Ein Weingut über Generationen konkurrenzfähig aufzustellen ist wahrlich keine Kleinigkeit. Neben harter Arbeit gehört ein glückliches Händchen dazu, Trauben eines gepflegten Weinbergs zu einem noch besseren Wein zu verarbeiten.
Das Weingut Hirth in Obersulm-Willsbach (Württemberg), mit seinen 13 ha Weinanbau, ist so ein kleines Unternehmen. Karl Hirth vertrieb den Wein noch über die örtliche Winzergenossenschaft, deren Gründungsmitglied er war. Sein Sohn Walter begann später damit, die Weine selbst zu vinifizieren und über eine sogenannte Besenwirtschaft zu vermarkten. Helmuth Hirth, übernahm das Weingut in dritter Generation und stellte den Betrieb auf biologische Anbauweise um.
Frank Kayser (© Bernhard Steinmann)
Kellermeister und Betriebsleiter Frank Kayser sorgt nun schon seit vielen Jahren dafür, dass der Qualitätsanspruch auch langfristig erhalten bleibt.
Ende Oktober waren wir Gast im Weingut und wurden von Frank Kayser freundlich empfangen und fachkundig durch das Weingut und den angrenzenden Weinberg geführt. Frank Kayser ist der maßgebende Mann im Weingut. Im Grunde ist er das Weingut Hirth.
Wir bewundern die Stahltanks und die Holzfässer und sind letztlich überrascht, wie klein alles wirkt. Dabei stehen wir inmitten von 100 000 l Wein. Kayser ist sehr burgunderorientiert, wenn ich das so ausdrücken darf. So ist es nicht verwunderlich, dass er mit dem Auxerrois ein interessantes und erfolgreiches Aushängeschild kreiert hat. Ca. 13 000 Flaschen werden pro Jahr hergestellt.
Auch der Chardonnay ist sehr erfolgreich. 12 Volumenprozent sprechen für einen leichten Wein, der dennoch vollmundig zufrieden stellt. Die Weißweine werden kühl vergoren und deren Qualität wird ständig überprüft. Bei etwa 8 Grad, so lernen wir, soll später Weinstein in der Flasche verhindert werden.Nicht unterschlagen möchte ich, dass mittlerweile auch ca. 13 000 Flaschen Sekt hergestellt werden.
Alle Rotweine werden im Holzfass ausgebaut und auf der eigenen Maische vergoren. Auch wenn die Weine auf dem Weingut direkt verkauft werden, kommen die meisten Abnehmer aus der Gastronomie oder dem Fachhandel. Mittlerweile ist auch der Online-Handel ein wachsendes Segment.
Noch einige Bemerkungen zum Bioanbau.
Pflanzenschutzmittel werden nicht verwendet. Das erfordert etwas mehr Einsatz und Fleiß bei der Entfernung von sogenanntem „Unkraut“. Ich setze das Wort in Anführungszeichen, da ich kein Freund dieser Bezeichnung bin. Es sind nun mal Pflanzen, die durchaus ihre Berechtigung haben, jedoch zur falschen Zeit am falschen Ort auftauchen. Doch es hilft nichts, die ungeliebten Pflanzen stehen in Konkurrenz zur Rebe und müssen schon allein deshalb beseitigt werden, damit die Feuchtigkeit nicht hochkriecht und Pilzbefall auslöst.
Mit dem Traktor werden die störenden Pflanzen geharkt. Ein weiterer Kniff kommt noch hinzu. Es werden nämlich Kräuter in den Boden gemischt. Beispielsweise eine Klee-Mohn-Mischung. Das lockert den Boden auf, hält den Nährstoffkreislauf in Schwung und lockt Regenwürmer an.
Am Ende hat man ein intaktes Ökosystem.
Natürlich können wir das Weingut nicht verlassen ohne über den Verzehrwein Trollinger zu sprechen, den ich ohne den „Tatortkommissar Bienzle“ und seine „Viertele“ die er „schlotzte“ wahrscheinlich nicht kennen würde.
Der Trollinger ist eine Diva unter den Beeren. Späte Reife, dünne Häute, empfindlich gegen Kälte und pilzanfällig und über das Anbaugebiet hinaus wohl kaum geschätzt.
Frank Kayser ist grundsätzlich auch kein Freund des Trollingers. Dennoch baut er ihn an und das sogar recht erfolgreich. Der renommierte Bremer Weinhändler Heiner Lobenberg tauchte eines Tages bei ihm auf und berichtete, dass er recht viel Vernatsch verkauft und nun einen Trollinger haben wollte, der zu den Besten zählen sollte.
Kayser tat ihm den Gefallen und stellte einen Trollinger her, der auf der Maische vergoren wurde. Alleiniger Abnehmer ist nach wie vor Heiner Lobenberg in Bremen. Der Wein mit Namen „ QUOD ERAT DEMONSTRANDUM“ schaffte es im Gault&Millau Weinguide 2017 aus dem Stand auf Platz 2 der besten Trollinger.
Auf Frank Kayser ist Verlass.
Der Artikel erschien zuerst bei Bernhard Steinmann http://www.bsteinmann-gourmet-unterwegs.de