FEINE PRIVATHOTELS. Schon mal gehört?
Hotelverbände oder Hotelvereinigungen gibt es reichlich und man hört und liest oftmals davon, ohne weitere Notiz zu nehmen. Es sei denn, man ist aus der Branche und von den Nachrichten betroffen. Die Zusammenschlüsse sind sozusagen der Leitfaden für kultiviertes Wohnen. Bestimmt haben Sie irgendwann einmal von den „Leading Hotels of the World“ gehört oder vom Zusammenschluss von Luxushotels unter dem Namen „ Relais & Châteaux“.
Eine Kollektion privat geführter Häuser hat sich unter dem Namen „FEINE PRIVATHOTELS“ vereint. Gelebte Gastlichkeit und bester Service sind dabei kein Versprechen sondern das Ergebnis leidenschaftlichen Schaffens für den Gast. Alle Hotels gehören der Luxuskategorie an und ihre Küchen sind vielfach prämiert.
2009 entwickelten zwei Hoteldirektoren die Idee der FEINEN PRIVATHOTELS. Die offizielle Gründung erfolgte ein Jahr später, da waren es schon vier ausgesuchte Häuser. Zu diesen Hotels der ersten Stunde haben sich inzwischen weitere FEINE PRIVATHOTELS gesellt, alle handverlesen, von charismatischen Persönlichkeiten geführt und in jeder Hinsicht ein Unikat.
Jagdschloss (© Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe)
Das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe in Zweiflingen haben wir als erstes Hotel der Gruppe besucht. Das Hotel liegt „on the countryside“ im Hohenlohekreis, gemessen an seiner Einwohnerzahl, der kleinste Landkreis in Baden-Württemberg.
Eine 44.000 qm große Parklandschaft lädt zum Spaziergang ein.
Das Hotel verfügt über 66 überaus stilvoll möblierte Zimmer und Suiten, verteilt auf das Haupthaus, das historische Jagdschloss, im Spa-Haus oder im Tor- und Gartenhaus.
Nur 100 Meter vom Hotel entfernt, befindet sich die 27-Loch-Anlage des Golf-Clubs Heilbronn-Hohenlohe e.V. Gäste des Hauses spielen ohne Abschlagszeiten und erhalten zudem ein ermäßigtes Greenfee.
Beim Rundgang durch das Hotel kommt man unweigerlich in den fantastischen Spa-Bereich. Dabei ist der Begriff Spa-Bereich reichlich untertrieben. Er hat hat eine Größe von 4.400 qm und feiert im November 2018 den zehnjährigen Geburtstag mit einer glamourösen Gala.
Der kürzlich erschienene RELAX Guide hat zum neunten Mal in Folge die Höchstnote von 20 Punkten und die begehrten vier Lilien für das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe vergeben.
Schon seit langer Zeit sind Kunst und Hotel verwoben, verlegen Künstler ihre Ausstellungen in Hotels oder werden Gemälde und Skulpturen privater Sammlungen in Hotels gezeigt. Wer kennt keine Hotels mit schmucklosen Gängen, uniform eingerichteten Zimmern oder unpraktischen und schnelllebigen Design-Trends. Eine Kunstsammlung wertet ein Hotel auf, hebt das Image, inspiriert die Gäste. Allerdings nur, wenn die Kunst zum Charakter des Hotels passt.
Im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe verbinden sich Kunst und Hotel zu einer interessanten und spannenden Symbiose. Das Haus partizipiert von der namhaften Firmensammlung der Würth-Gruppe, die zahlreiche hochkarätige Kunstwerke zur Verfügung gestellt hat.
Selbst im sogenannten Sinnes- und Wandelgang, der das Haupthaus mit dem Spa-Gebäude verbindet, befinden sich interessante Bilder und Skulpturen.
Für mich zählt zur Kunst zweifellos auch die Kochkunst. Im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe ist man diesbezüglich genau am richtigen Ort. Ob im Spa-Bistro, der urigen Waldschänke, der Jägerstube oder im Gourmetrestaurant Le Cerf, überall wird der Gast kulinarisch verwöhnt. Der Name Le Cerf ist eine Anspielung an die klassisch-französische Küche und dem Hirsch im Hotelwappen.
