Je fünf Packungen Chia-Samen, Goji-Beeren und Moringa-Pulver im Labortest / Nur Bio Chia-Samen von Alnatura ohne Beanstandungen / Vier Testkandidaten fallen wegen zu hoher Pestizid-Rückstände durch / Alle Moringa-Produkte mit Blei belastet
Für die aktuelle Ausgabe hat TESTBILD je fünf Packungen Chia-Samen, Goji-Beeren und Moringa-Pulver getestet und unter anderem Pestizid-Rückstände über der zulässigen Höchstgrenze gefunden
Ein wahrer Hype ist in den letzten Jahren um sogenanntes Superfood, wie Chia, Goji, Moringa, Acai und Spirulina entstanden. Doch sind die Lebensmittel wirklich so gesund, wie die Verpackungsangaben versprechen? Um das herauszufinden, hat TESTBILD für die aktuelle Ausgabe 4/2017 (EVT: 15.9.2017) je fünf Packungen Chia-Samen, Goji-Beeren und Moringa-Pulver beim Discounter, im Supermarkt, in Bioläden sowie online gekauft und im Labor auf Belastungen mit Schadstoffen untersucht. „Die Ergebnisse sind erschreckend“, sagt TESTBILD-Redakteurin Claudia Brüggen-Freye. „Nur bei den Chia-Samen von Alnatura gab es keine Beanstandungen. In allen anderen Proben fanden die Lebensmittelchemiker Rückstände von Mineralöl, Pestiziden, Nikotin sowie Schwermetallen wie Blei. Vier der 15 Produkte sind so schwer belastet, dass sie komplett durchfallen.“
Der Labortest zeigt: Ein besonders großes Problem ist die Belastung mit Pestiziden. Der Alesto Chia-Samen von Lidl und der Naturacereal Chia-Samen von Amazon-Händler VM-Trading überschreiten die gesetzlich festgelegte Höchstmenge bei Paraquat, einem Unkrautvernichter, dessen Verwendung in der EU nicht mehr zugelassen ist. Der Sportnahrungs-Anbieter Wehle Sports wirbt damit, dass die Goji-Beeren frei von Pestiziden seien. Die Analyse im Labor beweist das Gegenteil: 17 Schädlingsbekämpfungsmittel finden sich in den Proben. Die Rückstände der Chemikalie Carbofuran, die in der EU-Landwirtschaft verboten ist, liegen über der zulässigen Höchstgrenze. Auch beim Moringa-Pulver von Vivanutria weisen die Experten 14 Pestizide nach, bei sieben ist die Rückstandsmenge zu hoch.
Alle getesteten Moringa-Pulver sind außerdem mit Schwermetallen belastet, vor allem Blei. Die Produkte halten zwar die gesetzlichen Höchstmengen ein, Eltern sollten aber vorsichtig sein, wenn sie ihren Kindern Smoothies mit dem Pulver mixen. Denn Kinder nehmen je nach Gewicht mit einer Tagesportion Moringa bereits zu viel Blei auf.
Claudia Brüggen-Freye: „Bei ‚Superfood‘ sollten Verbraucher kritisch sein. Es gibt kaum eine wissenschaftliche Studie, die einen gesundheitsfördernden Einfluss der Lebensmittel nachweist. Zudem zeigt unser Test, dass manche Produkte sogar gesundheitsgefährdend sind und nicht in den Handel gehören. Anstatt viel Geld für die teuren Produkte auszugeben, kann man zu heimischen Alternativen, wie Leinsamen oder schwarze Johannisbeeren, greifen.“
TESTBILD hat die Produkte folgender Hersteller getestet:
Chia-Samen: Alesto, Alnatura, Biozentrale, Gut Bio, Naturacereal
Goji-Beeren: Alesto (ohne Wertung, da Produktrückruf), Flores Farm, Morgenland, Superkost, Wehle Sports
Moringa-Pulver: Amtec Trading, Flügelschwinger, IQ-Trade, Mirko Rost, Naturschätzchen
So wurde getestet:
Wie „sauber“ sind Superfoods? Um das herauszufinden, holte sich TESTBILD Hilfe bei GALAB, einem Labor für Qualitätskontrolle in Hamburg. Dort untersuchten Ökotrophologen und Lebensmittelchemiker die 15 Superfood-Proben von Chia-Samen, Goji-Beeren und Moringa-Pulver auf Rückstände von Pestiziden, Schwermetallen, Mineralölen, Schimmelpilzen, Keimen und anderen Belastungen wie Nikotin. Für die Analyse wendeten die Experten modernste Methoden an. So können sie mithilfe von Flüssigchromatographie und Massenspektrometrie weit über 500 Pestizide in Lebensmittel finden. Mit einer weiteren massenspektrometrischen Analysemethode bestimmten die Experten die Rückstände von Schwermetallen.
Den vollständigen Test lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 4/2017 von TESTBILD, die für drei Euro im Handel erhältlich ist.