Morgens beim Frühstück. Hektisch geht es zu. Man wartet ewig auf den Cappuccino. Die Laune sinkt. Der Cappuccino kommt. Man trinkt. Ein Strahlen geht über das ganze Gesicht. Man möchte singen oder hüpfen. Dieser Cappuccino ist vermutlich der beste Kaffee, den ich je in einem Hotel ausserhalb von Italien getrunken hatte. Aber zum Anfang.
Es geht holprig los. Wir fahren mit dem Taxi vom Flughafen zum Hyatt (ca. 10 Euro/20 Minuten). Am Hyatt steht ein Minibus und niemand da, der uns mit dem Gepäck helfen könnte. Als wir fast an der Rezeption waren, stürzten sich von allen Seiten dienstbare Geister auf uns. Das Einchecken ist dann nicht sehr schnell und recht umständlich und unprofessionell. Wir – zu viert – bekommen dann 10 chinesische Pässe zurück, anstelle unsere vier. Wir hatten zwei sehr schöne, moderne Standardzimmer mit etwas Meeresblick und großzügigen Balkon. 135/136 im F-Hotel. Relativ ruhig gelegen, weit weg vom Pool. Die Zimmer machen auf dem ersten Blick einen guten Eindruck, ohne großen Renovierungsstau. Einige Steckdosen sind jedoch unbrauchbar. Der Ablauf eines Waschbecken geht nicht, die Matratze riecht nach Urin. Gemeldet Schäden werden meist behoben. Und nachdem die Matratze ausgetauscht wurde, roch es auch nicht mehr. Eigentlich hätte die Hausdame das auch riechen müssen.
Es gibt keinen Schreibtisch im Zimmer, dafür eine Couchecke mit Tisch. Auf dem Balkon ein weiterer Tisch und ein hübsches, rundes Sonnenbett. Zum Arbeiten ist das Zimmer nicht geeignet.
Das Bad ist offen, man sollte also nur mit vertrauten Personen das Zimmer teilen.
Insgesamt ist das Zimmer als erstklassig, 5 Sterne, zu bezeichnen. Nur eine Personenwaage fehlt mir, die es auch nicht auf Anfrage gibt.
Das „Highspeed“ Internet ist gratis und auch am Strand, aber extrem langsam (0,3 Mbps).
Wir hatten das große Glück, das unsere Anfrage nach einem ruhigen Zimmer erfüllt wurde. Die Zimmer des F-Hotels liegen viel ruhiger als die des E-Hotels. Wer hier im Erdgeschoß am Pool wohnt, hat weder Privatsphäre noch Ruhe.
Das Personal ist fast immer freundlich, aber genauso extrem unausgebildet. Auch die Englischkenntnisse sind nur – wenn überhaupt – rudimentär vorhanden. Durch Herzlichkeit werden diese Nachteile gut ausgeglichen. Sie wissen nicht was sie machen, aber sie machen es mit Hingabe und viel Freundlichkeit. Und nie wird Trinkgeld erwartet, aber gerne genommen.
Kinder sind sehr willkommen im Hyatt. Das Hyatt hat das Camp Hyatt, einen Kindergarten, der auf bis zu 12 Jahre alte Kids aufpasst. Auch werden Veranstaltungen angeboten, wie „Rock Climbing“. Es gibt eine schöne Kinderkletterwand. Wer aber denkt, dass seine Kinder während dieser Veranstaltung betreut werden, liegt falsch. Der Poolboy, der eigentlich keine Ahnung vom Klettern hat, wird zum Aufpassen abgestellt. Ob Kinder gehen oder nicht, merkt er nicht. So kam unser Sohn zwischendrin zu uns, weil er Durst hatte. Ohne, dass es jemand gemerkt hätte. Als wir eien Stunde später die Kletterschuhe zurückbrachten, war niemand erstaunt. Camp Hyatt ist gute Idee, in Da Nang jedoch verantwortungslos geführt.
Die Gäste bestehen aus drei Gruppen. Asiaten aus den umliegenden Ländern, wie Singapur, Hong Kong, Japan und China. Expats aus den umliegenden Ländern. Touristen aus Europa und den USA, darunter viele Deutsche.
