Natellas Reisetagebuch: Asta la vista Argentina

Tag 86, 87, 88, 89, 90

Natellas Reisetagebuch – Ushuaia

Das Tempo, mit dem Menschen in Argentina leben ähnelt sich der Zeitlupe, es ist ausgedehnt, irgendwie verlangsamt, nicht so hektisch. Es erinnert mich an Schleswig -Holsteins kleine provinzial Städte, wo am Abend schon um 19.00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. So sieht es hier aus um 17.00 Uhr mitten in der Woche, nichts von der Rushhour zu spüren. 

Die Panaderias – die Bäckereien sehen aus wie Bäckereien aus den 60en Jahren. Es war lustig, denn als ich so eine Stube hier gesehen habe, dachte ich, prima, jetzt erst mal Kaffee und Kuchen und schön gemütlich die Post checken. Aber es waren keine Tische da.

Es ist halt, nicht wie bei uns in Hamburg die Bäckerei Junge. Wo man sich hinsetzen kann und mit freiem WiFi, Stündchen in den gemütlichen Sesseln in einer Wohnzimmer Atmosphäre sitzen kann und das Laugendreieck Sandwich mit einem Kaffeelatte genießen kann. Hier macht sich keiner Gedanken ums Marketing. Alle wissen, daß es beim Bäcker keinen Kaffee gibt und Punkt. Ich vermisse sie sehr, unsere Bäckereien. Das ist eigentlich der einzige Grund, warum ich nicht nach Argentina auswandern werde. Sonst ist hier noch viel Platz frei. Mich wundert, warum hier noch keine Chinesen sind! Die brauchen echt Platz, bei ihren Milliardenbevölkerung. Den Indern würde es hier zu kalt sein vermutlich, die hätten auch den Platz benötigt.

Meine Hunde

In diesen 4 Monaten habe ich genau 18-mal Grenzübergänge zwischen USA- Mexico, Mexico- Guatemala, Guatemala- Honduras, Honduras- Nicaragua, Nicaragua- Costa-Rica, Costa-Rica- Panama, Panama- Columbien, Columbien- Ecuador, Ecuador- Peru, Peru- Bolivien, Bolivien- Chile, Chile- Argentinien, Argentinien- Chile, und noch 5 mal hin und zurück zwischen Chile und Argentinien. Jedes Mal wurden wir von „Bordercrosser-dogs“ begleitet. 

Ja die Hunde sind hier sozialisiert, aber gehören keinem. Die sind halt da. Und zwar mehrere, pro Grenze immer 2-3 Grenzübergangs-Bewohner, das kennen Menschen hier nicht anders. Die haben keine Angst von den Tieren und sind tolerant zu denen. Die werden gefüttert und nicht weggescheucht. Also sind die dort, sozusagen zuhause. Alle gut genährt und friedlich. Während man wartet und aus Langweile Vorratskekse nascht, sind die gerne dabei. Schade nur, dass die alle sehr dreckig sind und man die nicht immer streicheln konnte, teilweise sind das Rassehunde gewesen, die eigentlich, wenn die gepflegt und gewaschen sind, sehr hübsch sind. Aber das Thema wird mich noch lange nicht in Ruhe lassen. Ich komme nicht klar, wenn so ein schönes Tier, keine warme Stelle zum Schlafen hat und sich vom Müll ernährt. Selbst wenn die womöglich glücklich sind, bin ich das nicht. Ist das nur mein Problem? Wahrscheinlich…. 

Ich möchte etwas tun in diese Richtung. Vielleicht eine Organisation gründen, eine Stiftung, die sich um die Tiere kümmert. Aber die Idee muss noch reifen.

Lieblingsthema

Jetzt wo ich schon paar Tage in Chile und Argentinien bin, kann ich eine Beobachtung machen, Frühstücks Kultur alá Europa, gibt es hier nicht, die sogenannten Continental Breakfast kriegst du einfach nicht angeboten, aber das ist ein Luxusproblem.

Es gibt nur Brot oder Toast, Butter und Marmelade zum Fruchtstück hier. Kaffee natürlich auch, sonst wäre ich komplett durchgedreht, ohne Kaffee.

Es ist in den Hotels sehr schwierig mit der Vielfalt und Auswahl. Aber ich bin auch sehr verwöhnt. Denn, wenn du schon mal in Berlin im Adlon gefrühstückt hast, muss ich dir nicht erzählen, das für 50 Euro pro Person sogar 5 Sorten vom Kaviar zur Auswahl hast, ich rede auch nicht mal über die Auswahl von Eierspeisen und Marmeladen und dem Gebäck. 

