Berlin ist Europas zweithöflichste Metropole

Viele klagen darüber, dass die Menschen heutzutage kaum noch höflich sind. Das Magazin Reader’s Digest wollte es genau wissen und stellte die Höflichkeit der Mitmenschen in 35 Metropolen der Welt auf die Probe.

Das Ergebnis: New York und Zürich sind weltweit die Städte mit den besten Manieren. Berlin kam im weltweiten Vergleich auf Platz vier und ist in Europa nach Zürich sogar die zweitbeste Metropole.
„Mich freut sehr, dass die Berlinnerinnen und Berliner beim internationalen Höflichkeits-Test von Reader’s Digest so gut abgeschnitten haben“, kommentiert Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit das Ergebnis.

35 Metropolen in allen Kontinenten hatte die Zeitschrift auf höfliche Umgangsformen im Alltag getestet. Für das Aufhalten von Türen, für die Freundlichkeit des Verkäufers in einem Laden und für die Hilfe beim Aufsammeln einer Mappe mit verlorenen Papieren wurden Punkte vergeben.
Reader’s Digest veröffentlicht die Ergebnisse des Höflichkeits-Tests weltweit gleichzeitig im Juli in allen 50 Ausgaben des Magazins. „Es handelt sich um den bislang größten Verhaltens-Test für Höflichkeit, der weltweit durchgeführt wurde“, sagt Conrad Kiechel, Redaktionsdirektor Reader’s Digest International in New York. „Unsere Reporter haben das Verhalten in mehr als 2.000 Fällen geprüft und dabei spannende und z. T. provozierende Erkenntnisse gewonnen.“

Dass die ansonsten so hektische Metropole New York den Test gewann, wundert den früheren Bürgermeister Ed Koch nicht. Seit den Terroranschlägen vom 11. September „nehmen die New Yorker noch mehr Rücksicht auf ihre Mitmenschen. Sie wissen, wie schnell das Leben vorbei sein kann.“ Auch diesen Beweis erbrachte der Test: Gute Manieren gibt es sowohl in reichen Städten wie Zürich als auch in ärmeren Regionen wie im südafrikanischen Johannesburg, das in dem Ranking der 35 Städte auf Platz 15 kam.

Besonders viele unhöfliche Zeitgenossen trafen die Tester in asiatischen Städten an. Für viele Asiaten gehört es offenbar nicht dazu, anderen die Tür aufzuhalten. So befanden sich schließlich acht von neun asiatischen Städten am Ende der Testskala, darunter Taipeh (Taiwan), Seoul (Südkorea), Kuala Lumpur (Malaysia) und Mumbai (Indien).

Aber auch in Europa gibt es Millionenstädte, in denen Höflichkeit ein Fremdwort zu sein scheint. Die russische Hauptstadt Moskau belegte im Reader’s Digest-Test ebenso wie die rumänische Hauptstadt Bukarest einen der letzten Plätze. Ganz anders das Bild in Kanada. Toronto, allgemein als Trend bewusst und tolerant bekannt, kam auf den dritten Platz.

Die Kriterien, nach denen Reader’s Digest die Menschen auf die Probe stellte, waren ehrgeizig. In einem großflächigen Feldversuch wurden weltweit Reporter – je zur Hälfte Männer und Frauen – losgeschickt, um verdeckt die alltäglichen Manieren der Einwohner von bevölkerungsreichen Städten in 35 Ländern zu prüfen. In jeder Stadt wurden drei verschiedene Tests durchgeführt.

Jeweils 20 Mal haben die Reporter von Reader’s Digest hinter einer Person ein öffentliches Gebäude betreten, um fest­zustellen, ob ihnen die Tür aufgehalten wird. Weiter haben sie in jeweils 20 verschiedenen Läden eine Kleinigkeit eingekauft und darauf geachtet, ob sich die Verkäufer nach dem Einkauf bedanken. Und schliesslich ließen die Reporter jeweils an 20 belebten Plätzen eine Mappe mit Papieren fallen, um zu prüfen, ob sie beim Auflesen auf fremde Hilfe zählen können. Die deutsche Hauptstadt Berlin kam in diesem dreigeteilten Verfahren am Ende auf einer sehr guten Platz vier, zusammen mit Sao Paulo (Brasilien) und Zagreb (Kroatien).

Übrigens hat der Test widerlegt, dass die Jugend von heute unhöflich ist. Denn die unter 40-Jährigen war die hilfsbereiteste aller Altersgruppen, die über 60-Jährigen hingegen die am wenigsten hilfsbereite. Ein weiteres Resultat: Frauen haben im Regelfall die etwas besseren Manieren als Männer.

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