Am ersten Abend gingen wir in das Hauptrestaurant, um zu essen. Das Restaurant war ziemlich leer. Trotzdem bekamen wir keinen Tisch. Die Küche sei unterbesetzt und müsse sich erholen, wurde uns gesagt. In 20 Minuten könnte sie uns einen Tisch geben. Wir nörgelten etwas und bekamen dann nach fünf Minuten einen Tisch. Dann gab es etwas Achterbahn. Langweilige „Junge karamellisierte Schweinerippchen“, ein grandioses, vietnamesisches Auberginengericht, eine feine, vegetarische Lasagne mit Pesto und ein „Fish & Chips“ bei dem der Fisch zu lange und die Pommes zu kurz die Fritteuse gesehen haben. Die gesamte Speisekarte ist hier: http://danang.regency.hyatt.com/en/hotel/dining/GreenHouse.html
Merkwürdig ist die Kalkulation der Getränke. Ein Wasser kostet 52 TD (2,30 €), eine frische Kokosnuss 75 TD (3,30€) und ein gehaltvoller, recht guter Mai Tai Cocktail nur 127 TD (5,50€). Ausserhalb des Hotels kostet ein Wasser 10 TD (50 Cents), die Kokosnuss 20 TD (knapp 1Euro) und der Cocktail 75 TD (3,30€). Das Wasser kostet also das 5fache, die Kokosnuss das 3,5fache und der Cocktail nur 60 % mehr. Cocktail saufen ist am günstigsten!
Das Frühstücksbuffet ist großartig. Die Obstabteilung wunderbar: Maracuja, Drachenfrucht, Papaya, Honigmelone und Wassermelone, kleine schmackhafte Bananen und Mandarinen waren der Standard. Das Omelett ist fantastisch. Man könnte denken, das hätte Daniel Leibssle vom Park Hyatt in Shanghai gemacht. In dieser Qualität bekommt man es fast nie. Es gibt eine vietnamesische Ecke, falls man am morgen bereits Pho Bah und Ähnliches essen möchte. Cherry Tomaten, Gurken, Rote Beete, Paprika und einiges mehr. Neben der Eierstation, es wird grundsätzlich an den Tisch geliefert, gibt es auch noch eine Pancake / Waffelstation, wo man abholt. Exzellentes Müsli, Cashew- und Walnüsse. Warmen Schweinebraten. Gute Auswahl frisch gepresster Obstsäfte. Sechs Sorten Brot, davon leider vier Weißbrote, ein Roggen/Nussbrot (zu leicht, aber okay) ein schweres, helles Nussbrot. Brötchen. Emmentaler, Camembert und anderen Käse. Aufschnitt ist nicht so prall. Komischer Kochschinken, etwas, dass wie Lachs aussieht, eine Art Leberwurst. Ich habe mein Brot lieber mit dem warmen Schweinebraten belegt, auch wenn die Dame hinter dem Tresen nicht verstand, dass ich den Braten gerne etwas dünner geschnitten bekommen hätte. Den besten italienischen Hotelkaffee (Illy). Leckeren, typisch vietnamesischen geeisten Kaffee. Prima grünen Tee. Absolut empfehlenswert!
Nach dem Frühstück, es war schon Mittag, sind wir zu dem wunderschönen Strand gegangen. Alleine der ist die Reise nach Da Nang wert! Leider gab es keine Strandliegen mehr für uns, so dass wir uns auf Handtüchern in die pralle Sonne setzen musste. Das wiederholte sich – trotz meiner Beschwerde – täglich. Das Hotel sei halt ausgebucht, so die Auskunft der Rezeption. Es gab auch keinen Service am Strand.
Ich verabredete mich mit dem Executive Chef, der auch F&B Manager ist. Es ist ein Sizilianer. Ich erwartete also einen kleinen, hektischen, dauernd-redenden dicken Koch. Stattdessen traf ich Fredric Farina. Einen hochgewachsenen, Sportler, ohne ein Gramm Fett zuviel. Intelligent und zurückhaltend. Farina eröffnete vor vier Jahren das Hotel als Küchenchef. Vorher war er zehn Jahre in Thailand.
Farina bietet im Hyatt eine italienische und vietnamesische Karte im Hauptrestaurant, sowie Steak- und Seafood im Beach-Restaurant an. Italienisch ist bei ihm auch italienisch. Nudeln sind al dente.
Farina erklärt mir, dass die Thai Küche eine Küche der Schärfe ist, während die für ihn interessantere Viet-Küche eine Küche der Produkte mit subtileren Gewürzen ist, etwas scharf im Süden, nicht mehr scharf in Zentral- oder Nordvietnam. Auf meine Frage, ob er denn einen eigenen Kräutergarten hat, bringt er eine schöne Story. Er nicht, aber ein Nonnenkloster in der Nähe baut für ihn nach seinen Vorgaben an. Ob wir es sehen wollen. Na klar, das wollen wir! Am nächsten Tag besuchen wir die katholische Nonnen. Sie betreiben eine Schule für behinderte Kinder. In erster Linie sind hier taubstumme Kinder, aber auch Trisomie 21 und autistische Kinder. Die Nonnen betreiben ein Cafe mit Konditorei, eine Schneiderei und die Gärtnerei. Die Kinder lernen hier Praktisches, da das vietnamesische Gesundheitssystem hier wohl versagt. Die Kinder werden morgens gebracht und abends von ihren Eltern wieder abgeholt. Die Kinder werden fürs Leben fit gemacht. Man hat nicht den Eindruck, die Kinder sein schwerstbehindert, was sie sind. Wir kamen gerade nach dem Mittagessen an, die Kinder räumen auf und säubern sehr gründlich die Kantine und Umgebung. Das Areal des Klosters ist extrem gut gepflegt. Die Kinder freuen sich, uns zu sehen. Andere Kinder, vielleicht 50, gucken in einem großen Zimmer nach dem Essen Cartoon Network.
