Eiweißreiches Essen lässt Leberfett schmelzen

Wie eine neue Ernährungsstudie unter Führung des
Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) zeigt, verringert
eiweißreiches Essen innerhalb von sechs Wochen bei Menschen mit
Typ-2-Diabetes das Leberfett um bis zu 48 Prozent. Dabei war es egal, ob
die Kost vorwiegend auf pflanzlichem oder tierischem Eiweiß basierte.
Das Wissenschaftlerteam um Mariya Markova, Olga Pivovarova, Silke
Hornemann und Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE, einem Partner des
Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), veröffentlichte seine
Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift Gastroenterology (Markova et al.
2016; DOI: http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2016.10.007).

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung ist in Europa und den USA die
häufigste chronische Lebererkrankung. „Unbehandelt ist die Fettleber ein
Schrittmacher des Typ-2-Diabetes und kann in eine Leberzirrhose
übergehen, die lebensbedrohliche Folgen haben kann“, erklärt
Studienleiter Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE. „Gemeinsam mit unseren
Partnern effektive Ernährungsstrategien zu entwickeln, die der
Erkrankung vorbeugen, ist daher wichtiger denn je, da die Zahl der
Betroffenen steigt“, so der Ernährungsmediziner weiter.

Verschiedene Studien haben weltweit bereits die Effekte eiweißreicher
Diäten auf den menschlichen Stoffwechsel untersucht. In vielen dieser
Untersuchungen beobachteten Wissenschaftler günstige Effekte auf das
Körpergewicht, den Leberfettgehalt, die Blutfettwerte, den
Langzeit-Blutzuckerspiegel und den Erhalt der Muskelmasse. Allerdings
kamen auch einige der Untersuchungen zu dem Schluss, dass eine hohe
Eiweißzufuhr die Insulinwirkung vermindern und die Nierenfunktion
belasten kann. Da sich somit sowohl positive als auch negative Effekte
beobachten ließen, stellte sich für die Forscher des DIfE die Frage, ob
die Eiweißquelle für die jeweilige Wirkung entscheidend ist. Daher
untersuchten sie in der aktuellen Studie die Effekte von zwei
eiweißreichen Diäten* auf den Stoffwechsel von 37 weiblichen und
männlichen Studienteilnehmern im Alter zwischen 49 und 78 Jahren, die
an einem Typ-2-Diabetes erkrankt waren und in den meisten Fällen auch an
einer Fettleber litten. Die beiden Kostformen unterschieden sich
lediglich in den Eiweißquellen, die entweder hauptsächlich pflanzlichen
oder tierischen Ursprungs waren. Damit das Gewicht der Teilnehmer
während der gesamten Untersuchung stabil blieb und nicht eine
eventuelle Gewichtsabnahme das Ergebnis beeinflussen konnte, stimmten
die Wissenschaftler den Energiegehalt der Diät individuell auf jede
Person ab. Welche der beiden Kostformen ein Teilnehmer einhalten musste,
entschieden die Wissenschaftler nach dem Zufallsprinzip. Hauptquelle für
das pflanzliche Eiweiß waren vom Institut für Getreideverarbeitung (IGV)
speziell für die Studie angefertigte Lebensmittel, die mit Erbsenprotein
angereichert waren, zum Beispiel Nudeln oder Brot. Dagegen nutzten die
Studienteilnehmer, die viel tierisches Eiweiß aufnehmen sollten, magere
Milchprodukte sowie weißes Fleisch und Fisch als Eiweißquellen.

„Wie unsere Ergebnisse zeigen, profitierten alle Studienteilnehmer von
der eiweißreichen Kost, egal ob sie auf pflanzlichem oder tierischem
Eiweiß basierte. Negative Effekte auf die Nierenfunktion oder den
Zuckerstoffwechsel beobachteten wir nicht“, sagt Erstautorin Markova.
„Das Leberfett nahm deutlich ab, bei der Hälfte der Studienteilnehmer
sogar um mehr als 50 Prozent. Damit verbunden beobachteten wir günstige
Veränderungen des Leber- und Fettstoffwechsels, eine verbesserte
Insulinempfindlichkeit der Teilnehmer und zudem eine deutliche Abnahme
des Botenstoffs fibroblast growth factor 21 im Blut“, ergänzt Olga
Pivovarova, die neben Mariya Markova federführend zur aktuellen Studie
beigetragen hat. Die Funktion des von der Leber und Muskulatur ins Blut
abgegebenen Botenstoffs sei noch nicht hinreichend geklärt und die
Ergebnisse daher nicht ganz leicht zu interpretieren, so die
Wissenschaftlerin weiter. Bisherige Untersuchungen wiesen aber darauf
hin, dass das Hormon verschiedene Organe und das Fettgewebe beeinflusse.
Besonders bei übergewichtigen Menschen fänden sich hohe Konzentrationen
im Blut. Nicht zuletzt ließen andere, aber auch die eigenen
Studienergebnisse annehmen, dass die Hormonkonzentration auch von der
Art und Menge der verzehrten Makronähstoffe abhängt, ergänzt
Studienärztin Silke Hornemann.

„Letztendlich sind größere und längere Studien notwendig, um die der
Beobachtung zu Grunde liegenden Stoffwechselmechanismen besser zu
verstehen, um die Langzeiteffekte zu untersuchen und um zu prüfen, ob
auch jüngere Patienten von der Ernährungsumstellung profitieren
würden“, sagt Pfeiffer. „Denn die von uns in der Studie
beobachteten günstigen Effekte könnten auch altersabhängig sein, da die
Studienteilnehmer im Schnitt das 60. Lebensjahr überschritten hatten.
Sofern keine Nierenerkrankungen vorliegen, spielt eine ausreichende
Eiweißversorgung besonders in dieser Altersgruppe eine wichtige Rolle,
wenn man zum Beispiel an die mit dem Alter oft einhergehende Abnahme der
Muskelmasse denkt“, so der Mediziner weiter. Es bestünde also noch
viel Forschungsbedarf, auch um die beteiligten hormonellen
Regulationsmechanismen besser zu verstehen. Abschließend könne man
jedoch sagen, dass, ausgehend von den Beobachtungen und unter
Berücksichtigung umweltrelevanter Aspekte, Verbraucher bevorzugt
pflanzliche Lebensmittel zur Eiweißversorgung nutzen sollten.

Link zur Publikation:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0016508516352295

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