Dr. Oetker Versuchsküche

Es duftet verführerisch nach frischem Gugelhupf, in den Backöfen liegen ein Dutzend appetitlich aussehender Pizzen und auf dem runden Tisch warten unzählige Konfitüren auf ihre Verkostung. All diese Leckereien sind zum Greifen nah, die Versuchung zu naschen unwiderstehlich, wenn da nicht die dünne Glasscheibe wäre. Davor stehen Besucher, die gebannt und fesselnd alle Schritte im Inneren genau beobachten. Sie befinden sich vor der Dr. Oetker Versuchsküche in Bielefeld, die unlängst neue Räumlichkeiten bezogen hat und erstmals allen back- und kochbegeisterten Menschen Einblicke gewährt.
Dort, wo seit der Jahrhundertwende Pudding produziert wurde, öffnen sich nun auf 750 Quadratmeter zahlreiche Kochnischen, die mit jeder Küche von „Schöner Wohnen“ konkurrieren können. Blitzender Edelstahl, warmes Holz und dunkler Granit verleihen dem lichtdurchfluteten Raum einen modernen und zeitgemäßen Charakter. In so einem Ambiente macht Backen und Kochen noch mehr Freude und das ist den über 20 Mitarbeitern der Dr. Oetker Versuchsküche anzusehen. Was heute eine der bekanntesten Abteilungen des Unternehmens darstellt, begann vor mehr als 100 Jahren auf engstem Raum.

Mit 4 m2 zum Erfolg

Dr. August Oetker hatte immer ein offenes Ohr für seine Kundinnen. Als er 1891 die Aschoff´sche Apotheke in Bielefeld erwarb, stellte er schnell eine Marktlücke fest. Wenn die Hausfrau den sonntäglichen Kuchen backen wollte, benötigte sie Hirschhornsalz, Pottasche oder Natron und Weinstein zur Lockerung des Teiges. Das gab es damals nur in der Apotheke zu kaufen. Meist waren die Backergebnisse nicht von Erfolg gekrönt und so stand das Ziel des ehrgeizigen Apothekers schnell fest: eine Mischung zu finden, mit der der Kuchen garantiert gelingt. Häufig zog er sich zurück in seine so genannte „Geheimbutze“ – eine Hinterstube der Apotheke, die nur vier Quadratmeter groß war. Hatte er eine Mischung gefunden, probierte seine Frau Caroline am heimischen Herd sie so lange aus, bis sie garantiert gelang. 1893 war es soweit: Dr. Oetker brachte das Backpulver „Backin“ auf den Markt. Abgepackt in kleinen Tüten, jeweils für ein Pfund Mehl portioniert, gab er auf jeder Verpackung das Versprechen, dass der Kuchen „stets vorzüglich“ gelingen werde. Diese Gelinggarantie ist bis heute fest mit der Marke Dr. Oetker verbunden und die Versuchsküche zählt sie zu einer ihrer wichtigsten Aufgaben. Nur die Rahmenbedingungen haben sich geändert.

Ein Kuchen – 50 Mal gebacken

„Heutzutage werden immer weniger Back- und Kochkenntnisse von Generation zu Generation weitergegeben“, weiß Kerstin Buchholz, die Leiterin der Dr. Oetker Versuchsküche aus Erfahrung zu berichten. „Und darauf müssen wir reagieren“, so Buchholz weiter. Damit die 350 Dr. Oetker Produkte – vom Pudding bis zur Pizza – immer gleich gut gelingen, spiegelt die Dr. Oetker Versuchsküche jede nur erdenkliche Ausstattung einer durchschnittlichen Haushaltsküche wieder. Deshalb stehen in Bielefeld auch etwa 50 verschiedene Backöfen, denn in jedem muss das Gebäck garantiert gelingen. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden gleich in den Computer eingegeben und fließen unter anderem in die Zubereitungsanleitung auf der Verpackungsrückseite ein. Ob Ober- und Unterhitze, Umluft oder Gas, ob mit fettarmer Milch, Vollmilch, H-Milch, frischer und haltbarer Schlagsahne – stets gehen die Mitarbeiter den Fragen nach, was wird wann, wie und womit am besten zubereitet. Nichts überlassen die Profis aus der Dr. Oetker Versuchsküche dem Zufall.