Ich liebe alles, wenn es ums Essen geht. Wahrscheinlich, weil ich nicht genug als Kind gegessen habe. Es war nicht selten, dass unser Kühlschrank wirklich leer war. Ich weiß nicht, wie meine Mutter das hingekriegt hat, aber ich habe mich nie beschwert. Erst jetzt kommt die Erinnerung hoch. Wo ich in Latein- und Süd- Amerika, explizit in Nicaragua, Peru, Bolivien und Argentinien war, ständiger Gedanke, wann gibt es was zum Essen. Dabei bin ich nicht mal pummelig. Selbstbild – Fremdbild können jedoch voneinander abweichen. LoL

Ende der Welt

Letzten Tage in Südamerika verbringen wir ausschließlich am Ende der Welt – in Patagonien. Wie die Einheimischen berichten, bedeutet Patagones – große Füße. Im Internet habe ich was anderes über die Herkunft diesen Argentinien Gebietes gelesen. Aber eins steht fest: Die Region Patagonia ist ein sehr oft genutztes Marketinginstrument als Name, damit wird wild geworben. Ob es eine Bank oder eine Panaderia ist, heißt es meistens Patagonia. Jedenfalls sind wir jetzt fast seit 10 Tagen in Patagonien und haben schon fast jeden dritten Tag als ein Rasttag. Wo ich die Zeit habe, zu reflektieren und etwas über die jeweilige Region nachzulesen oder bei den Einheimischen nachzufragen. Jedenfalls laut einer Saga aus der Zeit der Ritter, die der Magellan als Kind wohl gelesen hat, bevor er Feuerland im 15 Jahrhundert entdeckt hat, geht es dort um eine sehr große Gestalt „Pathagon“. Angeblich, als Magellan die Uhreinwohner des Südamerikas gesehen hat, haben die ihn an diesen Patagon erinnert. Die Geschichte fand ich amüsant und irgendwie passend zu diesem Land, obwohl ich in diesen 10 Tagen keinen allzu großen Argentinier gesehen habe. Aber wir Menschen, brauchen die Geschichten, die tuen uns gut.

Offroad Fahrten

Die ganzen 2 Jahre haben mein Kumpel Marc und ich uns intensiv mit dem Thema Motorrad fahren beschäftigt, da wir beide die Sache akademisch angegangen sind, müssten wir ziemlich viel über dieses lernen und auf dieser Reise konnten wir das Erlernte in der Praxis umsetzen. Das Fahren auf einem unbefestigten Untergrund gehört zu der Königsdisziplin inkl. Sand. Und das ist hier mehr als genug. Die ersten 3000 Kilometer, hat das Wort „Schotterpiste“ bei mir Magenkrämpfe und Stressschwitzen verursacht.

Ich nenne mich dann liebevoll „Frettchen“. Da hilft das Duschen nicht, so sehr duftet die Angst. Aber die Zeit ist vorbei, jetzt bin ich so weit, wo ich sage, so eine Husqvarna Motocross Maschine, könnte ich in meiner Motorrad Kollektion gerne gebrauchen, wenn ich einfach in der Pampa oder irgendwo in andalusischen durch die Berge rasen möchte. Es ist ein sehr wildes befreiendes Gefühl… bis du hingefallen bist. Was genauso weh tut, wie auf einer Rennstrecke hinzufallen. Am besten ist der Sand, da kann man sich gut „hinlegen“, schön weich, vorausgesetzt dein Bein oder dein Arm ist nicht zwischen dem Boden und dem Motorrad geklemmt. 

Afrika 

Sand werden wir aber in Afrika, in ein paar Tagen genug haben. Ich freue mich sehr auf Afrika. Letztes mal war ich dort im Winter 2019, kurz vor Corona. Da war die Welt noch in Ordnung. Ich habe Südafrika und Namibia kennengelernt und es war wunderschön aber zu wenig. Die big five habe ich noch nicht zusammen. Ich muss noch unbedingt Elefanten sehen. 

Autos in Argentinien

Autos ohne Auspuff und Katalysatoren das kenne ich aus Honduras und Guatemala, das sind die Machos unter Latinos in Zentralamerika und Chile ist der mit den „Cohones“ (cohones ist übersetzt Eier 🙂 in Südamerika. In Guatemala bin ich sogar fast draufgegangen, fast geklemmt zwischen zwei LKW’s…Das war lebensgefährlich, wie die dort zu dem Motorradfahrer sind, ist erstaunlich. Für die gehören Motorräder auf die rechte Spur, da wo die Mofas mit 30 km/h fahren. In Deutschland ist die Motorrad Kultur auch nicht so entwickelt. Wir Motorradfahrer sind eher die Außenseiter. Unter Menschen unbeliebt und mit Angst verbunden. 

