Osteria Ribaltone, Berlin

„Hospites sacri sunt“. Gibt es Schöneres?

Was wären wir hektischen Großstädter doch ohne unsere entspannten Kiez-Italiener? Noch streßgeplagter, noch bleicher, noch schwungloser! Aber es gibt ein gutes Gegenmittel: Den Abend beim herzlichen Italiener um die Ecke auf der Terrasse genießen – und Lebensfreude springt über.

In so einer kleinen Trattoria spielt sich das Leben wie im Zeitraffer ab: Flirts und Liebesdramen, Geburtstagsfeiern und Business-Talk am Handy, gemeinsames Näherrücken beim kurzen Regenschauer unter dem großen Schirm.

Alles unter der wohlwollenden Aufsicht des geschickten italienischen Regiepersonals, ihr Motto: Hospites sacri sunt, „die Gäste sind heilig“, oder alltagstauglich formuliert, „uns das Liebste“.

Die „Osteria Ribaltone“ ist so ein wertvolles Stück, in der dieses selbstauferlegte Motto zu jeder Zeit stimmt. Innen Flohmarkt-Atmosphäre, nahe am Kitsch gebaut, aber das mediterrane Ambiente stimmt doch insgesamt und bleibt ungemein gemütlich. Holz ohne Ende, großer Tresen, an den Wänden Bilder. Und die rote Moto Guzzi steht immer noch im Schaufenster.

Draußen eine efeugeschützte Terrasse, direkt am schönen Viktoria-Luise-Platz. Auf den Tischen saubere Decken. Die Oliven kommen auch schon.

Vorspeisen und Pasta sind alle empfehlenswert. Das Thunfisch Carpaccio mit feinem Pesto und Spargel (8,50 Euro) ist ausgezeichnet, der Fisch hat selbstverständlich Sushiqualität. Beim Vitello Tonnato (9 Euro) war das Fleisch etwas ausgetrocknet, dafür die Sauce sehr sämig und mit erstklassigen großen Kapern bestückt, die erst den rechten Kick bringen.

Der Thunfisch vom Grill (15 Euro) mit Gemüse ebenfalls von superber Qualität, gekonnt gegrillt und einfach herrlich.

Die Taglierini mit Pfifferlingen (12 Euro) sind perfekt al dente, die Pfifferlinge knackig, die Sauce etwas zu dicklich sahnig.

Die Scampi in Knoblauchsauce (15 Euro) kommen wunderbar mit viel Knoblauch, so wie es sein muß, der offene leichte Rosé schmeckt gleich noch mal so gut.

Zu zweit gehen wir mit 58 Euro aus der Osteria. Das paßt. Das einzige Manko war das etwas pappige Brot, am besten anfangs gleich Focaccia bestellen, das heiße Hefeteigbrot mit Salz und Kräutern ist zu den Oliven die bessere Wahl.

Und das Leben? Findet gleich am Nebentisch statt. Er ist begeistert von ihr, schwärmt von der Pasta und den Weißweinen aus der Toskana. Von denen er ja noch einige im Keller hat, sie sind gar nicht mal so teuer: „Ich dachte, du wärst in Köln längst glücklich verheiratet, mit Kindern“ … „Ja, das hatte ich mir ja auch so vorgestellt. Ist aber ganz anders gekommen“.

Ja, in so einem kleinen Italiener sitzt der Gast mitten im Leben, kann gar nicht weghören. Die beiden Verliebten lassen wir jetzt aber allein. Und drehen an dem schwülen Sommerabend noch eine Runde um die Fontäne auf dem Platz.

-Ribaltone
Motzstr. 54, Tel: 2143 655
Öffnungszeiten: tägl. 17-24 Uhr
Karten: keine
Plätze: 70

Fazit: Die kleine Osteria am Schöneberger Viktoria-Luise-Platz erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, sie steht seit Jahren in der Top-Ten-Liste der preiswerten Restaurants im Marcellino’s. Unbedingt reservieren, im Verlauf des Abends finden mehrere junge Pärchen keinen Platz mehr.

via Nikos Weinwelten
www.wams.de/z/plog/blog.php/nikos_weinwelten

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