Frankfurt gibt’s auch in gut
Seit nun mehr 30 Jahren gehe ich anfangs zweimal, jetzt noch einmal nach Frankfurt zu den Konsumgüter Messen. Ich bin noch nie gerne nach Frankfurt gegangen. Diese hässliche Bankenstadt war für mich Krankfurt.
Die ersten Male wohnte ich bei den Eltern einer Freundin im Keller eines Einfamielienhauses im Vortaunus, dann im Etagenbett für 8 DM/Nacht im Sportlerheim Königstein. Als es anfing besser zu laufen, im Mercure, das 10 Minuten zu Fuß von der Messe entfernt war und ein leckeres Frühstück hatte. Später stieg ich auf und wohnte aus Bequemlichkeit im „No Service“ Hotel Maritim an der Messe, für das ich bis zu 500 Euro/Nacht – zzgl. 28 Euro für Frühstück und 19,95 für Internet zahlte. Wenn ich vom nicht vorhandenen Service des Maritim mal wieder zu genervt gewesen bin, zog ich in einen der Kaninchenställe des Marriotts gegenüber. Zu ähnlichen Preisen wie das Maritim aber zumindest etwas freundlicheren Mitarbeitern, wenn auch nur wenig mehr Service. Im Marriott wartet man – gefühlt – Stunden auf den Fahrstuhl. Nach einem harten Winter zog es mich im Folgejahr dann wieder ins Maritim, da man vom Maritim trocknen Fusses in die Messe gelangt. Dann probierte ich den Hessischen Hof, der keinen bleibenden Eindruck auf mich hinterlies. Ich erinnere mich nur an ein kleines Zimmer.
Im letzten Jahr war ich sehr nett im Intercontinetal, es war etwas altbacken, zumindest jedoch professionell geführt.
Essen gehen mochte ich auch nie in Frankfurt. Grummeliger Service. Überhöhte Preise. Peinliche Qualität. Als ich noch vor 20 Jahren mit dem Auto da war, fuhr ich mit meinen Gästen lieber nach Königstein in die Linde, wo wir freundlich bedient wurden und normale Preise zahlten. Das war eine Erholung. Seit 13 Jahren gehe ich Sonntagabends zum Meeting in die Kochschule Mirko Reeh. Das Essen hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert und bei Mirko ist unsere Frankfurter Heimat. Mirko ist DER Gastgeber!
Kulinarisch fein, aber so teuer und unmögliche, arrogante Bedienung, ist das japanische Sushi Ko im Maritim. Das Abendbüffet im gleichen Haus zu 58 Euro p.P. würde ich dagegen in die Kategorie Körperverletzung einordnen.
Das letzte Jahr war ich bei Carmelo Greco eingeladen. Wow! Frankfurt, Du kannst es ja doch. Zu Carmelo kann man jederzeit gehen! Ganz prima! Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Freundlich. So unfrankfurterisch.
2014 änderte sich mein Verhältnis zu Frankfurt. Herr Carl war der erste, der mich beeindruckte. Als ich meine neue Herberge betrat, begrüßte mich der etwa 75j. Concierge mit den Worten „Willkommen, Herr Romanowski!“. Ich war noch nie im Leben im Steigenberger Frankfurter Hof, in dem Herr Carl schon seit 60 Jahren dient. Offenbar hatte er mich gegoogelt. Sensationell! Das Hotel hat über 250 Zimmer!
Unser Zimmer ist luxuriös und in einem Spitzenzustand, nur leicht staubig. Im Housekeeping läuft noch nicht alles ganz rund. Wir wohnten im 5. Stock und hatten sogar zwei Balkone mit schönem Blick auf den Innenhof und auf die Commerzbank Zentrale. Wir genossen unsere Nespressomaschine und das kostenlose Internet, das für viele 5-Sterne Häuser immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Und es funktionierte auch bei vollem Haus noch gut. Anders als das Bezahlinternet im Maritim ,dass trotz 19,95 Euro selten funktionierte.
Am nächsten Abend im Restaurant Francaise begeisterte der ausgesprochen liebenswürdige wie auch hochkompetente Service. Das war für mich so unfrankfurterisch, da Weltklasse. Dann startete Küchenchef Patrick Bittner sein Feuerwerk. Der hat nur einen Stern? Es schmeckte wie zwei! Wir hatten leider nicht so viel Hunger und haben neben den exzellenten Grüßen aus der Küche nur ein paar Austern und die Foie Gras vorab gegessen und danach seine Kalbshaxe, die am Tisch tranchiert wird. Bemerkenswert auch das Brot, das der Hannoveraner Bäcker Gaus liefert. Einer meiner Gäste ist ein Däne, der in Japan lebt. Er hatte sich zwei mal alle acht Brotsorten geben lassen, dazu die vier verschiedenen Buttersorten. Er vermisste gutes Brot in Japan und bekam jetzt das Beste.
Insgesamt nicht günstig, aber trotzdem jeden Euro wert. Wir alle verliessen das Restaurant sehr glücklich.
Zu Patrick Bittner – wie auch zu Carmelo Greco – werden wir nächstes Jahr auf jeden Fall wieder gehen.
Der Frankfurter Hof hatte früher einen tollen Ruf, dann renovierte man lange Jahre nicht und jetzt erstrahlt der Frankfurter Hof in altem Glanz. Dank des Frankfurter Hofs und seiner Mitarbeiter komme ich jetzt richtig gerne nach Frankfurt!
http://de.steigenberger.com/Frankfurt/Steigenberger-Frankfurter-Hof
http://www.mirko-reeh.com/
http://www.carmelo-greco.de/