Am 29.11. gab der UNESCO-Ausschuss bekannt, den Reggae in die Liste des immateriellen Welterbes der Menschheit aufzunehmen. Reggae ist der wohl bekannteste Musikstil der drittgrößten Karibikinsel. In den Vorstädten der Hauptstadt Kingston entwickelte er sich in den 1960er Jahren aus seinen Vorläufern Mento, Ska und Rocksteady. Spätestens durch den 1981 verstorbenen Bob Marley wurde Reggae weltberühmt. Peter Tosh und Jimmy Cliff gehören zu den anderen prominenten Reggae-Musikern der ersten Jahre.
Außerhalb Jamaikas wird Reggae aufgrund seiner entspannten Rhythmen oft als ein zwangloser Musikstil wahrgenommen, welcher unbeschwerte Feierlaune verbreitet. Tatsächlich ist der Reggae sehr viel tiefgründiger: Zum einen ist er seit seinen Anfangstagen eine Musik der Rebellion und des Kampfes um Selbstbestimmung. Zum anderen ist er eng mit der Religion der Rastafaris verbunden. Diese auf Jamaika entstandene Glaubensrichtung basiert auf christlichen Elementen, erkennt allerdings den ehemaligen äthiopischen Kaiser Haile Selassie als ihren Messias an. Die meisten Rastafaris leben zurückgezogen im unwegsamen Hinterland Jamaikas, wo sie Landwirtschaft betreiben. Viele von ihnen führen gemäß ihrer religiösen Bestimmungen ein diszipliniertes Leben, vermeiden den Konsum tierischer Produkte und lehnen Alkohol und Tabak ab. Der Genuss von Cannabis („ganja“) hat bei den Rastafaris eine religiöse Bedeutung und dient der Meditation. Obwohl sich nur 24.000 Jamaikaner zum Rastafari-Glauben bekennen, sind sie auf der Insel durch ihre auffälligen Dreadlocks und der von ihnen geprägten Reggae-Musik allgegenwärtig.
Jamaika-Urlauber können den Reggae überall auf der Insel erleben: Z.B. beim Reggae Sumfest, dem größten Reggae-Festival der Welt, das jedes Jahr im Juli bei Montego Bay stattfindet. Auch der von der Reggae-Ikone Tony Rebel ins Leben gerufene „Rebel Salute“ im Januar gehört mittlerweile zu den angesagtesten Musik-Events der Insel. Zudem gilt der Geburtsmonat von Bob Marley, der Februar, als „Reggae-Monat“, mit zahlreichen Konzerten in unterschiedlichen Teilen der Insel. Wer noch tiefer in die Geschichte des Reggae eintauchen möchte, kann in der Hauptstadt Kingston das Bob Marley Museum oder Tonstudios wie das legendäre Tuff Gong Studio besuchen. Geführte Touren in die Musikszene von Kingston sind bei lokalen Anbietern buchbar.
Jamaika ist nicht nur mit dem Reggae auf der Welterbeliste der UNESCO vertreten: 2015 wurde der Blue & John Crow Mountains Nationalpark als Welterbestätte deklariert. Es handelt sich um über 2.000 Meter hohe und teilweise von dichtem tropischem Wald bewachsene Gebirgszüge im Osten der Insel. Rund 78.000 Hektar dieses Naturraumes sind als Nationalpark geschützt. Kaffee-Kenner schätzen den außerhalb des Nationalparks angebauten Blue Mountain- Kaffee. Die Region beherbergt zudem alle endemischen Vogelarten Jamaikas sowie viele weitere seltene oder Tier- und Pflanzenarten. Die Blue & John Crow Mountains besitzen aufgrund der angrenzend lebenden und sehr traditionsbewussten Maroon-Gemeinschaften zudem kulturelle Alleinstellungsmerkmale. Die Blue and John Crow Mountains sind damit die erste Welterbestätte der Karibik, welche sowohl als Natur- als auch als Kulturerbe ausgewiesen ist. Zudem stehen in Jamaika noch zwei andere Stätten auf der Vorschlagsliste der UNESCO, nämlich der Seville Heritage Park mit archäologischen Ausgrabungen sämtlicher Besiedlungsepochen der Insel sowie die Unterwasserruinen der im 17. Jahrhundert bei einem Seebeben fast komplett versunkenen Piratenstadt Port Royal.