Heute habe ich mal wieder in La Liste geguckt – das ist die Liste der 1000 besten Restaurants der Welt – herausgegeben von denjenigen, die meinen, es zu wissen: Der französischen Staat, vertreten durch das Aussenministerium – neben französischen Restaurants gibt es auch einige andere – wir besuchten heute die Nummer 764 der Welt – das sind fast 50 Plätze besser als das Berliner Restaurant Tim Raue. Es ist das zweitbeste Restaurant in Bahrain. Es wird also toll werden!
Wir besuchten das Saffron by Jena Bakery in Muharraq, Bahrain. Es hat es in La Liste geschafft, weil die Foodkritiker von Tripadvisor und die Anzeigenverkäufer des „Time Out Bahrain“ Magazins das Restaurant so hoch bewerteten. So nennt das Time Out Magazin das „Saffron“ den besten Bahraini, aber nicht das beste Restaurant in Bahrain: „Saffron by Jena Bakery:
When it comes to finding a stand-out Bahraini breakfast at a truly cultural location in Bahrain, then it has to be Saffron by Jena Bakery. The brand has three branches: the one in Muharraq is in a renovated house; another more modern venue in Manama’s souq; and a third at Riffa Fort where you can gaze out at the vast Haniniya valley.“ Ein Frühstückslokal?
Nach einem gelungenen Konzert mit der Violinistin Mika Nishimura, veranstaltet von der japanischen Botschaft, wollten wir ins Saffron. Man braucht recht gute Nerven, um das zu finden und hinzukommen, wenn man selber fährt. Google Maps verirrt sich gerne in den engen Gassen. Das ist Mitten im Souq und Parkplätze sind da Mangelware. Ein Durchkommen ist sehr schwer, weil alles zugeparkt ist und oft nur Zentimeter zum Rangieren Platz ist. Wir fahren am unscheinbar wirkenden Restaurant vorbei und finden mit Glück 200m weiter einen Parkplatz vor einer Reihe Geschäften, die Abaya anbieten. So richtig angenehm ist für meine Frau der Weg zum Restaurant nicht, da alle Männer – es sind nur Männer da – auf die unverschleierte Frau starren.
Dort angekommen sind wir irritiert. Es sieht nicht spektakulär aus. Sogar ein wenig schmuddelig. Witzig sind im Boden eingelassene Glasscheiben, die das historische Haus zeigen. Die Bestuhlung hat einen Flohmarktcharakter. Die Küche sind schäbige 4 qm mit Mikrowelle.
Nun ja. Wir lassen uns beraten. Eine Karte gibt es nicht und die ausgestellten Törtchen sind nicht sehr ansprechend. Der Bangladeshi, der bedient, meint, man frühstücke hier von 8 bis 22 Uhr am Besten. Bis 13 Uhr sei der Laden knüppeldicke voll, danach geht es, ausser am Wochenende, da erst nach 18 Uhr. Als Berliner finde ich das ganz sympathisch. Frühstücken wenn man selber will. Dit is och Berlin!
Bleiben wir in Bahrain. Wir bestellen ein Frühstück (das reicht für zwei sagt der Kellner und untertrieb, wie sich rausstellte) und zwei frische O-Säfte. Da hätte auch einer gereicht, der Saft war deutlich über einen halber Liter (3 €). Das Frühstück für zwei kostete 15 Euro. Für 21 € war es also deutlich billiger als bei Tim Raue, bei dem ich zuletzt zu fünft fast 1200 Euro zahlte.
Als Gruß aus der Küche kamen sehr gute Datteln mit Tahina. Das sah fast aus wie Bratwurst und Senf.
Es gab Rührei mit Safran-Kardamon Nudeln, zerkochte Bohnen, süsse Tomaten-Eipaste, zerkochte fettige Bratkartoffeln und weiteres, belangloses Töpfchen, ein scharf-gefülltes vegetarisches Brötchen, eklig süsse Brötchen und gutes Fladenbrot, sowie eine Art Crepes mit Fischsauce. Das war alles essbar, hatte aber nichts mit Kulinarik und schon gar nichts mit Kochkunst zu tun. Und es war sauviel. Das hätte auch für vier Hungrige oder sechs Normale gereicht.
Wir werden vermutlich noch einmal hingehen. Mit Besuch, um diesem zu zeigen, wie ein traditionelles, bahrainisches Frühstück aussieht. Danach kam man gut den Souq besuchen. Für Feinschmecker ist das aber wirklich nichts. Das ist so, als ob man eine Bude, die Kartoffelpuffer mit Industrie-Apfelmus macht, zum Gourmettempel erklärt. Essensmäßig ist es noch nicht einmal bemerkenswert. Es ist lokal.
Hier finden Sie unsere Bilder zum Saffron:
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.10153637957103124.1073741948.168996673123&type=3
Update 2020: Nach den Bildern wollte kein Besuch das Original bahrainische Frühstück probieren.