Kochen im TV

Inzwischen wird nahezu rund um die Uhr in Töpfen und Pfannen gerührt.

Wie passt das zusammen? Einerseits beklagen Ernährungswissenschaftler und Ärzte seit geraumer Zeit, dass die Deutschen beim Thema Essen völlig auf den Hund gekommen sind und viele allenfalls noch ihre Mikrowelle bedienen können.
Andererseits wird im Fernsehen auf allen Kanälen nahezu rund um die Uhr in Töpfen und Pfannen gerührt. Dabei ist beileibe nicht nur da Kochen drin, wo „Kochsendung“ draufsteht. Auch bei kaum einem Magazin zwischen Frühstücksfernsehen und „Tagesschau“ bleibt die Küche kalt. Zählt man all die Brutzeleien (Lokalsender und Wiederholungen mitgezählt) zusammen, kommt man locker auf rund einhundert Formate pro Woche.

Dabei ist die Tele-Küche so alt wie das Medium selbst.
Eingebrockt hat uns die Suppe ein gewisser Clemens Wilmenroth. Nur wenige Wochen nach dem Sendestart des Fernsehens 1953 fabrizierte der Mann bereits vor laufendes Kameras den legendären „Toast Hawaii“, haute ein ganzes Straußenei in die Pfanne oder kreierte einen Trunk aus Rotwein mit Sekt, den er politisch unbefangen kurzerhand „Türkenblut“ taufte.Elf Jahre lang stand Wilmenroth für die ARD am Herd und brachte ein bisschen Exotik in die triste deutsche Nachkriegsküche. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde im deutschen Fernsehen (übrigens auch in dem der DDR) für die Zielgruppe der geplagten Hausfrauen fleißig weitergekocht, aber eigentlich doch auf eher kleiner Flamme.

Das änderte sich erst, als Alfred Biolek in „Alfredissimo“ 1992 erstmals Kochen und Talkshow kombinierte und Essenszubereitung mit Lustgewinn und Entertainment in Verbindung brachte. Zudem hatte der Hobby-Gourmet mit den Spielereien der Nouvelle Cuisine wenig am Hut, machte auch schon mal beherzt eine Dose auf und brachte ausschließlich auch für Laien Nachkochbares auf den Tisch.

Dass Bio mit seinen differenzierten Geschmacksurteilen („Mhm, ah, oh, ah ja!“) heute eher als Auslaufmodell gilt, hat mit den jungen Wilden am Herd wie Ralf Zacherl und Tim Mälzer zu tun, die das (Fernseh-) Handwerk bei ihrem britischen Idol Jamie Oliver erlernt haben. Vor allem Mälzer beschert mit seiner täglichen Sendung „Schmeckt nicht, gibt’s nicht“ dem Sender Vox nicht nur traumhafte Quoten, sondern braucht auch keine VIPs an seiner Seite. Denn die Talkshow liefert der Mann, der noch schneller redet als er Gemüse schnibbelt, gleich mit.

Was ihn ebenso zum Stammgast bei Kerners Gipfeltreffen der Fernsehköche am Freitagabend im ZDF gemacht hat wie Johann Lafer. Der redet zwar weniger, ist aber, was Bildschirmpräsenz angeht, nach wie vor die Nummer eins unter den Kochtopf-Zauberern. Ob in seiner, so ziemlich in allen Dritten wiederholten, Sendung „Lafers Culinarium“ oder in volkstümelnden Unterhaltungsformaten – Johann Lafer ist überall.

Wer von all den Menü-Vorschlägen im herkömmlichen Fernsehen noch nicht genug hat, kann sich digital vom Kölner Digital-Sender Gusto TV praktisch rund um die Uhr bekochen lassen. Zudem serviert der Kulturkanal 3sat donnerstags zu nächtlicher Stunde inzwischen eine wahre Wohltat namens „Silent Cooking“. Da kocht Patrick Müller zu dezenter Musik jeweils ein dreigängiges Menü und sagt dabei kein einziges Wort.

Lesen Sie den gesamten Artikel von REINHARD LÜKE im Kölner Stadt – Anzeiger:
www.ksta.de/html/artikel/1149702600616.shtml

TV Köche Übersicht (mit aktuellem Programm):
www.tv-koch.de

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