Wahrscheinlich ergeht es Ihnen als Weintrinker ebenso wie mir. Man möchte etwas über das Produkt erfahren, vielleicht auch über die Herstellung und Lagerung des Weines oder gar etwas über die Menschen, die das alles erzeugen. Ich schaue mir gerne Weinkeller an. Ich mag den Blick auf Tanks und Fässer, es hat für mich etwas magisches. Wobei, allzu viele Weinkeller habe ich noch nicht gesehen. Dafür jedoch einige recht bekannte, darunter den von Chassagne Montrachet im Burgund.
Meine derzeitige private Vorliebe für Wein richtet sich am Burgund aus und hat eine Entsprechung in der Pfalz gefunden, das Weingut Oberhofer in Edesheim. Darüber habe ich bereits berichtet.
Pascal Oberhofer, der Verantwortliche im Weingut, vertritt mittlerweile die 10. Generation des Familienbetriebs. Seit 2008 wird streng nach den Richtlinien des ökologischen Weinbaus gearbeitet.
Natürlich beschäftigt mich die Frage, wie im Unternehmen gearbeitet wird, wie überhaupt im Weinanbau gearbeitet wird. Die Erkenntnis meiner Recherchen beantwortete vor allem anderen die Frage, was den Alltag im Weinberg und im Unternehmen ausmacht: Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Der Weinanbau ist jedenfalls ein überaus altes Handwerk. Babylonier und Ägypter beherrschten diese Kunst bereits vor nahezu 7000 Jahren. Seit ca. 2000 Jahren wird auch auf dem Gebiet welches wir heute Deutschland nennen Wein angebaut. Die Pfalz ist mit ca. 228 km² Anbaufläche das zweitgrößte deutsche Weinanbaugebiet. Etwa 3600 Winzerbetriebe erzeugen aus mehr als 100 Mio. Rebstöcken etwa 2,5 Mio. Hektoliter Wein. Wohl bekomms.
Wie in jeder Branche gibt es auch im Weinbau reichlich Fachbegriffe.
Assemblage, entrappen, filtrieren, keltern, Schwefelung, Fruchtruten, grüne Lese und noch viel mehr müsste man sich merken und deren Bedeutung erkennen. Das alles können wir uns zum Glück ersparen. Ein Winzer muss aber außer den Fachbegriffen viele weitergehende Kenntnisse mitbringen. Darunter wären:
- Grundlagen des Pflanzenbaus,
- Kenntnisse der Bodenbearbeitung,
- das Wissen über Weinstöcke, Weinlese und Veredelung,
- Rebenpflege, besonders das zurückschneiden der Weinstöcke,
- Schädlingsbefall feststellen und bekämpfen
- u.v.m.
Pascal Oberhofer zeigte uns den Weinbaubetrieb und mein ungeteiltes Interesse galt den aufgereihten Fässern mit dem neuen Spätburgunder.
Überhaupt setzt der Familienbetrieb auf regiontypische Rebsorten, wobei die Vielfalt des Geschmacks eine entscheidende Rolle spielt. Da man sich aber irgendwann entscheiden muss, welche Sorten man weiterhin anbauen möchte und wo Veränderungen angezeigt sind, spielt Pascal Oberhofer mit dem Gedanken, sich von Lemberger und Regent zu trennen und den Raum für andere Sorten zu nutzen. Wobei aus der Traube Regent immer noch Traubensaft gewonnen werden kann.
Unbestritten entsteht die Qualität eines Weines zunächst im Weinberg. Sich an die Richtlinien des ökologischen Weinbaus zu halten bedeutet zweifellos Mehraufwand. Ein Mehraufwand der sich lohnt. Nicht nur für die Umwelt sondern auch für das, was wir letztlich im Glas vorfinden.
Die diesjährige Lese ist für die Oberhofers abgeschlossen. Arbeit gibt es aber noch reichlich. Nicht nur im Keller. Auch am Weingut selbst wird baulich gearbeitet. Keller und Produktionsgebäude werden ökologisch und nachhaltig saniert. Ich freue mich bereits darauf, das Ergebnis nach Vollendung in Augenschein zu nehmen. Wobei man mit dem Wort Vollendung vorsichtig umgehen muss. Arbeit gibt es im Betrieb immer. Und um Pascal Oberhofer von dieser Arbeit nicht länger abzuhalten entschieden wir uns noch kurz die Vinothek des Weinguts aufzusuchen und unsere Kenntnisse des Sortiments zu vertiefen.