Die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) wird aufgrund der
Adipositasepidemie zur häufigsten Ursache für Lebererkrankungen in
Europa. Die rasant wachsende Gesundheitsepidemie, die heutzutage bereits 25 Prozent der Bevölkerung betrifft, ist zentrales Thema beim Treffen
weltweit führender Experten im spanischen Sevilla.
Die Häufigkeit der nicht-alkoholischen Fettleber (kurz: NAFLD) in
Europa sei eine vermeidbare Epidemie, werden führende Wissenschaftler
anlässlich des am Ende dieses Monats in Sevilla stattfindenden EASL
Non-Alcoholic Fatty Liver Disease (NAFLD) Summit 2019
(https://easl.eu/event/nafld-summit-2019/) verkünden.
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen und ein Drittel der Kinder in
Europa gelten als übergewichtig oder adipös, wobei der höchste Anteil
in den unteren sozioökonomischen Gruppen zu finden ist, in denen die
nicht-alkoholische Fettlebererkrankung vorherrscht.
Bei nicht-alkoholischer Fettleber bzw. NAFLD handelt es sich um die
Ansammlung überschüssigen Fetts in der Leber. Das Krankheitsbild gilt
heutzutage aufgrund des rasanten Anstiegs von Adipositas (oder
Fettleibigkeit) und Typ-2-Diabetes als die häufigste Ursache für
Lebererkrankungen in westlichen Ländern. Sie stellt eine wesentliche
gesundheitliche Belastung in Europa dar und führt zu Leberzirrhose
und Leberkrebs sowie zu einem starken Anstieg bei Herz-Kreislauf- und
anderen Krebserkrankungen.
Mangelnde körperliche Bewegung und eine zu hohe Kalorienaufnahme
führen zu Gewichtszunahme und Fettablagerungen, die bei Entstehung
und Fortschreiten der NAFLD eine wichtige Rolle spielen.
„Wir haben hinsichtlich Adipositas und NAFLD einen Wendepunkt
erreicht. Unsere politischen Entscheidungsträger sollten nun mit
Dringlichkeit handeln, um diese wachsende Epidemie umzukehren.
Adipositas ist die logische Konsequenz eines ungesunden Lebenswandels
und kann nur angegangen werden, wenn man auf die zahlreichen
physischen, sozialen und ökonomischen adipogenen Stimuli eingeht“, so
Philip N. Newsome, Generalsekretär der Europäischen Fachgesellschaft
für Leberforschung (European Association for the Study of the
Liver,EASL)(https://easl.eu/), Direktor des Zentrums für Leber- und
Gastrointestinale Forschung und Professor für Hepatologie an der
Universität Birmingham.
Es besteht ein akuter Bedarf an besseren Diagnosemethoden für NAFLD,
und die EASL unterstützt hier einige Forschungsprojekte.
„In der Zwischenzeit müssen wir medizinische Fachkreise darüber
informieren, wie Diagnosen frühzeitig gestellt und Maßnahmen
eingeführt werden können, anhand derer das Fortschreiten der
Krankheit verhindert werden kann. Auch müssen wir Patienten
Möglichkeiten in die Hand geben, so dass sie wissen, wie sie ihr
eigenes Risiko senken können.“
„Es ist offenkundig, dass zahlreiche Ursachen der NAFLD, also
mangelnde Bewegung, eine zu hohe Energieaufnahme und ungesunde
Ernährung, vermeidbar sind. Wenn also die Inzidenz von Adipositas
und NAFLD gesenkt werden sollen, müssen wir die Richtlinien für den
Verkauf und die Vermarktung von zuckerhaltigen Produkten wesentlich
überdenken“, schließt Newsome.
Zuckerhaltige Getränke machen den größten Anteil an zusätzlich
konsumiertem Zucker aus und haben zudem – wenn überhaupt – einen nur
geringen Nährwert. Folglich zählt der Konsum zuckerhaltiger Getränke
zu den führenden Ursachen für Adipositas bei Kindern und Erwachsenen
– und wird mit NAFLD sowie einer verstärkten Leberschädigung in
Verbindung gebracht.
EASL setzt sich bereits seit Jahren sehr für die Einführung
finanzpolitischer Maßnahmen ein, um den Konsum von zuckerhaltigen
Getränken einzudämmen, und für Rechtsvorschriften, mit denen
Kennzeichnung und Zusammensetzung von verarbeiteten Lebensmitteln
verbessert werden sollen.
Helena Cortez-Pinto, Vorsitzende des für EU-Politik zuständigen
Gremiums der EASL sowie Professorin an der medizinischen Fakultät in
Lissabon: „In der gesamten europäischen Region der WHO sind Kinder regelmäßig Werbung ausgesetzt, die unausgewogene Lebensmittel und Getränke mit hohem Anteil an gesättigten Fettsäuren, Transfettsäuren, Zuckerzusatz oder Salz anpreisen. Es ist erwiesen, dass Lebensmittel- und
Getränkewerbung und insbesondere solche während Fernsehprogrammen für Kinder sowie in den digitalen und sozialen Medien den Konsum von
stark kalorienhaltigen und nährstoffarmen Getränken und Lebensmitteln
in die Höhe treiben. EASL zufolge müssen gesundheitspolitische
Maßnahmen auch Einschränkungen von Werbung und Marketing für
zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel aus industrieller Produktion
umfassen, deren Gehalt an gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz
hoch ist.“
Teilnehmer des NAFLD-Kongresses sollen auch über Lösungen informiert
werden, zu denen die Förderung einer besseren Ernährung und mehr
körperlicher Aktivität zählt. Der internationale Fachkongress der
EASL (International Liver CongressTM) findet vom 15. bis 19. April
2020 in London unter dem Thema „A healthy liver for a healthy you“.
Eine gesunde Ernährung ist ein wichtiger Schritt in die richtige
Richtung, aber wir brauchen auch finanzpolitische Maßnahmen von
Regierungsseite, um Verhaltensänderungen fördern zu können.“
„Die mediterrane Ernährungsweise, d. h. der reichliche Verzehr von
Olivenöl, Nüssen, Obst, Gemüse und Fisch sowie Zurückhaltung bei
rotem und weiterverarbeitetem Fleisch und Lebensmitteln mit
Zuckerzusatz, ist eine wirksame Lösung, die die Behandlung der NAFLD
unterstützt und zu ihrer Vermeidung beiträgt“, so Prof. Cortez-Pinto.
Info über EASL – The Home of Hepatology: Seit ihrer Gründung im Jahre 1966 ist diese gemeinnützige Organisation auf mehr als 4000 Mitglieder weltweit angewachsen, zu denen auch zahlreiche führende Hepatologen in Europa und darüber hinaus zählen. EASL, die Europäische Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber, ist der für Lebererkrankungen führende Verband Europas mit internationaler Einflussnahme und Erfolgsbilanz in Unterstützung der
Leberforschung und bei Fördermaßnahmen für eine breitgefächerte
Aufklärung mit dem Ziel grundsatzpolitischer Veränderungen innerhalb
der EU zur Vermeidung und Behandlung von Lebererkrankungen.
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen und ein Drittel der Kinder in Europa gelten als übergewichtig oder adipös, wobei der höchste Anteil in den unteren sozioökonomischen Gruppen zu finden ist, in denen die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung vorherrscht.
Summary
Mehr als die Hälfte der Erwachsenen und ein Drittel der Kinder in
Europa gelten als übergewichtig oder adipös, wobei der höchste Anteil
in den unteren sozioökonomischen Gruppen zu finden ist, in denen die
nicht-alkoholische Fettlebererkrankung vorherrscht.