Farina erklärt uns, dass er alle Gemüse und Gewürze kauft, die das Kloster übrig hat. Er verarbeitet diese Bio-Ware in seinen Restaurants oder auch in der Kantine. Ein tolles Projekt!
Wir sind tiefbeeindruckt und spenden dem Kloster als kleine Unterstützung unsererseits einen vietnamesischen Monatsmindestlohn (100 US$).
Unbedingt: Wer nach Da Nang kommt, sollte auch dieses Kloster mit seinem Coffeeshop besuchen!
Farina bietet Kochkurse mit Markteinkäufen an. Für Gruppen wären auch nach vorheriger Absprache weitere Möglichkeiten vorhanden.
Wer Interesse an einem Praktikum im Hyatt Da Nang hat, kann sich bewerben. Ebenso können sich auch ausgebildete Kräfte bei ihm bewerben, jedoch ist die Entlohnung nicht so prall.
Nachdem wir einen recht schönen Urlaub eine Woche im Hyatt verbrachten, fallen uns doch einige Sachen auf. Die Mitarbeiter sind alle sehr lieb und bemüht, aber Ausbildung fehlt fast völlig. Beim Check in wird man nach der Vorliebe für Zeitungen gefragt, bekommen habe ich nie eine.
Reklamationen werden erst bearbeitet, wenn man sich an den Duty Manager wendet. So z.B. war bei uns das Balkonfenster immer einen Spalt offen, da es nicht richtig schließ, so dass wir viele Mücken i
m Zimmer hatten, was recht lästig ist. Als wir den Grund rausfanden, passierte nichts. Erst als der Duty Manager von mir davon erfuhr, kamen drei Handwerker, die mehrere Stunden unser Fenster auseinandernahmen und fachgerecht zusammenbauten.
Jeden Tag ärgerten wir uns am Strand. Das Hyatt hat ca. 500 m Standfläche, vielleicht jeweils 100 m tief. Aber nur auf Höhe des Pools sind ein paar Liegen mit Sonnenschirmen, die jedoch auf gut germanische und britische Art mit Handtüchern dauerbelegt sind, auch wenn stundenlang niemand da ist. Ich beschwerte mich mehrere Male, dass ich auch gerne mit meiner Familie unter dem Sonnenschirm liegen möchte. Man sagte mir, es sei Hochsaison und bei 1400 Menschen in der Anlage wäre es normal, wenn alle Liegen belegt seien. Es täte ihnen sehr leid. Einmal klappte es, als ich ein Trinkgeld zahlte. Am nächsten Tag hatte der Trinkgeldempfänger frei. Der Mitarbeiter am Strand ist relativ desinteressiert und wenig hilfsbereit. Mal lagen wir in der prallen Sonne, mal hatten wir zwei nur Liegen, die anderen beiden mussten auf Handtüchern liegen und der Platz im Schatten war stark umkämpft, die Kinder nörgelten. Das ist eigentlich alles nicht nötig und beeinträchtigt den Urlaub.
Die Anlage ist schön, Preis-Leistung von Essen und Trinken ist okay. Ich würde aber nicht noch einmal in der Hochsaison hinfahren, in der Nebensaison, wenn es ausreichend Strandliegen gibt, aber jederzeit.
Das Hotel im Internet: http://danang.regency.hyatt.com/en/hotel/home.html
Der Preis auf der Hyatt Webseite war inkl. Frühstück im Restaurant ca. 390 US$ für das Doppelzimmer pro Nacht, inkl. Steuern. Hätte ich diesen Preis bezahlt, wäre ich nicht zufrieden gewesen, das wäre für das Produkt deutlich zu teuer!
Auf einer günstigen Seite, die wir auf www.4.ro fanden, buchten wir für 100 Euro inkl. Frühstück und Steuern. So gesehen stimmte bei uns Preis/Leistung. Für das Vierfache hätte ich jedoch etwas mehr erwartet. Ausgebildetes Personal zum Beispiel. Und bessere Organisation und weniger Fehler.
Wie immer haben wir alle unsere Rechnungen selber bezahlt.