Natellas Reisetagebuch – Kolumbien – kein Paradis 

Tage 55, 56, 57, 58. Nach dem unsere Bikes mit dem Flieger aus Panama City nach Bogota geflogen waren, weil der Dschungelweg (Flüchtlingskorridore zwischen Panama und Kolumbien) oder Speed Boot Transport über den Pazifik für uns keine Option war, haben wir in unseren Südamerika Tour mit dem gleichen Veranstalter aus Österreich und aber neuer Gruppe, die Städte Kolumbiens, Ecuadors, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile bereisen dürften. 

Kolumbien ist kein Paradise - es ist besser
Natellas Reisetagebuch – Kolumbien-Ecuador-Grenze

Die Gruppe

Um Überblick über die neue Gruppe zu verschaffen, werde ich mehr Zeit brauchen. Da wir uns sehr stark auf uns und unser Vorhaben konzentrieren werden. Die Arbeit ruft – unser Film. Es läuft im Hintergrund weiter, trotzt dass diese Reise wie ein Urlaub scheint. Es gibt viel Bildmaterial, dass gesichert werden muss. Wir machen Aufnahmen jeden Tag. Meine neue Gruppe hat noch keinen Namen, aber schon viel Testosteron. Ja, das sind 15 Männer, dazu ist noch eine Frau gekommen, aber sie fährt hinten, bei Ihrem Mann mit. Also 2 Frauen und 13 Männer. 

Mein „perfektes“ Englisch wird dazu führen, dass ich mit der Frau nur kurze Smalltalks abhalten werde. Weil sie nur Indisch, Arabisch und Englisch spricht. Aber das macht nichts. Ich brauche auf dieser Reise nur mich. Ich beschäftige mich gerne mit mir. Bei den 13 Männern, wird es heftige Konkurrenz untereinander geben, die werden sich beim schnellen Fahren messen wollen. Es ist oft so bei den Jungs, denke ich. Wobei die Jungs alle graue Haare haben und schon Enkelkinder.

Mein Motto ist aber, defensives, vorausschauendes Fahren. Ich will ja noch zurück und heil nach Hause! Das Rennen ist mir lieber auf der Rennstrecke. Da hat man keinen Gegenverkehr und gute Straße.

Kolumbien

Die 10 Tage in Kolumbien sind nun vorbei und wir haben heute Morgen, 22. Februar, die Grenze Ecuadors passiert. Ich bleibe meinem Motto treu und lasse erst mal das Land auf mich wirken. Die Stassen, die Grenzübergänge, die ersten Menschen, die uns begegnen, das Essen, die Gerüche und die Natur. Alles das, was man unterwegs auf dem Motorrad sofort sehen kann. Erst später, lese ich nach, in welchem Land ich bin, welche politische Situation es dort gibt, was ist die Kultur von Menschen dort, warum die so sind wie die sind. 

Nun habe ich meine eigene subjektive Meinung über das Land Kolumbien gebildet. Menschen hier wirken sehr positiv, irgendwie aber scheinglücklich, da ist etwas, was im Verborgenem bleibt. Das kann ich nachvollziehen. Ich habe es selbst erlebt.

Du weißt, dass du nicht in der Lage bist etwas zu bewirken und lässt dich durch dein Leben wie im Fluss fließen oder gleiten. Um so ausgelassener ist das Feiern hier.

Hier wird richtig laut und echt gelebt, immer wie letztes Mal.

Jeder Tag kann dein letzter sein. 

Ich kenne das aus der Sowjetunion.  Du hast die ganze Woche gearbeitet, hast dein „Gehalt“ bar ausgezahlt bekommen und gehst mit Freunden oder Familie schick Essen und am Montag mit leeren Taschen wieder zur Arbeit. Und so, Woche für Woche. Wieder was verdienen, um es wieder zu verprassen. Es tun nur die Menschen, die nicht frei leben können, wo es nicht möglich ist, Zukunftspläne zu schmieden und Rücklagen zu bilden. In Kolumbien ist das aber erschwert, durch lange Jahre Drogenkrieg. Jede Familie hat mindestens einen Toten zu betrauern. Ich wünschte es gäbe eine andere Lösung, aber die Drogenbarone an der Macht zu lassen, muss schon eine letzte Lösung zu sein. Vielleicht ist es in der Zukunft eine einzige Chance, Drogen, wie Alkohol, zu legalisieren und sehr hoch zu besteuern. Die bessere Lösung für alle? Kokain scheint in der Welt eine große Nachfrage zu haben…

Die Einheimischen sagen: du darfst keine Fragen über Gold und Kokain stellen, dann wird alles gut. Jeder Dorfeinwohner könnte ein Informant eines Drogenkartels sein. Das ist die Realität. Im Hintergrund ist immer diese verdammte Droge. Und die Angst. Die armen Menschen von Kolumbien.

