute Ausschlürfen des Dillsuds gehört ganz einfach dazu. Manche Schweden pflegen auch den Brauch, zu jedem Krebs einen Schnaps zu trinken, der generell von einem fröhlichen Trinklied begleitet wird. Wer an einem Krebsfest teilnimmt, sollte sein Auto also besser zu Hause lassen.
Das Krebsfest hat in Schweden eine lange Tradition: Zunächst entdeckte das Bürgertum um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Vergnügen des Krebsessens für sich, bevor es sich im 20. Jahrhundert zu einem volkstümlichen Fest entwickelte.
Die Schalentiere wurden so beliebt, dass Anfang des 20. Jahrhunderts der Flusskrebsfang auf die Monate August und September beschränkt wurde, um der Überfischung Einhalt zu gebieten. Außerdem wurde die schwedische Flusskrebspopulation mehrmals durch die Krebspest dezimiert. Dadurch wurde der Krebs exklusiv und begehrt und die so genannte Krebspremiere im August entwickelte sich zu etwas ganz Besonderem. Seit den 1990er Jahren gibt es zwar das ganze Jahr hindurch importierte Flusskrebse zu kaufen, aber die meisten Schweden halten an der Tradition fest, ihr Krebsfest im August und September zu feiern.
Wer die Möglichkeit dazu hat, fängt die kleinen Schalentiere natürlich selbst – genauso wie es Michel aus Lönneberga und der Knecht Alfred in Astrid Lindgrens beliebter Erzählung getan haben: nach Einbruch der Dunkelheit mit Reusen, die mit faulem oder rohem Fisch bestückt sind.
Ein Krebsfest ist traditionell eine private oder familiäre Veranstaltung. Schweden-Besucher haben aber dennoch vielerorts die Möglichkeit, an einer solchen Feier teilzunehmen, beispielsweise im småländischen Glasreich.
Dort wird am 19. August 2006 der Tag des Flusskrebses mit verschiedenen Angeboten zelebriert, zum Beispiel mit Krebsfest, Wettbewerben und Verlosungen sowie der Möglichkeit, selbst Krebse zu fangen.
Auch an den darauf folgenden Wochenenden wird es im Glasreich verschiedene Paketangebote rund um den Flusskrebs geben. Ein weiteres Beispiel ist der Stockeboda Hof in der Nähe von Simrishamn, der im August und September das Krebsefangen und -essen anbietet. Die jeweiligen Tourismusbüros vor Ort geben Auskunft über weitere Angebote rund um den beliebten Flusskrebs.
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