Ein Rezept beginnt im Kopf

Die Entwicklung neuer Rezepte gehört zu den kreativsten Aufgaben der Versuchsküche. „Ein Rezept beginnt im Kopf“, erklärt Frauke Hagedorn aus der Dr. Oetker Versuchsküche. „Ein Gang über den Markt, ein Besuch bei Freunden, eine Zeitschrift, ein Duft oder ein Bild – alles kann die Inspiration für ein neues Rezept sein.“ Rund 400 neue Rezepte entwickelt die Versuchsküche Jahr für Jahr: für die Mitglieder-Zeitschrift des Dr. Oetker Back-Clubs, für die eigene Webseite im Internet, den hauseigenen Verlag und schließlich auch für die Rezeptbroschüren. Das Erfolgsgeheimnis: „Unsere Rezeptbroschüren drehen sich immer um ein Konzept, eine Idee“, erläutert Valeska Maifeld, die den Einmach-Bereich betreut. „Picknick im Sommer, Kürbis zu Halloween oder Knusperhäuschen zu Weihnachten – das Jahr bietet unzählige Themen.“

Das bekannteste Werk aus der Dr. Oetker Versuchsküche dürfte wohl das 1911 erschienene „Schulkochbuch“ sein. Generationen von Frauen und Männern haben mit diesem Buch in den letzten 100 Jahren Kochen gelernt. Das Buch gehört hierzulande zu den „heimlichen Bestsellern“. Mit einer Auflage von 19 Millionen ist das Dr. Oetker „Schulkochbuch“ das weltweit meistverkaufte Kochbuch.

Der Retter in kulinarischen Notlagen

Wer für ein Rezept nicht im Kochbuch blättern will, kann auch zum Hörer greifen. Auf jeder Dr. Oetker Verpackung steht die Hotline der Versuchsküche, die immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Ob der Anfänger vergeblich versucht, Sahne unter die Tortenfüllung zu heben, der Fortgeschrittene sein Quittengelee mit einem Schuss Whiskey zubereiten möchte oder der passende Dip zur Grill-Party fehlt. Die Hotline ist schon oft zum telefonischen Retter in kulinarischer Not geworden. Besonders zur Einmach-Saison klingeln die Drähte heiß und so mancher Anrufer steht gerade am Herd und möchte die Gelierprobe am Telefon besprechen. Und so ein Gespräch mit der Versuchsküche hält auch einige Aha-Erlebnisse parat: „Kaum einer weiß, dass der Hefeteig auch über Nacht im Kühlschrank gehen kann“, so Bettina Prims, Leiterin des Dr. Oetker Verbraucherservice. „Und wer den Pudding lieber ohne Haut genießen möchte, der sollte nach dem Kochen gleich eine Frischhaltefolie auflegen“, verrät Bettina Prims weiter, die mit den Tipps & Tricks aus der Dr. Oetker Versuchsküche viele Anrufer begeistert.

Versuchsküche on Tour

Um das Wissen um selbstgebackene Köstlichkeiten weiterzugeben, geht die Versuchsküche auch auf Reisen: Derzeit ist die Versuchsküche in Möbelhäusern on Tour. Vor den Augen des Publikums entstehen süße Spiegelei-Taler oder Muffin-Variationen aller Art, die auch gleich verkostet werden können. Beim Blick über die Schulter kann der Zuschauer viele Tricks und Kniffe lernen und aufkommende Fragen werden von den Profis aus der Dr. Oetker Versuchsküche Schritt für Schritt erklärt. So kann jeder die faszinierende Welt des Backens hautnah miterleben.

Hinter der Glasscheibe in Bielefeld geht es heiß her. Aber auch wenn das Teigkneten noch so anstrengend ist, die Mitarbeiter aus der Dr. Oetker Versuchsküche lassen sich gerne bei der Arbeit zuschauen. Dennoch – etwas ist anders als in der normalen Küche zu Hause. Wer würde denn schon im Sommer an Weihnachten denken und Unmengen an Plätzchen backen? Die Dr. Oetker Versuchsküche tut´s, denn sie muss der Zeit immer etwas voraus sein.

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