Die Stadt Medellín, hat mich besonders geflasht. Dieser Kessel in den Bergen mit Hochhäusern dazu, ist einfach unglaublich. Wenn du mehrere Kilometer dort runterfährst, hast du das Gefühl, du fährst in die Hölle! Und dann entpuppt sich diese Stadt als große Party-Stadt, wo viele junge Menschen rund um die Uhr feiern! Es ist laut, es ist luxuriös, es ist schön, es ist gefährlich, es ist sehr musikalisch. Die Reggaeton Klänge sind aus jedem Lokal laut zu hören und animieren dich mitzutanzen. Die ganzen berühmten Musiker wie Maluma, Bad Bunny oder Shakira kommen aus dieser Stadt. Die machen gerade die Dancefloors der ganzen Welt unsicher.

Träume von Kolumbianern

Das gilt für die Motorradfahrer besonders hier. Auf 50 Millionen Kolumbianer gibt es hier 1 Million Motorräder. Motorräder der Deutsche Marke BMW sind besonders beliebt. Fast jeder hier hat einen Traum: ein 1250 GS BMW Motorrad zu haben.  Das ist so witzig, denn ich kann meine Gisella mir nicht als mein Traumbike vorstellen, eher eine S1000RR. Aber ich verstehe warum. Dieses Motorrad kommt überall durch.

Die brutale Natur

Die Straßen von Kolumbien sind einfach sehr, sehr schlecht. Es sind sehr wenig Straßen dort und die werden immer durch Schlammlawinen oder Erdrutschen und Erdbeben einfach zerstört und weggespült. Arme Kolumbianer. Diese brutale Natur. Diese riesigen Berge. Die gar nicht fest sind und durch einen Erdrutsch Städte begrabt. Diese riesigen Flüsse voller Wasser, die ganz schnell Infrastrukturen zerstört, wenn es mal wieder in Strömen regnet. Und beides zusammen, eine Schlammlawine, die Straßen wegspült, so dass, du einen ganzen Tag für 100 Kilometer Umleitung brauchst. Weil die Umleitung mitten im Nirgendwo ist und das ein steiler, kurviger Waldweg ist, was sonst nur Bauern für Traktoren nutzen. 

Welcome to the Jungle

Entsprechend sind die Menschen hier so drauf. Auf der Straße gibt es hier nur eine Regel: keine Regeln! Du kannst rechts und links überholen, kein Abstand zu dem vor dir, deine Hupe ist dein Drohmittel und das Recht, die Vorfahrt zu nehmen. Dieser Stress ist so enorm. Erst hupen, dann Gas geben und nicht in die Rückspiegel schauen. Kolumbianer bauen die Seitenspiegel sowieso ab. Es ist fast genauso schlimm, wie in Guatemala, jedoch sind die Menschen hier ein wenig weltoffener als dort. Meinen ersten platten Reifen habe ich jedoch in Kolumbien. Es war ein Hähnchen Knochen, am Rand der Schnellstraße, wo ich angehalten habe zum Trinken, dass mein Reifen durchstochen hat. Apropos Hähnchen.

Was essen Kolumbianer?

Mein Essen in Kolumbien war sehr geprägt von Suppen und Hähnchen. Selbst Lasagne machen die mit Hähnchen. Unser Guide Dominico aus Italien, verdreht sich die Augen, wenn er hört, das auf frittierte Calamaris irgendein Käse gestreut wird oder Lasagne mit Hähnchen gemacht wird. Die Kolumbianer sind sehr kreativ hier. Die Größe der Portionen und der Preis ist hier das Entscheidendste. Riesige Portionen und sehr günstig. 

Beispiel: Eine Vorspeise mit frischer Avocado und Hähnchen auf Mango Salat, zwei Hauptspeisen Hähnchen mit Reis und Pilzragout und Lasagne mit Hähnchen, zweimal Limonade (frischgepresste Limette mit braunem Zucker im Blender mit Eiswürfeln) zehn 50.000 kolumbianischer Pesos, was nur 10 US-Dollar sind. Klar ist, Gastronomie ist nicht das, womit dieses Land ihr Geld verdient.

Ich verlasse Kolumbien mit einem Gefühl der Wehmut, großartige Menschen wohnen dort, müde vom Drogenkrieg. Das tut mir so leid. 

Natellas Reisetagebuch - Kolumbien

Zusammenfassung

Natellas Reisetagebuch – Kolumbien: Mein Essen in Kolumbien war sehr geprägt von Suppen und Hähnchen. Selbst Lasagne machen die mit Hähnchen. Unser Guide Dominico aus Italien, verdreht sich die Augen, wenn er hört, das auf frittierte Calamaris irgendein Käse gestreut wird oder Lasagne mit Hähnchen gemacht wird

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