Dr. Fanta: Zuckerbrause macht nicht dick

Eine gemeinsame Literaturanalyse der Universität
Navarra in Spanien und des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung
(DIfE) zeigt nun erstmals: Systematische Übersichtsarbeiten, bei denen
ein finanzieller Interessenkonflikt aufgrund industrieller Förderung
angegeben war, kommen fünfmal häufiger zu dem Ergebnis, dass kein
Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke und
einer Gewichtszunahme besteht, als Studien, bei denen kein
Interessenkonflikt vorlag. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre
Daten jetzt in der Fachzeitschrift PLOS MEDICINE (Maira Bes-Rastrollo et
al.: 2013).

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Studien, die den Einfluss von
zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken auf die Körpergewichtszunahme
untersucht haben. Da die Studienergebnisse unterschiedlich ausfielen,
gaben sie Anlass für heftige Diskussionen, nicht nur in der
Wissenschaft, sondern auch in der Öffentlichkeit. Um zu klären, ob
finanzielle Interessenkonflikte mit der Nahrungsmittelindustrie die
Studienergebnisse beeinflusst haben könnten, führte das
spanisch-deutsche Wissenschaftlerteam eine umfangreiche Literaturanalyse
durch. So erfassten die Forscher zunächst alle in der PubMed-, Cochrane-
und Scopus-Literaturdatenbank aufgeführten systematischen
Übersichtsarbeiten, die seit Gründung der Datenbanken bis zum 31.
August 2013 zum Thema „Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger
Getränke und Übergewicht“ erschienen waren. In sechs der 17
identifizierten Artikel gaben Autoren finanzielle Interessenkonflikte
an. Nachdem die Forscher aus den Manuskripten alle Hinweise auf die
Finanzierung oder auf angezeigte finanzielle Interessenkonflikte
entfernt hatten, werteten zwei Wissenschaftler unabhängig voneinander
die Studien hinsichtlich ihrer Ergebnisse aus.

83,3 Prozent der systematischen Übersichtsarbeiten, die in den
Manuskripten ohne Interessenkonflikt beschrieben waren, kamen zu dem
Schluss, dass ein hoher Konsum von zuckerhaltigen Getränken direkt mit
einer Gewichtszunahme oder Übergewicht verbunden ist. Dagegen kamen
ebenso 83,3 Prozent der Arbeiten, bei denen Interessenkonflikte
angegeben waren, zu dem entgegengesetzten Ergebnis, dass die
vorliegenden Daten keinen Zusammenhang belegen.

„Obwohl unsere Untersuchung nicht darauf ausgerichtet war, zu klären,
welche Interpretation der verfügbaren Daten richtig ist, stimmen die
Ergebnisse uns doch bedenklich, da sie annehmen lassen, dass finanzielle
Interessenkonflikte die Schlussfolgerungen einer Übersichtsarbeit
beeinflussen können“, sagt Matthias Schulze, Co-Autor und Leiter der
Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE. So sei auffällig, dass
industriell geförderte Studien oft über einen fehlenden Zusammenhang
zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken und
Übergewicht berichteten, obwohl dies im Widerspruch zu den
Ergebnissen der Originalarbeiten stehe, erklären die Autoren weiter. Die
neuen Befunde machen somit darauf aufmerksam, dass wissenschaftliche
Aussagen, die auf industriell geförderte Studien zurückgehen,
möglicherweise Ungenauigkeiten beinhalten.

Link zum wissenschaftlichen Artikel:
http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1001578

Maira Bes-Rastrollo, Matthias B Schulze, Miguel Ruiz-Canela, Miguel A
Martinez-Gonzalez:
Financial conflicts of interest and reporting bias for the association
between sugar-sweetened beverages and weight gain: a systematic review
of systematic reviews. PLOS MEDICINE; 31st Dec. 2013

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