Das Gourmetrestaurant gehörte bereits in den 1970er Jahren zur Spitze in Deutschland. Lothar Eiermann wurde damals schon vom Guide Michelin mit zwei Sternen ausgezeichnet. Allerdings waren die Zeiten noch etwas ruhiger, gab es doch noch keinen vergleichbaren medialen Hype wie heute in sozialen Netzwerken mit Fotos von Gästen und Bloggern.
Küchenchef Boris Rommel (© Bernhard Steinmann)
Mittlerweile ist Boris Rommel Küchenchef im Gourmetrestaurant. Mit der Rückkehr des ehemaligen Sous-Chefs 2016 waren viele unausgesprochene Hoffnungen und Erwartungen verbunden. Mit dem Rückhalt der Geschäftsleitung und einem ruhigen Arbeitsumfeld stellte sich ein überraschend schneller Erfolg ein. Die Auszeichnung durch den Guide Michelin mit zwei Sternen innerhalb von nur zwei Jahren mag für viele unerwartet gewesen sein. Verdient war der Erfolg allemal.
Bei den Chefdays 2018 in Berlin wurde Boris Rommel vom Veranstalter Rolling Pin als Nummer 27 der „50 Best Chefs“ ausgezeichnet.
In meinem Bericht über den Besuch des Restaurants „Le Cerf“ und in einem Interview mit Boris Rommel, beides wird später veröffentlicht, werde ich näher darauf eingehen.
Es ist schon einige Zeit vergangen, dass ich im Hotel Bülow Palais in Dresden zu Gast war. Das Hotel gehört ebenfalls zu den FEINEN PRIVATHOTELS. Dieser Tatsache habe ich damals nicht die notwendige Beachtung geschenkt, da meine ungeteilte Aufmerksamkeit dem Gourmetrestaurant des Hauses galt.
Für das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe jedoch hatte ich mir vorgenommen zu ergründen, worin der Unterschied zu anderen Hotels der gleichen Kategorie liegen könnte.
Der Empfang, das Willkommen im Hotel war freundlich und unkompliziert. Bereits nach wenigen Schritten durch die Lobby schien ich von einer angenehmen Ruhe und Gelassenheit umgeben zu sein. Im Verlaufe meines Aufenthaltes hatte ich mit mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in verschiedenen Positionen Kontakt. Allen gemein war der freundliche, sympathische Umgang untereinander und mit dem Gast.
Nun sind in Hotels viele Dinge vergleichbar. Bei aller Individualität und unterschiedlicher Schwerpunkte die ein Haus vorweist, geht es in erster Linie um die möglichst stressfreie Beherbergung von Gästen. Ein Hotel legt einen besonderen Fokus auf die Kulinarik, andere auf Wellness oder Kunst.
Der entscheidende Unterschied liegt in den Details. Er liegt im Kleinen.
Die Antwort auf die Frage, was ein Haus der FINEN PRIVATHOTELS so besonders macht, ist nach nur einem Besuch sicherlich noch nicht umfassend zu beantworten und bedarf einer Vertiefung durch den Besuch weiterer Häuser. Wenn ich meine Erfahrungen im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe als beispielgebend erachte, dann käme ich zu folgendem Ergebnis:
Wenn der Gast spürt, dass nicht das Streben nach Umsatz das Handeln dominiert, dass nicht die unternehmerische Aktivität im Vordergrund steht, dass Emotionen im Spiel sind, dass Unterstützung geleistet wird, wenn diese erforderlich und gewünscht ist, wenn Diskretion selbstverständlich ist, wenn man unbeschwert abschalten kann, wenn man sich wie zu Hause fühlt, dann ist man in einem Haus der FEINEN PRIVATHOTELS.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Bernhard Steinmann http://www.bsteinmann-gourmet-unterwegs.de