Das Thunfischangebot mit MSC-Nachhaltigkeitssiegel wächst weltweit und besonders in Deutschland. Doch noch immer sind einige Bestände überfischt. Der MSC mahnt zu noch mehr Nachhaltigkeit.
- Thunfisch, eine wertvolle Ressource: Heute, am 2. Mai, ist „Welt-Thunfischtag“
- Überfischung: Einige Bestände haben kritische Bestandsgrößen
- MSC-Siegel: Zertifizierung treibt Verbesserungen in Thunfisch-Fischereien voran
- Marktanteile verdreifacht: Thunfisch aus nachhaltiger Herkunft nimmt in Deutschland zu
- Nachhaltige Produktwahl: Jeder Konsument kann Thunfischbestände schützen
Thunfisch ist in aller Munde, Thunfisch wird praktisch in jedem Land der Erde konsumiert, Thunfische werden zudem weltweit in fast allen Meeren gefangen. Allerdings: Längst noch nicht so nachhaltig, wie es sein könnte. Ihre Beliebtheit sorgt nämlich auch für steigende Fangmengen und die bedrohen einige der weltweit 23 Thunfischbestände.
Am 2. Mai findet daher der „Welt-Thunfischtag“ statt, den die Vereinten Nationen 2016 erstmalig mit dem Ziel ausriefen, VerbraucherInnen, Politik und Handel auf diese außergewöhnliche Fischart aufmerksam zu machen und zum Nach- und Umdenken anzuregen. Thunfisch, so die Haltung des Marine Stewardship Council (MSC) ist eine wertvolle Ressource. Und Nachhaltigkeit gibt es nicht umsonst. Sie erfordert Investitionen, Veränderungen und Kontrollen.
Dass Fischereien in aller Welt nachweislich immer mehr auf die Umweltverträglichkeit, auf den Zustand von Fischbeständen und die Wahl und Verbesserung ihrer Fangmethoden achten, ist auch dem MSC anzurechnen: Von der offiziell weltweit angelandeten Thunfisch Fangmenge (laut Welternährungsorganisation FAO rund 5,8 Millionen Tonnen im Jahr 2019) machen die Fänge mit MSC-Siegel aktuell annähernd 30 Prozent (28,89 %), nämlich 1,67 Millionen Tonnen aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es erst 700.000 Tonnen.
Deutschland: Nachhaltigkeit des Thunfischkonsums steigt – Lage bleibt dennoch kritisch
In Deutschland, hier ist Thunfisch nach Lachs und Alaska-Seelachs der drittbeliebteste Speisefisch, ist der Thunfischkonsum im Vergleich zum Vorjahr von 65.000 auf 74.000 Tonnen gestiegen. Gleichzeitig ist das Thunfischsortiment des Einzelhandels jedoch auch nachhaltiger geworden: Der Volumen-Anteil von Thunfischprodukten aus nachhaltiger Fischerei hat sich von 10 Prozent (2018) auf 34 Prozent (2020)2 mehr als verdreifacht.
Mit dieser positiven Marktentwicklung ist Deutschland Vorreiter: Während einerseits der Pro-Kopf-Thunfischkonsum in vielen europäischen Ländern höher ist als hierzulande, ist gleichzeitig in keinem anderen Land der Welt der Anteil nachhaltiger, MSC-zertifizierter Thunfischprodukte so hoch wie in Deutschland.
Stefanie Kirse, Leiterin des MSC Deutschland/Österreich/Schweiz im Gourmet Report Gespräch: „Diese Entwicklung im Thunfischsegment war lange fällig und ist sehr erfreulich! Je deutlicher der Handel – und die VerbraucherInnen – Fisch aus nachhaltiger Fischerei einfordern, umso größer der Anreiz für Fischereien, ihre Fangaktivitäten auf nachhaltige Beine zu stellen. Auf dieser Grundannahme fußt unser Programm. Es ist schön zu sehen, dass sich die Nachhaltigkeitslücke, die es in Deutschland beim Thunfisch gibt, ein Stück weit schließt.“
Dass nach den Sortimentsumstellungen der vergangenen Jahre heute gut 30 Prozent des im deutschen Einzelhandel verkauften Thunfischvolumens aus kontrolliert nachhaltiger Fischerei stammen, ist positiv. Doch es bedeutet im Umkehrschluss leider auch weiterhin: Knapp 70 Prozent der in Deutschland verkauften Thunfischmenge kommen immer noch ohne kontrollierte Nachhaltigkeit und ohne gesicherte Rückverfolgbarkeit auf unsere Teller. Das gilt insbesondere für die Dosenprodukte im unteren Preissegment2.
Für mehr Nachhaltigkeit in den Weltmeeren
Laut eines 2020 veröffentlichten Berichts der Vereinten Nationen3 konnten zwischen 2014 und 2019 acht Thunfischbestände wieder auf eine gesunde Bestandsgröße anwachsen, wodurch sich die Zahl der überfischten Thunfischbestände von 13 auf fünf reduzierte. Nach neuesten wissenschaftlichen Daten der International Seafood Sustainability Foundation4 haben derzeit weltweit 65 Prozent aller Thunfischbestände eine gesunde Bestandsgröße, 13 Prozent sind überfischt und 22 Prozent befinden sich in einem Zwischenbereich.
Mit Blick auf die jeweiligen Arten heißt das konkret:
- Der Großaugenthun-Bestand im Atlantik, der Gelbflossenthun im Indischen Ozean sowie der Blauflossenthun im Pazifik sind weiterhin überfischt.
- Der Gelbflossenthun im Ostpazifik und der südliche sowie der ost- und west-atlantische Blauflossenthunfisch-Bestand befinden sich im gelben Bereich.
- Alle Bestände des Echten Bonito und die meisten Bestände des Weißen Thun (Ausnahme: Weißer Thunfisch im Mittelmeer) sind derzeit in einem guten Zustand.
Damit stehen die Thunfischbestände besser da als der Durchschnitt aller kommerziell befischten Arten, von denen laut UN FAO derzeit mehr als 34 Prozent überfischt sind.
Linktipp: Einen umfassenden Überblick über die einzelnen Thunfischarten, das Angebot in deutschen Supermärkten, die wichtigsten Fangmethoden und die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte bietet der aktuelle, interaktive Thunfischbericht des MSC: thunfischbericht.msc.org
1 Berechnung für 2020, Stand 28. April 2021
2 Gut 70 Prozent des in Deutschland konsumierten Thunfischs kommen aus der Dose – und in 95 Prozent dieser Dosen steckt eine einzige Thunfischart: der „Echte Bonito“. Daneben sind derzeit nur zwei weitere Arten auch im deutschen Einzelhandel zu finden – Weißer Thun und Gelbflossenthun.
3 Outcomes of the UN Food and Agriculture Organization Common Oceans ABNJ Program, UN FAO Webseite, Januar 2020.
4 International Seafood Sustainability Foundation Report, März 2021
Zusammenfassung
In Deutschland, hier ist Thunfisch nach Lachs und Alaska-Seelachs der drittbeliebteste Speisefisch, ist der Thunfischkonsum im Vergleich zum Vorjahr von 65.000 auf 74.000 Tonnen gestiegen