Ansatz zur Verbesserung der Ernährungssituation
Was einen gesundheitsförderlichen Lebensstil auszeichnet und welche Lebensmittel als gesund gelten, wissen viele. Dennoch setzen die entsprechenden Empfehlungen nur die Wenigsten um. Alena Buyx, Professorin für Medizinethik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, erörterte auf dem 18. aid-Forum in Bonn, ob und wie man Ernährungsempfehlungen durch Veränderungen des Umfeldes leichter umsetzen kann. Die Antwort ist der als „Nudging“ bekannte Ansatz. Buyx zeigte auf, dass das menschliche Entscheidungsverhalten teils irrational ist und dass Automatismen oftmals Entscheidungen lenken.
Beispielsweise beeinflusst die Präsentation der unterschiedlichen Alternativen eine Entscheidung. Dabei spielt der Aufwand der betrieben werden muss, um die eine oder andere Alternative zu erreichen, eine große Rolle. Außerdem wählen Menschen oft die vorgegebene Option. Darüber hinaus gibt es auch Gruppeneffekte bei der Entscheidungsfindung. Diese sind auch beim Essen nachweisbar. Buyx erklärte, dass „Dickwerden“ genauso wie „Abnehmen“ ansteckend ist. Auch Anreize beeinflussen das Verhalten. „Probanden laufen länger auf dem Laufband, wenn das Gerät nicht nur die verbrannten Kalorien anzeigt, sondern auch, was der Proband danach essen kann“, so die Referentin.
Diese „Nudges“ (Nudge lässt sich zum Beispiel mit „Anstubsen/Anstoßen“ übersetzen) lassen den Menschen ihre Entscheidungsfreiheit, können aber dennoch das Entscheidungsverhalten gezielt beeinflussen. Entsprechende Maßnahmen üben keinen Zwang aus, helfen aber, die Umwelt so zu gestalten, dass das gewünschte Verhalten leicht fällt.
Eine ungewünschte Alternative wird nicht weggenommen, sondern einfach etwas weiter außer Reichweite gestellt. Die „ungesunde“ Option wird also erschwert. Das Wissen, dass Gewohnheit, Trägheit und Automatismen das Entscheidungsverhalten relevant beeinflussen, kann auch im Ernährungs- und Gesundheitsbereich helfen, Entscheidungen in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Annalena Wall, www.aid.de