Meine Frau wollte ins Gefängnis und dort geniessen. Das geht jetzt gut, da das Gefängnis ausgezogen ist und dafür ein Hotel eingezogen. Im Hotelrestaurant Lovis kocht die ehemalige Souschefin von Dreisternekoch Marco Müller, Sophia Rudolph.
Zuerst gab es ein Problem: Das Haus zu finden. Wir sind hingelaufen, weil man in der Gegend sowieso keinen Parkplatz bekommt. Ich guckte kurz auf die Karte: Kantstrasse hinter der Windscheid in Richtung ICC. Als ich dann da war, bin ich erst dreimal vorbei gelaufen. Nichts deutet auf ein Fine Dining Restaurant oder Hotel hin. Nur in der Hofeinfahrt ist eine dezente Klingel untergebracht.
Durch die Toreinfahrt kommt man in einen hübschen Hof und sieht ein zweites Tor, wo wohl früher die schweren Mädchen eingefahren sind. Wir kürz links ab und gehen in ein Souterrain. Hier werden die Papiere kontrolliert. Es wird „Geimpft & Geboostert & TEST“ gewünscht. Danach gibt man seine Sachen ab und geht durch die Bar. Jetzt kommt man in einen wunderschönen Raum, in dem hinter Glas Garten ist. Ausserdem stehen auch Tische hier Der Bereich gehört wohl zur Souterrain Bar. Es ist der ehemalige Hof, nun überdacht. Danach geht es in einen weiteren Hof. Das ist der großzügig gestaltete Gastraum. Alles sehr cool und stimmungsvoll. Für Fine Dining ist es hier ganz schön groß.
Neben a la carte gibt es ein Vier- oder Sechsgang Menü, wahlweise vegetarisch. Wir haben das „normale“ Viergangmenü für 79 € gewählt, sowie ein Glas Champagner für 17 €.
Es startete mit einem Amuse Bouche, den mein hungriger Sohn mir weggegessen hat, so dass ich wenig darüber sagen kann. Ihm schmeckte es.
Danach kam ein recht gelungener „Salat“ Gang der verschiedenen Beten. Klein, aber fein. Mit dem Salat kam ein paar Scheibchen sehr guten Brots und aufgeschäumte „Petersilienbutter“.
Mein Frau entschied sich für die konfierte Forelle von den 25 Teichen – das war ein prima Wahl.
Ich hatte das Gemüse-Dashi mit Buchweizen Raviolo. Mir persönlich war es zu beherzt gesalzen, meine Frau meinte, das sei noch in Ordnung. Geschmeckt hat es.
Anschliessend gab es den Hauptgang. Iberico Schulter. Ich war verwundert, dass es Iberico ist, denn das Motto hier soll auch „lokal“ sein. Egal! Das war jetzt eine anständige Portion. Geschmacklich erinnerte es mich stark an das aromatische Secreto de Iberico, nur dass hier nicht so scharf angebraten wurde. Ich hätte mir noch eine Kartoffel gewünscht, zur Aufnahme der Sosse. Ich hatte aber in weiser Voraussicht ein Scheibchen Brot gespart. So ging der Teller fast sauber zurück. Kochen kann Sophia Rudolph zweifelsohne! In jeder Hinsicht ein starker Gang!
Das Dessert war ebenfalls lecker: Kürbis, Marshmallow und Popcorn
Zur Rechnung gab es noch ein paar Petits Fours. Der Service war durchgehend angenehm. Der junge Kellner brachte eine sagenhafte Begeisterung über die Küche an den Gast.
Fazit: Vor dem Fleischgang lästerte ich noch, dass notfalls Windburger um die Ecke sei, falls wir nicht satt werden. Wir brauchten nicht zu Windburger. Wir sind gut satt geworden. Eine tolle Location und ein empfehlenswerte Küche. Hier werden wir sicherlich mal wieder hingehen, da auch Preis-Leistung im Rahmen sind. Es würde mich wundern, wenn das Lovis nicht im nächsten Michelin mit einem Stern geehrt werden würde. Wir haben das Haus beglückt verlassen!
Bernhard Steinmann im Lovis Frauengefängnis
Bernhard Steinmanns 1. Besuch im Lovis
Und so beschreiben die Architekten das Haus:
Das familiengeführte Hotel Wilmina mit dem Restaurant Lovis empfängt seine Gäste in einem ehemaligen Frauengefängnis, das von üppigen Gärten und ineinander fließenden Höfen umgeben ist.
