Die Anaphylaxie, also die schwere lebensbedrohliche,
generalisierte Überempfindlichkeitsreaktion, war ein Schwerpunkt auf
dem 25. Kongress der European Academy of Allergology and Clinical
Immunology (EAACI) in Wien. „Charakteristisch ist das plötzliche
Auftreten schwerer Körpersymptome innerhalb von Minuten bis wenigen
Stunden nach der Nahrungsaufnahme.
Der anaphylaktische Schock
verläuft bei rund fünf Prozent der Betroffenen tödlich“, sagt die
Universitätsdozentin Dr. Karin Hoffmann-Sommergruber vom Zentrum für
Physiologie der Medizinischen Universität in Wien.
Schon geringe Mengen einer allergieauslösenden Substanz (Allergen)
können bei einigen allergiekranken Menschen eine Anaphylaxie
auslösen. In der Mehrzahl der Studien zu diesem Thema stehen
Nahrungsmittel an der Spitze der Auslöser. Dabei sind diese
auslösenden Allergene, je nach den regionalen Essgewohnheiten, sehr
unterschiedlich.
In den USA und Großbritannien gehören Erd- und
Baumnüsse zu den häufigsten Auslösern tödlich verlaufender Reaktionen
, während beispielsweise in Frankreich und Australien Hühnerei,
Krustentiere und Fisch die hauptverantwortlichen Nahrungsmittel sind.
In der Schweiz führt beispielsweise Sellerie häufig zu
anaphylaktischen Reaktionen.
Auch ist das Spektrum der
wichtigsten Allergene zwischen Kindern und Erwachsenen
unterschiedlich. Bei Kindern – vor allem Kleinkindern – sind Milch,
Ei und Nüsse (Erd- und Baumnüsse) gefolgt von Soja und Weizen die
Hauptauslöser von Allergien. Mit zunehmendem Alter verschwinden diese
Allergien bei einem Großteil der Erwachsenen wieder. Im
Erwachsenenalter überwiegen dann Krustentiere, Fische, Nüsse und
Sellerie als häufigste Verursacher schwerer allergischer Symptome.
Allergiekranke Menschen können nach dem Essen von Nahrungsmitteln
mit für sie relevanten Allergenen zunächst einfache allergische
Symptome wie Nesselsucht und allergischen Schnupfen entwickeln. In
schweren Fällen kann es dann zur Verengung der Atemwege mit Luftnot,
zu Durchfall und Erbrechen bis hin zu Blutdruckabfall und Schock
kommen.
Kinder sind am häufigsten von anaphylaktischen Reaktionen
betroffen. Die meisten Patienten sterben jedoch nicht, weil sie
von ihrer Nahrungsmittelallergie nichts wussten, sondern weil ihnen
nicht klar war, dass die konsumierten Nahrungsmittel „ihr“ Allergen
enthielten.
Eine neue EU-Richtlinie zur Nahrungsmittelkennzeichnung, die
bereits seit November 2003 in Kraft ist, soll Allergiker vor diesen
Gefahren schützen. „Leider geht die Umsetzung in nationales Recht,
auch hier in Österreich, zum Teil nur schleppend voran. Ich wünschte
mir, Allergiker hätten auch in einem Restaurant die Möglichkeit,
einen genaueren Überblick über die verarbeiteten Zutaten zu
erhalten“, so die Mikrobiologin Hoffmann-Sommergruber auf dem
diesjährigen EAACI-Kongress in Wien.
Sie empfiehlt Menschen mit einer Allergie auf Nahrungsmittel,
stets alle Zutatenlisten genau zu prüfen und auch im Restaurant
ausdrücklich auf die Allergie hinzuweisen. Nahrungsmittelallergiker
müssen außerdem gut über die Möglichkeiten zur Vorbeugung und
Behandlung allergischer Symptome aufgeklärt sein. Im Rahmen eines
ausführlichen Aufklärungsprogramms konnte das Risiko anaphylaktischer
Reaktionen deutlich verringert werden. Da die Einnahme allergener
Nahrungsmittel überwiegend unbeabsichtigt geschieht, ist im Notfall
eine Selbstbehandlung erforderlich. Deshalb sollten Patienten mit
einer Nahrungsmittelallergie mit einem Notfallset ausgerüstet sein,
das ein Antihistaminikum, Adrenalin sowie ein Kortison-Präparat
enthält.