Natellas Reisetagebuch

Kann ich verstehen, es ist eigentlich ein Sportgerät, was nicht auf die Straßen gehört. Durch 2 Räder ist es äußerst instabil. Aber ich bin froh, dass wir noch fahren dürfen. Parken in den Tiefgaragen dürfen wir in Deutschland nicht mehr. 

Aber zurück zu dem Argentinien. Die Autos sind so dermaßen laut in Argentinien, weil es gewollt ist auf „ Macho“ zu machen. Man wird auch ständig überholt, nur weil aus meinem Helm blonde Zöpfe raushängen. 

Aber Chilenen haben allgemein bessere Autos, oder genauer gesagt neuere Autos. Ich versuche rauszufinden, warum es so ist. In Chile habe ich sogar Porsche gesehen. Was man nicht über Argentinien sagen kann, es fahren hier solche Schrottkisten, wo vielleicht nur Afrikanische Länder toppen können. 

Ushuaia – Männerding

Gestern haben wir das Ende der Welt erreicht – Ushuaia. Durch das Schneeregen und Seitenwind bei minus 3 Grad, haben wir das südlichste Stadt der Erde passiert. Für manche Jungs aus der Gruppe war es Ziel des Lebens. Als wir die Toren der Ushuaia gesehen haben, sind die dort stehen geblieben und sich umarmt und gratuliert. Manche sogar „PiPi“ in den Augen gehabt. Ich denke es ist so ein „Männerding“. Ich habe dabei keine Emotionen empfunden und leider entsprechend gezeigt, was mir sofort vorgeworfen wurde. Ich fand es lustig, wie Männer, Emotionen ausdrücken. Ich habe persönlich während der Fahrt, die Natur sehr genossen. Es ist ganz anders im Feuerland als in Patagonien. Statt Dünen mit den Guanacos und heftigem Wind, gibt es hier hohe Bergen, viel Vegetation und Fjorden da man am Atlantik ist. Im April n der Herbstzeit und es ist dort momentan Herbst, färben sich die Bäume in ein atemberaubendes rot- orange, sodass du spektakulärsten Farben der Natur sehen kannst, die du sonnst, nirgendwo sehen wirst. Türkises Ozean, weiße Bergspitzen, vermischt mit dem schwarzem Granitgestein, das puder- blau des Himmels, senf- gelb der Wiesen, wo die besten argentinischen Rinder grasen und die feuerroten Wälder am Fuß der Berge. Terra del Fuego eben! 

Evita

Die letzten Tage in Argentina sind so intensiv, dass ich festgestellt habe, ich weiß nichts über dieses Land, außer es ist wunderschöne Natur und witzige Menschen. Gestern habe ich kurz im Internet über die politische Situation in Argentinien recherchiert. Und mich gewundert. Es ist in den Händen eines Familienklans. Korrupt. Leider. Daher diese ganzen Schrottkisten auf den Strassen.

Schade. Denn die Nachbarin Chile ist schon eine Demokratie, oder zumindest auf dem guten Weg dorthin, aber Argentinien lange, lange nicht. 

Die skurrile Geschichte einer Frau Namens Eva Peron, die später zur Legende Argentiniens Evita wurde. Wäre sie nicht gestorben, hätte sie vielleicht dem Land viele guten Finden getan. Aber starb sie leider mit nur 33 Jahren an Gebährmutterhalskrebs. Man hat danach ihren Leichnam 17 Jahre lang durch die Welt geschleppt, weil es immer wieder gestohlen wurde!!! Und schließlich in Argentinien in 6 Meter tiefe und Metallplatten unter der Erde begraben hat. Damit der Leichnam nicht noch mal geklaut wird…

Ich verlasse Argentinien mit einem zwiegespaltenem Gefühl. Diese seltsame Mumien -Vorliebe der Menschen hier… Mir wurde auch GoPro Kamera in Argentinien gestohlen. Nicht in Bolivien, nicht in Honduras, nicht in Mexico.

Ob ich wieder nach Südamerika komme?! Ja, wenn mir viel Geld bezahlt wird. Freiwillig nicht. Zu teuer und zu lang sind die Flüge. LoL.

Natellas Reisetagebuch

Natellas Reisetagebuch

Zusammenfassung

Natellas Reisetagebuch: Das Tempo, mit dem Menschen in Argentina leben ähnelt sich der Zeitlupe, es ist ausgedehnt, irgendwie verlangsamt, nicht so hektisch. Es erinnert mich an Schleswig -Holsteins kleine provinzial Städte

Sende
Benutzer-Bewertung
0 (0 Stimmen)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

×