In der Kantstraße, einer der belebtesten Straßen West-Berlins, hinter den Türen der Nummer 79, blieb ein Ort jahrzehntelang unzugänglich und vergessen – ein ehemaliges Frauengefängnis, verborgen im Inneren des Häuserblocks.
Die Berliner Architekten Grüntuch Ernst haben sich des Ortes angenommen. In einem sensiblen Dialog mit der Geschichte ist ihnen die radikale Transformation vom Gefängnis zu einem Sehnsuchtsort mit Hotel und Restaurant gelungen. Im Prozess galt es, die Raumkonfiguration und ihre Bedeutung umzukehren, damit aus einem antisozialen Raum ein einladender Ort entstehen kann – ein Kleinod für den ganz bewusst gewählten Rückzug.
Wilmina Hotel
Von der Straße kommend durchquert der Hotelgast zunächst das Vorderhaus. Durch eine Sequenz von Höfen gelangt der Gast tiefer in das Ensemble, wo Durchgänge und Räume zunehmend weniger öffentlich sind. Im zentralen großen Gartenhof angekommen, könnte man meinen, hier sei alles schon immer so gewesen. Neben hochgewachsenen Bäumen haben sich Sträucher, Hecken und Kletterpflanzen über mehrere Jahrzehnte ungerichtet und ungehindert ausgebreitet. Große Teile des asphaltieren Hofes wurden renaturiert und mit üppigen Staudenbeeten bepflanzt. Eine überraschende Naturinsel inmitten des Stadtblocks.
Für den Hauptzugang in das Hotel wurde eine Fensteröffnung zur Tür erweitert. Die Hotelgäste gelangen dort aus dem Gartenhof in die Lobby und werden von einem hellen, hohen Raum empfangen. Zur Linken ist die Lobby über eine Galerie mit der einladenden Kaminlounge verbunden. Zur Rechten führt eine Treppe in das Atrium, das Herzstück des Gebäudes. Im ehemaligen Zellentrakt erstreckt sich dieses über fünf Ebenen, es gibt vier Bestandsgeschosse und darüber eine neue Penthouse-Etage. Entlang schmaler Galerien mit schmiedeeisernenen Brüstungen reiht sich Tür an Tür. Langgestreckte Oberlichter fluten zenitales Tageslicht entlang der hell geschlämmten Ziegelsteinwand. Eine Lichtinstallation mit gläsernen, von der Decke abgehängten Pendelleuchten betont spielerisch die Höhe des Luftraums. Dabei bleibt das Prinzip der aneinandergereihten Zellenmodule auch in den Hotelzimmern weiterhin erfahrbar.
Aus ehemaligen Gefängniszellen entstanden 44 großzügige Gästezimmer: Das Spektrum reicht von gemütlichen Schlafkojen (11 qm) bis hin zum großzügigen Garden Loft (75 qm), das sich im ehemaligen Versammlungsraum befindet. Alle Gästezimmer vereinen historische Authentizität mit modernem Luxus und Komfort, ohne störende Opulenz aufzudrängen. Trotz ihrer Gemeinsamkeiten ist jedes Zimmer ein Unikat. Kein Raum gleicht dem anderen, aber in allen erzeugen helle Farben, weiche Texturen und warme, hochwertige Materialien beruhigende Rückzugsräume.
Die einzigartige Lage und die detailreiche, sensible Transformation machen den vergessenen Ort zu einem besonderen Erlebnis in Berlin. Wilmina ist ein Ort der Entdeckungen von überraschenden visuellen Verknüpfungen, mehrdeutigen Raumschichten und Spuren der Vergangenheit. Wilmina ist aber auch ein Ort der naturnahen Ruhe, Entspannung, und des Komforts – eine Oase inmitten der Stadt.
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Zusammenfassung
Lovis Berlin: Eine tolle Location und ein empfehlenswerte Küche. Hier werden wir sicherlich mal wieder hingehen, da auch Preis-Leistung im Rahmen sind. Es würde mich wundern, wenn das Lovis nicht im nächsten Michelin mit einem Stern geehrt werden würde. Wir haben das Haus beglückt verlassen!